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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sei dies eine laue Nacht und sie befänden sich in den Schlafgemächern irgendeiner Festung. Eine in Weiß gehüllte Gestalt, die im Mondschein blass schimmerte, nahm ihr das Tablett ab, und sie machte sich schnell auf die Suche nach ihrem Umhang und den Schuhen. Sie befanden sich aber nirgends unter den übriggebliebenen Kleidungsstücken am Boden.
    »Ich habe Eure Sachen zu Eurem Zelt bringen lassen«, sagte Bair, die gerade die Bändel ihrer Bluse zuschnürte. »Ihr werdet sie noch nicht benötigen.«
    Egwene sank das Herz. Sie hüpfte auf dem Fleck auf und ab und schlug die Arme um sich in der vergeblichen Hoffnung auf ein wenig Wärme. Wenigstens befahlen sie ihr nicht, aufzuhören. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass die schneeweiß gekleidete Gestalt, die das Tablett wegtrug, viel zu groß selbst für eine Aielfrau war. Sie knirschte mit den Zähnen und funkelte die Weisen Frauen an, denen es völlig egal zu sein schien, ob sie auf und ab hüpfend den Kältetod starb. Den Aielfrauen mochte es gleichgültig sein, ob ein Mann sie unbekleidet gesehen hatte, zumindest, wenn er Gai’shain war, doch ihr war es ganz und gar nicht gleich!
    Nach einem Augenblick schloss sich Aviendha ihr an, allerdings ohne wildes Herumhüpfen. Sie gab sich gar nicht erst Mühe, ihre Kleider zu suchen. Die Kälte schien sie genauso wenig zu beeindrucken, wie das bei den Weisen Frauen der Fall war.
    »Also«, sagte Bair und legte sich ihr Tuch um die Schultern. »Ihr, Aviendha, seid nicht nur so halsstarrig wie ein Mann, nein, Ihr erinnert Euch noch nicht einmal an eine einfache Aufgabe, die Ihr bereits viele Male erledigt habt. Ihr, Egwene, seid genauso stur wie sie, und Ihr glaubt immer noch, Ihr könntet in Eurem Zelt herumtrödeln, obwohl ihr herbeigerufen wurdet. Lasst uns hoffen, dass fünfzig Runden um das Lager Eure Sturheit etwas dämpfen, Euren Verstand klären und Euch daran erinnern, wie Ihr auf einen Befehl oder eine Arbeit zu reagieren habt. Lauft schon los!«
    Wortlos und augenblicklich begann Aviendha, zum Rand des Lagerplatzes zu rennen. Sie wich leichtfüßig den durch die Dunkelheit gespannten Zeltschnüren aus. Egwene zögerte nur einen Moment und folgte ihr dann. Die Aielfrau lief langsam genug, damit Egwene sie einholen konnte. Die Nachtluft ließ sie vor Kälte erstarren, und der steinige Lehmboden unter ihren Füßen war genauso kalt und versuchte ständig, sie zum Straucheln zu bringen. Aviendha lief mit der mühelosen Leichtigkeit langer Übung.
    Als sie am letzten Zelt vorbeikamen und sich nach Süden wandten, sagte Aviendha: »Weißt du, warum ich mir so viel Mühe beim Lernen gebe?« Weder Kälte noch Anstrengung machten sich in ihrer Stimme bemerkbar.
    Egwene zitterte beim Rennen so stark, dass sie kaum sprechen konnte: »Nein. Warum?«
    »Weil Bair und die anderen dich mir immer vorhalten, weil sie mir sagen, wie leicht du lernst und dass man dir niemals etwas zweimal erklären müsse. Sie sagen, ich solle mehr wie du sein.« Sie warf Egwene einen Blick aus den Augenwinkeln zu, und Egwene ertappte sich dabei, wie sie gemeinsam mit Aviendha beim Weiterlaufen kicherte. »Das ist jedenfalls ein Teil der Begründung. Die Dinge, deren Gebrauch ich erlernen will …« Aviendha schüttelte den Kopf, und selbst im Mondschein war ihr Erstaunen leicht zu erkennen. »Und dann die Macht selbst. Ich habe mich noch nie zuvor so gefühlt. So lebendig. Ich kann die schwächsten Gerüche noch wahrnehmen und die leichteste Luftbewegung spüren!«
    »Es ist aber gefährlich, zu lange daran festzuhalten oder zu viel der Macht an sich zu ziehen«, sagte Egwene. Das Laufen schien ihren Körper ein wenig zu erwärmen, doch von Zeit zu Zeit überlief sie immer noch ein Schaudern. »Ich habe dir das schon früher gesagt, und ich weiß, dass dich auch die Weisen Frauen gewarnt haben.«
    Aviendha schnaubte lediglich. »Glaubst du, ich würde mir mit einem Speer in den eigenen Fuß stechen?«
    Eine Weile rannten sie schweigend nebeneinander her.
    »Hat Rand wirklich …?«, begann Egwene schließlich stockend. Die Kälte hatte nichts mit ihren Schwierigkeiten zu tun, die richtigen Worte zu finden. Sie begann auf der Stelle wieder zu schwitzen. »Ich meine … Isendre?« Sie konnte sich nicht dazu bringen, es deutlicher zu sagen.
    Schließlich sagte Aviendha bedächtig: »Ich glaube nicht, dass er es getan hat.« Es klang zornig. »Aber warum ignoriert sie ständig sämtliche Peitschenhiebe, wenn er kein Interesse an ihr gezeigt

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