Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Sedai sagte, du benötigst jetzt Ruhe, bis …«
»Heute noch, Aviendha. Jetzt. Ich weiß nicht, warum Meilan nicht anwesend ist, falls er noch lebt, aber ich werde es herausfinden. Natael, mein Pferd bitte!«
Sie machte eine sture Miene, doch Asmodean löste seinen Arm aus ihrem Griff, strich den verknitterten Samt glatt und sagte: »Meilan und andere waren bereits hier.«
»Er sollte das nicht erfahren …«, fing Aviendha zornig an, verzog aber dann nur den Mund und endete mit: »Er muss sich ausruhen.«
Also glaubten die Weisen Frauen, sie könnten ihm Informationen vorenthalten. Nicht mit ihm; er war nicht so schwach, wie sie glaubten. Er versuchte aufzustehen, wobei er die Decke vor seine Blöße hielt, und als seine Beine den Dienst versagten, kaschierte er es einfach damit, dass er die Stellung wechselte. Vielleicht war er doch so schwach, wie sie annahmen. Doch er hatte nicht vor, sich davon zurückhalten zu lassen.
»Ich kann mich ausruhen, wenn ich tot bin«, sagte er und verwünschte diese Äußerung im gleichen Moment, da sie zusammenzuckte, als habe er sie geschlagen. Nein, bei einem Schlag wäre sie nicht zusammengezuckt. Sein Überleben war für sie der Aiel wegen wichtig, und eine Bedrohung seines Lebens tat ihr mehr weh als eine Faust. »Berichtet mir von Meilan, Natael.«
Aviendha schwieg mürrisch, und wenn Blicke etwas bewirken könnten, wäre Asmodean jetzt bestimmt mit Stummheit geschlagen worden. Er selbst vielleicht auch.
Ein Bote Meilans war in der Nacht eingetroffen und hatte blumige Lobpreisungen und Versicherungen lebenslanger Loyalität mitgebracht. In der Morgendämmerung war dann Meilan selbst erschienen, zusammen mit sechs anderen Hochlords von Tear, die sich in der Stadt befunden hatten, und einer kleinen Truppe tairenischer Soldaten, die an ihren Schwertern herumfingerten oder die Lanzen fester ergriffen, als erwarteten sie, auch noch gegen diese Aiel kämpfen zu müssen, die schweigend dastanden und ihren Einritt beobachteten.
»Es war ziemlich eng«, sagte Asmodean. »Dieser Meilan ist keinen Widerspruch gewohnt, glaube ich, und die anderen wohl auch nicht. Besonders der mit dem Kartoffelgesicht – Torean? – und Simaan. Der hat genauso spitze Blicke, wie seine Nase aussieht. Ihr wisst, dass ich gefährliche Gesellschaft gewohnt bin, aber diese Männer sind auf ihre Art genauso gefährlich wie manch andere, die ich kennengelernt habe.«
Aviendha schnaubte vernehmlich. »Woran sie auch gewöhnt sein mögen, sie hatten doch keine andere Wahl. Sorilea und Amys und Bair und Melaine auf der einen Seite, und Sulin mit tausend Far Dareis Mai auf der anderen. Außerdem waren noch einige Steinhunde dabei«, gab sie zu, »und ein paar Wassersucher und Rote Schilde. Wenn Ihr wahrhaftig so dem Car’a’carn dient, wie Ihr behauptet, Jasin Natael, dann solltet Ihr seine Ruhe genauso behüten wie jene.«
»Ich folge dem Wiedergeborenen Drachen, junge Frau. Den Car’a’carn überlasse ich Euch.«
»Erzählt weiter, Natael«, forderte Rand ihn ungeduldig auf, was nun ihm ein Schnauben einbrachte.
Sie hatte recht in der Hinsicht, dass die Tairener keine andere Wahl gehabt hatten. Allerdings hatten sie sich vermutlich der Töchter wegen, die möglicherweise an ihren Schleiern herumgespielt hatten, mehr Sorgen gemacht als der Weisen Frauen wegen. Auf jeden Fall war selbst Aracome, ein schlanker, ergrauter Mann, dessen Zorn nur selten an die Oberfläche kam, aber dafür lange anhielt, beinahe explodiert, als sie schließlich die Pferde wenden ließen, und Gueyam, kahl wie ein Stein und breit wie ein Schmied, war ganz blass vor Wut gewesen. Asmodean war nicht sicher, was sie davon abgehalten hatte, die Schwerter zu ziehen – die Gewissheit, überwältigt zu werden, oder die Erkenntnis, dass Rand sie, hätten sie sich mit dem Schwert den Weg zu ihm gebahnt und frisches Blut seiner Verbündeten ihre Klingen geziert, wohl kaum willkommen geheißen hätte. »Meilan quollen fast die Augen aus dem Kopf«, beendete der Mann seinen Bericht. »Aber bevor sie wieder abritten, rief er uns noch zu, er sei Euch treu ergeben. Vielleicht glaubte er, Ihr könntet es hören. Die anderen taten es ihm schnell nach, doch Meilan fügte noch etwas hinzu, was die anderen doch erstaunt verstummen ließ. ›Ich mache Cairhien dem Lord Drachen zum Geschenk‹, sagte er. Dann verkündete er, er werde einen großen Triumphzug vorbereiten, wenn Ihr bereit seid, die Stadt zu betreten.«
»Es gibt eine alte
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