Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Hände hinter dem Rücken verkrampft gefaltet, und beobachtete, wie die über Bord gegangenen Fässer langsam hinter ihnen zurückblieben.
Auf gewisse Weise lag es an Neres’ Haltung Frauen gegenüber, dass Elaynes Mundwerk die Spitze genommen wurde und auch Birgitte sich besser beherrschte. So sah es jedenfalls Nynaeve; sie selbst hatte sich selbstverständlich wie gewöhnlich diszipliniert und höflich den anderen gegenüber verhalten. Neres konnte Frauen nicht leiden. Die Matrosen sprachen auffallend schnell, wenn sie mit einer der Frauen reden mussten, und dabei huschten ihre Blicke immer wieder zum Kapitän hinüber, bis sie endlich wieder erlöst an ihre Arbeit zurückkehren konnten. Hatte einer der Burschen anscheinend einen Augenblick lang nichts zu tun, dann schickte Neres ihn regelmäßig im Laufschritt an irgendeine neue Arbeit – und das unter ständigem Brüllen –, falls er auch nur zwei Worte mit irgendjemandem in einem Rock gewechselt hatte. Die hastigen Bemerkungen und leise ausgesprochenen Warnungen an ihre Kameraden bewiesen Neres’ Haltung Frauen gegenüber ganz eindeutig.
Frauen kosteten einen Mann nur Geld, sie kratzten und bissen wie Katzen und machten ständig Schwierigkeiten. Jedes einzelne Problem, mit dem ein Mann zu tun bekam, fiel letzten Endes doch auf eine Frau zurück, so oder so. Neres erwartete offensichtlich, dass die Hälfte von ihnen vor dem ersten Sonnenaufgang noch an Deck herumraufen und sich gegenseitig die Augen auskratzen würden. Sie würden bestimmt alle mit seinen Matrosen flirten und Unfrieden stiften, sofern sie nicht gleich Schlägereien provozierten. Vielleicht wäre er glücklich gewesen, hätte er sämtliche Frauen für alle Zeiten von seinem Schiff verbannen können. Sein Glück hätte sich wohl ins Unendliche gesteigert, wenn er sie sogar aus seinem Leben hätte verbannen können.
Auf einen solchen Menschenschlag war Nynaeve noch nie gestoßen. Oh, sie hatte gehört, wie Männer sich über Frauen und Geld beklagten, als ob Männer nicht mit Geld nur so um sich würfen, weil sie genau wie Elayne einfach kein Verhältnis dazu hatten, und sie hatte sogar gehört, wie sie die verschiedensten Probleme auf Frauen zurückführten, obwohl sie selbst das Ganze verursacht hatten. Aber sie konnte sich nicht erinnern, jemals einen Mann kennengelernt zu haben, der Frauen tatsächlich nicht leiden konnte! Sie war überrascht, zu erfahren, dass Neres in Ebou Dar eine Frau und eine ganze Kinderschar hatte, aber keineswegs überraschte es sie, dass er sich immer nur lange genug zu Hause aufhielt, um neue Ladung zu nehmen. Er wollte noch nicht einmal mit einer Frau sprechen ! Es war wirklich verblüffend. Manchmal ertappte sich Nynaeve dabei, wie sie ihn heimlich von der Seite her anblickte, so, wie sie es bei irgendeinem unglaublichen und fremdartigen Tier getan hätte. Er war viel eigenartiger als selbst die S’redit oder jedes andere Tier aus Lucas Menagerie.
Natürlich war nicht daran zu denken, dass Elayne oder Birgitte wieder einmal ihr Gift verspritzten, wenn er hätte zuhören können. Wenn Thom und die anderen die Augen rollten oder bedeutungsvolle Blicke tauschten, war das schon schlimm genug, aber sie gaben sich wenigstens Mühe, das heimlich zu tun. Eine offene Befriedigung auf Neres’ Zügen zu sehen, wenn er seine lächerlichen Erwartungen tatsächlich erfüllt sah – und so hätte er das gewiss aufgefasst –, wäre unerträglich gewesen. Das ließ ihnen keine andere Wahl, als zu schlucken und den Mund zu halten.
Nynaeve ihrerseits hätte sich gern einmal näher mit Thom, Uno und Juilin unterhalten, aber natürlich nicht unter Neres’ Augen. Sie vergaßen sich allmählich wieder und dachten nicht mehr daran, dass sie zu tun hatten, was ihnen aufgetragen wurde. Es spielte keine Rolle, ob sie damit das Richtige taten – sie hatten einfach zu dienen! Und aus irgendeinem Grund hatten sie angefangen, Neres ständig mit düsterem Lächeln Geschichten über eingeschlagene Schädel und aufgeschlitzte Kehlen aufzutischen. Doch der einzige Ort, an dem sie vor Neres sicher sein konnte, war die Kajüte. Sie waren zwar nicht besonders groß, obwohl natürlich Thom ziemlich hochgewachsen und Uno relativ stämmig war, aber mit allen zugleich dort drinnen wäre es in der winzigen Kajüte reichlich eng geworden. Und das hätte ihrer Schimpfkanonade, wie sie sie im Sinn hatte, einiges von ihrer Wirkung genommen. Gib einem Mann die Gelegenheit, sich so richtig drohend
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