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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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herüberzuwehen.
    »Hier wird es in Sicherheit sein«, murmelte Moiraine. Sie hob graziös ihren Rock an und begann, die Reihe der Wagen entlangzuschreiten. Lan folgte ihr auf den Fersen wie ein halb gezähmter Wolf. Der Umhang auf seinem Rücken zeigte ein verwirrendes Spiel von Farben und – Nichts, Leere.
    Rand starrte ihr aufgebracht hinterher. »Hat sie dir gesagt, worum es geht, Egwene?«
    »Nur, dass du etwas sehen müsstest. Und dass du ohnehin hierherkommen würdest.«
    »Du solltest einer Aes Sedai vertrauen«, sagte Aviendha, doch in ihre ansonsten ruhige Stimme schlich sich eine Andeutung von Zweifel ein. Mat schnaubte.
    »Na, dann werde ich das jetzt herausfinden. Natael, geht und richtet Bael aus, ich werde in einer …«
    Am anderen Ende der Reihe explodierte die Seitenwand von Kaderes Wohnwagen; umherfliegende Trümmerteile mähten Aiel wie Stadtbewohner nieder. Rand wusste Bescheid; die Gänsehaut benötigte er nicht mehr, um Klarheit zu gewinnen. Er rannte hinter Moiraine und Lan her, hin zum Wohnwagen. Der Ablauf der Zeit schien sich zu verlangsamen. Alles geschah zur gleichen Zeit, als sei die Luft ein zäher Brei, der jeden Augenblick festzuhalten versuchte.
    Lanfear trat hinaus in die betäubte Stille, die selbst das Stöhnen und die Schreie der Verwundeten zu ersticken schien. In ihrer Hand hielt sie etwas Schlaffes, Bleiches, rot verschmiertes, das sie hinter sich her und unsichtbare Stufen hinabschleifte. Ihr Gesicht war wie eine aus Eis gehauene Maske. »Er hat es mir erzählt, Lews Therin!« Sie schrie diese Worte fast und schleuderte das bleiche Ding in die Luft. Ein Windhauch erfasste es und blies es einen Moment lang zu einer blutigen, durchscheinenden Skulptur Hadnan Kaderes auf: seine Haut, in einem Stück abgezogen. Die Gestalt fiel in sich zusammen und klatschte auf den Boden. Lanfears Stimme wurde schriller, und sie kreischte: »Du hast dich von einer anderen Frau berühren lassen! Nicht zum ersten Mal!«
    Die Augenblicke klebten aneinander, und alles geschah gleichzeitig.
    Bevor Lanfear noch auf den Pflastersteinen des Kais stand, raffte Moiraine den Rock und begann, geradewegs auf sie zuzulaufen. So schnell sie aber war, Lan war noch schneller. Er achtete nicht auf ihren Ruf: »Nein, Lan!« Sein Schwert fuhr aus der Scheide, mit langen Schritten schob er sich vor sie, und der farbverändernde Umhang flatterte hinter ihm, als er angriff. Plötzlich schien er gegen eine unsichtbare Mauer zu rennen, prallte zurück und versuchte taumelnd, wieder anzugreifen. Ein Schritt, und dann war es, als wische ihn eine riesige Hand beiseite. Er flog zehn Schritt weit durch die Luft und krachte auf die Pflastersteine.
    Noch während er durch die Luft flog, schob sich Moiraine ruckartig, die Füße über den Boden schleifend, trotz der unsichtbaren Barriere voran, bis sie schließlich Auge in Auge vor Lanfear stand. Doch nur für einen kurzen Moment. Die Verlorene blickte sie erstaunt an, als frage sie sich, was ihr da in den Weg gekommen sei, und dann wurde Moiraine so hart zur Seite geschleudert, dass sie sich mehrmals überschlug und unter einem der Wagen verschwand.
    Der ganze Kai war in Aufruhr. Es waren erst wenige Augenblicke vergangen, seit Kaderes Wohnwagen explodiert war, doch nur ein Blinder hätte nicht bemerkt, dass die Frau in Weiß mithilfe der Einen Macht angriff. Überall im Hafen blitzten die Schneiden der Äxte auf, Taue wurden durchschlagen, um die Lastkähne loszumachen. Ihre Besatzungen stocherten verzweifelt mit langen Stangen nach den Mauern, um ihre Schiffe abzustoßen und auf das offene Wasser hinauszuschieben, damit sie fliehen konnten. Schauerleute mit nackten Oberkörpern und dunkel gekleidete Geschäftsleute aus der Stadt versuchten, schnell noch an Bord zu springen. In der anderen Richtung drängten sich Männer wie Frauen schreiend vor der Mauer und kämpften darum, sich durch die Tore in die Stadt zwängen zu können. Und mitten drin verschleierten sich in den Cadin’sor gekleidete Gestalten, um sich dann mit Speeren oder Messern oder bloßen Händen auf Lanfear zu stürzen. Niemand zweifelte daran, dass der Angriff von ihr ausgegangen war und dass sie die Macht dazu eingesetzt hatte. Trotzdem rannten sie, um den Tanz der Speere zu tanzen.
    Feuerwellen überrollten sie. Feuerpfeile durchbohrten jene, die trotz brennender Kleidung weiterliefen. Es war nicht so, dass Lanfear bewusst gegen sie kämpfte oder sie auch nur beachtete. Sie hätte genauso gut

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