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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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wenn er wusste, wie viele Augen die Würfel zeigen würden, sobald sie still lagen. Sein Kopf schien dadurch sogar ein wenig klarer zu werden. »Werf schon«, murmelte er gelassen.
    »Jetzt!«, rief Corman, und Mats Arm bog sich zurück und schnellte dann nach vorn.
    In der Stille klang der wuchtige Aufschlag von Stahl in Holz genauso laut wie das Klappern des Ziels auf das Pflaster.
    Keiner sprach ein Wort, als er sich das Tuch wieder um den Hals schlang. Auf der offenen Fläche lag ein Stück von einer Stuhllehne, nicht größer als seine Hand. Sein Messer steckte tief und genau in der Mitte. Corman hatte, wie es schien, auch noch ein viel kleineres Ziel geworfen als üblich. Nun, er hatte ja kein bestimmtes Ziel mit ihm abgesprochen. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass er nicht einmal gewettet hatte.
    Schließlich stieß einer von Kaderes Männern hervor: »Das Glück des Dunklen Königs war das!«
    »Das Glück ist wie jedes andere Pferd. Man kann darauf reiten«, sagte Mat leise, mehr zu sich selbst. Gleich, wo es herrührte. Er hatte ja auch keine Ahnung, wieso er solches Glück hatte, doch ausnützen wollte er es, so gut es überhaupt möglich war.
    So leise er auch gesprochen hatte: Jenric sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Was habt Ihr da gesagt, Matrim Cauthon?«
    Mat öffnete den Mund, um seine Worte zu wiederholen, doch dann schloss er ihn wieder, als er die Worte klar vor sich sah: Sene sovya caba’donde ain dovienya. Die Alte Sprache. »Ach, nichts«, murmelte er. »Ich führe nur Selbstgespräche.« Die Zuschauer zerstreuten sich nun langsam. »Ich denke, nun ist es wirklich langsam zu dunkel, um weiterzumachen.«
    Corman stellte einen Fuß auf das Holzstück, um Mats Messer herauszuziehen, und brachte es ihm zurück. »Irgendwann einmal wieder, Matrim Cauthon. Irgendwann.« So drückten sich die Aiel aus, wenn sie ›nie‹ meinten, es aber nicht aussprechen wollten.
    Mat nickte, als er die Klinge in eine der Scheiden in seinem Ärmel zurücksteckte. Es war das Gleiche wie damals, als er dreiundzwanzigmal hintereinander sechs Sechser gewürfelt hatte. Er konnte es ihnen kaum übelnehmen. Aber Glück zu haben war doch noch keineswegs alles. Mit etwas Neid stellte er fest, dass keiner der Aiel auch nur im geringsten schwankte, als er sich der sich zerstreuenden Menge anschloss.
    Mat fuhr sich mit der Hand durchs Haar und setzte sich schwerfällig auf den Brunnenrand. Die fremden Erinnerungen, die einst wie die Rosinen im Kuchen in seinem Verstand eingebettet gelegen hatten, verschwammen nun mit seinen eigenen. Mit einem Teil seines Verstands wusste er, dass er vor zwanzig Jahren im Gebiet der Zwei Flüsse geboren worden war, aber andererseits erinnerte er sich auch deutlich daran, wie er den Flügelangriff geleitet hatte, der die Trollocs bei Maighande zurückgeschlagen hatte, oder daran, wie er am Hof von Tarmandewin getanzt hatte, und an hundert, ja tausend andere Dinge. Zumeist an Schlachten. Er erinnerte sich daran, öfter gestorben zu sein, als ihm lieb war. Es gab keine deutlichen Nahtstellen mehr zwischen den Leben. Er konnte nur noch mit äußerster Konzentration die eigenen Erinnerungen von den fremden unterscheiden.
    Er fasste nach hinten und setzte sich den breitkrempigen Hut auf. Dann holte er den eigenartigen Speer nach vorn und legte ihn sich über die Knie. Statt einer normalen Speerspitze wies er etwas auf, das wie eine zwei Fuß lange Schwertklinge aussah, mit einem Paar eingravierter Raben darauf. Lan sagte, diese Klinge sei während des Kriegs um die Macht, des Schattenkriegs, mithilfe der Einen Macht geschmiedet worden. Der Behüter behauptete, sie müsse niemals geschärft werden und würde nie brechen. Mat hatte nicht vor, darauf zu vertrauen, außer er war dazu gezwungen. Sie hatte ja dreitausend Jahre überdauert, doch er traute der Einen Macht recht wenig. Am schwarzen Schaft zog sich eine kursiv geschriebene Textzeile entlang, die an beiden Seiten jeweils in einem Raben endete. Das Ganze war in einem Metall eingelegt, das noch dunkler als das Holz selbst war. In der Alten Sprache, aber die konnte er natürlich jetzt lesen.
    Somit ist unser Vertrag festgelegt und die Vereinbarung
    geschlossen. Der Gedanke ist der Pfeil der Zeit;
    die Erinnerung verblasst niemals. Was verlangt worden war,
    wurde gegeben. Der Preis ist bezahlt.
    Etwa eine halbe Meile entfernt die breite Straße hinunter befand sich ein Platz, den man in jeder anderen Stadt als groß bezeichnet hätte. Die

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