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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Kadere die Augen auf. Wo blieben denn die Töchter? Al’Thor hatte doch immer eine Eskorte von speerbewaffneten Frauen dabei. Mit gerunzelter Stirn nahm er zur Kenntnis, dass sich unter den Aiel auf dem Kai oder im Hafen keine einzige Tochter des Speers befand.
    »Willst du eine alte Freundin nicht anschauen, Hadnan?«
    Der Klang dieser melodiösen Stimme ließ Kadere herumfahren. Er gaffte eine Hakennase an und dunkle Augen, die beinahe unter Fettwülsten verschwanden. »Keille?« Das war unmöglich. Keiner außer den Aiel überlebte allein in der Wüste. Sie musste doch tot sein. Aber da stand sie vor ihm. Wie immer spannte sich das weiße Seidenkleid um ihren massigen Körper, und in ihren dunklen Locken steckten hohe Elfenbeinkämme.
    Mit einem leichten Lächeln um die Lippen und einer Grazie der Bewegung, die ihn an einer so grobschlächtigen Frau immer wieder überraschte, wandte sie sich um und schritt leichtfüßig die Treppe zu seinem Wohnwagen hinauf.
    Er zögerte einen Augenblick und eilte ihr dann hinterher. Es wäre ihm wohl genauso lieb gewesen, wäre Keille Shaogi wirklich in der Wüste ums Leben gekommen, denn die Frau war herrschsüchtig und übelgelaunt – sie sollte ja nicht glauben, er werde ihr auch nur einen Pfennig von dem Wenigen abgeben, was er herübergerettet hatte –, aber sie war vom gleichen hohen Rang wie Jasin Natael. Vielleicht würde sie ihm ein paar Fragen beantworten? Zumindest hätte er jemanden, mit dem er zusammenarbeiten konnte. Schlimmstenfalls konnte er ihr die Schuld an seinen Fehlschlägen in die Schuhe schieben. Wenn man hoch im Rang stand, bekam man auch viel Macht, aber man musste für die Fehler der eigenen Untergebenen nicht selten den Kopf hinhalten. Mehr als einmal hatte er einen Vorgesetzten seinen Ranghöheren zum Fraß vorgeworfen, um die eigenen Fehler zu vertuschen.
    Er schloss die Tür vorsichtigerweise, wandte sich um, und hätte am liebsten geschrien, wenn ihm die Angst nicht die Kehle zugeschnürt hätte.
    Die Frau, die dort stand, trug durchaus ein weißes Seidenkleid, doch sie war gewiss nicht fett. Es war die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Ihre Augen waren wie dunkle, unergründliche Bergseen, um ihre schlanke Taille lag ein Gürtel aus verwobenen Silberfäden, und in ihrem schwarzglänzenden Haar glitzerten silberne Halbmonde. Kadere erkannte dieses Gesicht aus seinen Träumen.
    Als seine Knie auf dem Boden aufschlugen, fand er seine Sprache wieder. »Große Herrin«, brachte er heiser heraus, »wie kann ich Euch dienen?«
    Lanfear hätte ihrem Blick nach genauso ein Insekt ansehen können, das sie vielleicht mit ihrem Pantoffel zertreten würde, vielleicht auch nicht. »Indem Ihr euren Gehorsam mir gegenüber beweist. Ich war zu beschäftigt, um selbst Rand al’Thor zu überwachen. Sagt mir, was er inzwischen getan hat, abgesehen von der Eroberung Cairhiens, und was er zu unternehmen gedenkt.«
    »Das ist schwierig, Große Herrin. Einer wie ich kommt kaum an einen wie ihn heran.« Ein Insekt, sagten ihm diese kühlen Augen, das so lange überleben wird, wie es nützlich ist. Kadere zermarterte sein Hirn, damit ihm alles einfiel, was er gesehen, gehört oder sich vorgestellt hatte. »Er schickt die Aiel in großer Anzahl nach Süden, Große Herrin, aber ich weiß nicht, aus welchem Grund. Die Tairener und die Leute aus Cairhien scheinen das gar nicht zu bemerken, aber ich glaube, sie können sowieso einen Aiel nicht vom anderen unterscheiden.« Er konnte es auch nicht. Er wagte nicht, sie zu belügen, aber wenn sie ihn für nützlicher hielt, als er tatsächlich war … »Er hat irgendeine Art von Schule gegründet in einem städtischen Herrenhaus, von dessen Besitzerfamilie niemand überlebt hat …« Zuerst konnte er ihr nicht anmerken, ob ihr gefiel, was er zu berichten hatte, aber je länger er redete, desto düsterer wurde ihre Miene.
    »Was wolltet Ihr mir denn nun zeigen, Moiraine?«, fragte Rand ungeduldig, während er Jeade’ens Zügel an einem Rad des letzten Wagens in der Reihe festband.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um über den Rand des Wagens spähen zu können. Oben standen zwei Fässer, die ihm bekannt vorkamen. Wenn er sich nicht irrte, enthielten sie zwei Cuendillar -Siegel, zum Schutz in Wolle verpackt, da sie nun nicht mehr unzerbrechlich waren. Hier spürte er die Verderbnis des Dunklen Königs besonders deutlich. Wie der Gestank nach etwas, das im Verborgenen verfaulte, so schien es von den Fässern

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