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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Wäre da nicht die Bedrohung durch Moghedien gewesen. Sie war sich nicht sicher, ob Elayne durch die gleiche Überlegung zurückgehalten wurde. Ihr war lediglich bewusst, dass sie mit gleicher Leidenschaft an ihrem Zorn und an der Wahren Quelle festhielt, und mehr als die heranstürmende Menge war es Moghedien, die ihr das schwer machte. Sie hielt an der Macht fest, und doch wagte sie nicht, sie zu benützen. Nicht, solange es noch die kleinste Möglichkeit gab, sich anders zur Wehr zu setzen. Sie wünschte beinahe, sie könnte die Stränge kappen, die Elayne jetzt bestimmt verwob. Es musste eine andere Möglichkeit geben!
    Ein Mann, ein hochgewachsener Kerl in einem zerlumpten roten Mantel, der, seinen grün-goldenen Stickereien nach zu urteilen, einst jemand anderem gehört hatte, rannte mit seinen langen Beinen den anderen voran und schwang wild ein Beil. Birgittes Pfeil traf ihn genau in ein Auge. Er stürzte, lag bewegungslos am Boden, und die anderen trampelten mit verzerrten Gesichtern und unartikulierten Schreien über ihn hinweg. Nichts würde sie aufhalten. Aufheulend vor Zorn und Angst, riss Nynaeve ihr Messer vom Gürtel und bereitete sich gleichzeitig darauf vor, eben doch die Macht einsetzen zu müssen.
    Wie eine Woge, die an Felsen zerschellt, so rannte sich der Angriff am Stahl der Shienarer fest. Die Männer mit ihren Skalplocken wirkten immerhin noch weniger zerlumpt als die, gegen die sie zu kämpfen hatten. Sie arbeiteten methodisch mit ihren Zweihandschwertern wie Handwerker bei ihrer Arbeit, und der Ansturm kam nicht über ihre dünne Reihe hinaus. Männer fielen unter Schreien nach dem Propheten, aber immer weitere kletterten über ihre Leichen hinweg. Juilin, dieser Narr, hielt seinen Platz in dieser Reihe, den oben flachen, kegelförmigen Hut auf dem dunklen Kopf. Sein nur daumendicker Stock wirbelte kaum sichtbar durch die Luft, wehrte Hiebe ab, brach Arme und knallte auf Schädel herab. Thom befand sich hinter der Reihe und huschte mit deutlich ausgeprägtem Hinken, aber trotzdem schnell, von einem Ort zum anderen, um sich den wenigen zu stellen, die es geschafft hatten, sich durchzuwinden. Er hatte wohl nur in jeder Hand einen Dolch, doch selbst Schwertträger starben von eben diesen Händen. Das ledrige Gesicht des Gauklers trug einen grimmigen Ausdruck. Als ein massiger Kerl in der Lederweste eines Hufschmieds mit seiner Mistgabel beinahe Elayne erreicht hätte, knurrte Thom ebenso wild auf wie viele in der angreifenden Masse und trennte dem Mann fast den Kopf ab, als er ihm die Kehle aufschlitzte. Inmitten dieses Durcheinanders wechselte Birgitte seelenruhig immer wieder die Stellung, und jeder ihrer Pfeile fand sein Ziel in irgendeinem Auge.
    Und wenn sie auch den Mob aufhielten, war es doch Galad, der den Angriff endgültig zurückschlug. Er stand ihrem Ansturm gegenüber, als warte er auf einem Ball auf den nächsten Tanz, die Arme verschränkt und unbeeindruckt. Er hielt es noch nicht einmal für notwendig, die Klinge zu ziehen, bis sie ihn fast schon erreicht hatten. Dann tanzte er, und all seine Eleganz der Bewegung wandelte sich in tödliche Geschmeidigkeit. Er stellte sich ihnen nicht; vielmehr schnitt er sich einen Weg direkt ins Herz des Mobs, eine Gasse, so breit wie die Reichweite seines Schwerts. Manchmal umringten ihn gleich fünf oder sechs Männer mit Schwertern und Tischbeinen als Knüppel, aber das dauerte nicht lange – nur so lange, wie sie brauchten, um zu sterben. Am Ende konnte weder ihr Zorn noch ihr Blutdurst ihn in die Knie zwingen. Vor ihm rannten sie zuerst davon, ließen die Waffen fallen, und als auch die anderen sich der Flucht anschlossen, teilte sich der Strom an ihm wie an einem Felsen. Nachdem sie auf dem gleichen Weg verschwunden waren, den sie bei ihrem Überfall genommen hatten, stand er allein zwanzig Schritt von den anderen entfernt zwischen den Toten und Sterbenden, mit ihrem Stöhnen als Begleitmusik.
    Nynaeve schauderte, als er sich bückte und seine Klinge an der Jacke eines Toten abwischte. Selbst dabei wirkte er noch elegant. Selbst dabei war er noch schön. Sie glaubte, sich übergeben zu müssen.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange das alles gedauert hatte. Einige der Shienarer stützten sich schwer atmend auf ihre Schwerter. Und sie betrachteten Galad mit gehörigem Respekt. Thom hatte sich vorgebeugt, eine Hand auf ein Knie gestützt, und mit der anderen versuchte er, sich Elayne vom Leibe zu halten. Er versicherte ihr dabei, er müsse

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