Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
Ladung löschen konnten. Er hatte schon überlegt, ob er sich auf einen davon schleichen solle, wenn er ablegte, aber das hätte bedeutet, das meiste von dem zurückzulassen, was er noch besaß. Wenn er allerdings glaubte, am Ende der langsamen Fahrt flussabwärts erwarte ihn etwas anderes als sein Tod, wäre er das Risiko eingegangen. Lanfear war ihm nicht wieder im Traum erschienen, aber er hatte ja die Brandnarben auf der Brust, die ihn an ihre Befehle erinnerten. Nur der bloße Gedanke daran, einer der Verlorenen den Gehorsam zu verweigern, ließ ihn schaudern, obwohl ihm der Schweiß über das Gesicht lief.
Wenn er nur wüsste, wem er vertrauen konnte, soweit es überhaupt möglich war, einem der anderen Schattenfreunde zu vertrauen. Der Letzte seiner Fahrer, der ebenfalls die Eide abgelegt hatte, war vor zwei Tagen verschwunden, vermutlich mit einem der Getreidekähne. Er wusste immer noch nicht, welche Aielfrau ihm diesen Zettel unter der Tür durchgeschoben hatte: ›Ihr seid nicht allein unter Fremden. Ein Weg wurde auserwählt.‹ Er hatte allerdings mehrere mögliche Kandidaten. Auf den Kais traf man beinahe genauso viele Aiel wie Schauerleute. Sie kamen, um den Fluss zu betrachten. Ein paar dieser Gesichter hatte er häufiger erblickt, als ihm unter den Umständen normal erschien, und ein paar hatten ihn abschätzend gemustert. Auch ein paar der Leute aus Cairhien und sogar ein tairenischer Lord. Das hatte natürlich nicht unbedingt etwas zu bedeuten, aber falls er ein paar Männer auftrieb, mit denen er zusammenarbeiten konnte …
Eine Gruppe Berittener tauchte unter einem der Tore auf. Moiraine und Rand al’Thor führten sie zusammen mit dem Behüter der Aes Sedai an, als sie sich den Weg zwischen den Karren hindurch suchten, mit denen man die Getreidesäcke in die Lagerhäuser schaffte. Eine Welle des Jubels begleitete sie.
»Aller Ruhm dem Lord Drachen!«, schrien sie, und »Heil dem Lord Drachen!«, und hin und wieder hörte man auch ein »Ehre dem Lord Matrim! Hoch lebe die Rote Hand!«
Ausnahmsweise wandte sich diesmal die Aes Sedai dem Ende der Wagenreihe zu, ohne Kadere auch nur eines Blickes zu würdigen. Das war ihm gerade recht. Selbst wenn sie keine Aes Sedai gewesen wäre, selbst wenn sie ihn nicht so durchdringend anblickte, als kenne sie jede dunkle Regung seines Verstands, war es ihm lieber, wenn er einige der Gegenstände nicht näher betrachten musste, mit denen sie seine Wagen beladen hatte. Gestern Abend hatte sie ihn die Plane von diesem seltsam verdrehten Sandstein-Türrahmen entfernen lassen, der im Wagen gleich hinter seinem eigenen stand. Sie schien ein perverses Vergnügen dabei zu empfinden, wenn sie gerade ihn beauftragte, ihr zu helfen, damit sie irgendetwas genauer untersuchen konnte. Er hätte das Ding ja wieder zugedeckt, konnte aber einfach nicht ertragen, noch mal in seine Nähe zu kommen. Er brachte auch keinen der Fahrer dazu, die Plane wieder darüberzuziehen. Keiner von denen, die sich nun bei ihm befanden, hatte gesehen, wie Herid in Rhuidean zur Hälfte hineingefallen war und wie diese Körperhälfte einfach verschwand. Herid war auch der Erste gewesen, der geflohen war, sobald sie den Jangai überquert hatten. Seit der Behüter ihn zurückgerissen hatte, war er nicht mehr ganz richtig im Kopf gewesen. Jedenfalls sahen eben auch die Fahrer, wie die Kanten dieses verfluchten Dinges nicht aneinanderpassten und dass man der Linie des Rahmens nicht mit dem Blick folgen konnte, ohne dass einem die Augen tränten und man schwindlig wurde.
Kadere ignorierte die ersten drei Reiter, so, wie ihn die Aes Sedai ignoriert hatte, und Mat Cauthon schenkte er fast ebenso wenig Beachtung. Der Mann trug seinen Hut. Er hatte keinen Ersatz dafür auftreiben können. Das Aielweib, diese Aviendha, ritt hinter dem Sattel der jungen Aes Sedai mit. Beide hatten die Röcke hochgeschoben, um ihre Beine vorzuführen. Hätte er noch eine Bestätigung gebraucht, dass die Aielfrau mit al’Thor ins Bett ging, dann musste er nur darauf achten, wie sie ihn anblickte. Eine Frau, die mit einem Mann ins Bett gegangen war, sah ihn danach immer mit einem gewissen Besitzerstolz im Blick an. Noch wichtiger: Natael befand sich bei ihnen. Es war das erste Mal seit der Überquerung des Rückgrats der Welt, dass Kadere ihm so nahe war. Natael, der einen hohen Rang bei den Schattenfreunden bekleidete. Wenn er an den Töchtern des Speers vorbeikommen könnte, um mit Natael zu …
Plötzlich riss
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