Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
jede Kupfermünze aus der Tasche geluchst, und ich musste mir sogar noch etwas borgen. Der Kerl verlangt zehnfach überhöhte Preise. Ich fürchte, Ihr werdet Euch von dort aus selbst den Weg nach Caemlyn suchen müssen. Es tut mir wirklich so leid.«
»Du hast bereits genug getan«, warf Elayne ein, während ihr Blick zu den Rauchwolken über Samara hinüberschweifte.
»Ich habe mein Versprechen gegeben«, sagte er müde resignierend. Offensichtlich hatte es schon vor Nynaeves Ankunft einen entsprechenden Wortwechsel gegeben.
Nynaeve brachte es über sich, ihm zu danken, was er freundlich zurückwies, und das mit einem Blick, als verstehe auch sie ihn nicht. Und sie war mehr als bereit, das zuzugeben. Er hatte einen Krieg begonnen, um ein Versprechen einzulösen – Elayne hatte in diesem Falle recht; wenn nicht schon jetzt, dann würde sich bald ein Krieg daraus entwickeln – und obwohl doch seine Männer Neres’ Schiff besetzt hielten, verlangte er keinen günstigeren Preis von dem Kapitän. Es war Neres’ Schiff, und Neres konnte für die Fahrt verlangen, was er wollte. Solange er nur Elayne und Nynaeve mitnahm. Es war so: Galad beachtete niemals den Preis, den er oder jemand anderer dafür bezahlen musste, wenn man nur das Richtige tat.
An der Planke blieb er noch einmal stehen und blickte die Stadt an, als sehe er in die Zukunft. »Haltet Euch fern von Rand al’Thor«, sagte er mit unheilschwangerer Stimme. »Er bringt die Zerstörung. Er wird die Welt noch einmal zerstören, bevor er mit ihr fertig ist. Haltet Euch fern von ihm.« Und dann schritt er auch schon über den Kai und rief nach seiner Rüstung.
Nynaeve ertappte sich dabei, wie sie einen erstaunten Blick mit Elayne tauschte, obwohl sie schnell verlegen beiseite sah. Es fiel schwer, einen Augenblick wie diesen mit jemandem zu teilen, von der man wusste, wie scharf ihre Zunge sein konnte. Zumindest deshalb war ihr nicht wohl in ihrer Haut. Sie konnte sich nicht vorstellen, wieso Elayne einen verwirrten Eindruck machte, es sei denn, sie käme doch langsam zur Besinnung. Sicherlich hatte Galad nicht die geringste Ahnung, dass sie überhaupt nicht beabsichtigten, nach Caemlyn zu reisen. Männer verfügten nicht über eine solche Auffassungsgabe. Sie und Elayne sahen sich von nun an eine ganze Weile nicht mehr an.
KAPITEL 49
Nach Boannda
E s machte wenig Schwierigkeiten, die bunt zusammengewürfelte Gruppe von Männern, Frauen und Kindern an Bord zu schaffen. Nicht ein einziges Mal musste Nynaeve Kapitän Neres erneut klar machen, dass er Platz für jeden zu finden hatte; und was immer er glaubte, für ihre Passage an Geld verlangen zu können, so wusste sie doch ganz genau, was sie ihm für die Fahrt nach Boannda zahlen würde. Natürlich mochte es ein wenig geholfen haben, dass sie Uno leise befohlen hatte, seine Shienarer sollten irgendwie an ihren Schwertern herumspielen. Fünfzehn grob gekleidete Männer mit harten Gesichtern, alle mit kahlgeschorenen Köpfen bis auf die Skalplocken, ganz zu schweigen von den Blutflecken, ölten und schliffen ihre Klingen, lachten laut, als einer erzählte, wie ein anderer beinahe wie ein Lamm aufgespießt worden wäre … nun, die Wirkung war höchst befriedigend. Sie zählte ihm die Münzen in die Hand hinein, und wenn es zu weh tat, musste sie nur an den Hafen von Tanchico denken, und schon fiel es ihr leichter, weiterzuzählen. Neres hatte in einer Hinsicht recht: Diese Menschen wirkten nicht, als hätten sie noch viel Geld, und sie würden noch jede Kupfermünze bitter notwendig brauchen. Elayne hatte kein Recht dazu, in diesem giftig süßlichen Tonfall zu fragen, ob man ihr vielleicht gerade einen Zahn gezogen habe.
Die Schiffsbesatzung eilte davon, als Neres seine Befehle schrie, und machte die Leinen los, während noch die letzten Flüchtlinge an Bord schlurften, die wenigen Habseligkeiten in den Armen, jedenfalls diejenigen, die außer den Lumpen am Leib überhaupt noch etwas besaßen. Tatsächlich schien das plumpe Schiff allmählich so übervölkert dass Nynaeve sich zu fragen begann, ob Neres nicht recht gehabt hatte. Und doch stand so viel Hoffnung auf ihre Gesichter geschrieben, sobald sie mit beiden Füßen an Deck standen, dass sie bereute, auch nur daran gedacht zu haben, sie wieder zurückzuschicken. Und als sie erfuhren, dass sie für die Fahrt bezahlt hatte, drängten sie sich um sie, versuchten, ihre Hände zu küssen oder ihren Rocksaum, riefen ihr Dank und Segenswünsche zu, und
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