Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
allen Lagern bewegte sich ein stetiger Strom von Männern und Töchtern des Speers, aber das betraf nur die Kriegergemeinschaften. Indirian und die anderen Häuptlinge rührten sich nicht. Es bestand kein Zweifel mehr daran, dass sie sich endlich Rand anschließen würden, doch nicht, bevor die Weisen Frauen mit ihren Gesprächen fertig waren.
»Sie verhandeln immer noch?«, fragte Rand. »Was beim Licht müssen sie denn so lange beraten? Die Häuptlinge kommen, um sich mir anzuschließen, und nicht sie.«
Sie warf ihm einen strafenden Blick zu, der Moiraine Ehre gemacht hätte. »Die Worte der Weisen Frauen gehen nur die Weisen Frauen etwas an, Rand al’Thor.« Zögernd fügte sie dann hinzu, als wolle sie ihm so entgegenkommen: »Egwene kann dir etwas davon berichten. Wenn es vorbei ist.« In ihrem Tonfall lag die Andeutung, dass auch Egwene möglicherweise schweigen werde.
Sie widerstand seinen Versuchen, mehr aus ihr herauszuholen, und schließlich ließ er es sein. Vielleicht würde er es dennoch herausfinden, weil es ihm keine Ruhe ließ, vielleicht auch nicht. Wie auch immer, aus ihr würde er kein Wort mehr herausbringen, als sie sagen wollte. Die Aes Sedai hatten den Weisen Frauen der Aiel nichts voraus, wenn es um das Wahren von Geheimnissen ging. Beide Gruppen liebten es, sich mit Rätseln interessant zu machen. Aviendha hatte diese spezielle Lektion glänzend gelernt.
Egwenes Gegenwart bei dem Treffen der Weisen Frauen war schon eine Überraschung, genau wie Moiraines Abwesenheit. Er hätte eher erwartet, sie mittendrin zu sehen, wie sie wieder die Fäden spann, um ihre eigenen Pläne zu fördern, doch diesmal war es umgekehrt gekommen. Die neuangekommenen Weisen Frauen hätten gern eine Aes Sedai aus dem Gefolge des Car’a’carn kennengelernt, aber obwohl Moiraine nach der schwierigen Heilung Rands wieder auf den Beinen war, behauptete sie, keine Zeit zu haben. Egwene war als Ersatz für sie aus dem Bett geholt worden.
Das brachte Aviendha zum Lachen. Sie war draußen gestanden, als Sorilea und Bair Egwene praktisch aus dem Zelt geschleift hatten. Sie bemühte sich noch, in ihre Kleider zu schlüpfen, während die beiden sie weiterbugsierten. »Ich rief ihr noch zu, diesmal müsse sie mit den Zähnen Löcher in den Boden graben, weil man sie bei einer neuen Missetat erwischt habe, und sie war so müde, dass sie mir glatt geglaubt hat. Sie fing an zu protestieren, sie werde das nicht machen, und zwar so vehement, dass Sorilea sie fragte, was sie denn angestellt habe, dass sie sich so verteidigen müsse. Du hättest Egwenes Miene sehen sollen!« Sie lachte so schallend, dass sie beinahe vornüber gefallen wäre.
Asmodean blickte sie misstrauisch an, was nun Rand wieder nicht verstand, wenn er bedachte, was und wer Asmodean schließlich war. Rand wartete aber nur geduldig ab, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Was den Humor der Aiel betraf, war das noch ziemlich schwach gewesen. Mehr die Art von Streich, wie er ihn von Mat erwartete und nicht von einer Frau, aber auch so recht zahm.
Als sie sich aufrichtete und die Tränen aus den Augen wischte, sagte er: »Was ist nun mit den Shaido? Oder befinden sich deren Weise Frauen auch auf dieser Versammlung?«
Immer noch in ihren Wein hineinkichernd, antwortete sie ihm, dass sie die Shaido-Gefahr als beendet ansah und kaum noch wert, beachtet zu werden. Man hatte Tausende gefangengenommen und brachte jetzt immer noch kleine Gruppen neuer Gefangener herein. Die Kämpfe waren bis auf ein paar kleine Scharmützel hier und da alle beendet. Aber je mehr er aus ihr herausbekam, desto weniger Gründe sah er, sie als endgültig besiegt zu betrachten. Da Han mit den vier Clans beschäftigt gewesen war, hatte der größere Teil von Couladins Soldaten ganz geordnet den Gaelin überschreiten können und dabei sogar noch die meisten Gefangenen mitgeschleppt, die sie vor Cairhien gemacht hatten. Und noch schlimmer: sie hatten die Steinbrücken hinter sich zerstört.
Das machte ihr nichts aus, wohl aber ihm. Zehntausende von Shaido nördlich des Flusses, und keine Möglichkeit, sie anzugreifen, bevor die Brücken nicht ersetzt waren, und sogar für einfache Holzbrücken würde man eine Weile brauchen. Das war Zeit, die er nicht hatte.
Ganz am Ende, als es schien, nun gäbe es bestimmt nichts mehr über die Shaido zu berichten, sagte sie ihm dann etwas, das ihn die Shaido und die möglichen Schwierigkeiten vergessen ließ, die sie ihm bereiten könnten. Sie warf die
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