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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zu tun, aber am diffusen Rand eines Schattens, wo das Licht sich zu Dunkelheit wandelte, war ein Myrddraal in der Lage, zu verschwinden und plötzlich in einem anderen Schatten ein ganzes Stück entfernt wieder aufzutauchen. Vor langer Zeit hatte Aginor mehr als hundert von ihnen untersucht, bis hin zu ihrer Zerstörung, und sich umsonst bemüht, herauszufinden, wie sie das bewerkstelligten. Die Myrddraal wussten es selbst nicht; das hatte auch sie bereits überprüft.
    Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie beide Hände verkrampft auf ihre Magengegend gepresst hatte. Drinnen schien sich eine Eiskugel zu befinden. Es war schon viele Jahre her, dass sie zuletzt einmal Angst empfunden hatte, außer natürlich, wenn sie dem Großen Herrn im Krater des Verderbens gegenüberstand. Der Eisklumpen begann zu schmelzen, als sie sich zur Tür der zweiten Gefängniszelle begab. Später würde sie ganz leidenschaftslos die eigenen Gefühle analysieren. Shaidar Haran mochte sich wohl von jedem anderen Myrddraal unterscheiden, den sie bisher erlebt hatte, doch letzten Endes war er immer noch ein Myrddraal.
    Ihr zweiter Patient, der wie der erste mitten in der Luft hing, war ein stämmiger Mann mit kantigem Gesicht in grünem Kurzmantel und ebensolcher Hose. Seine Kleidung hätte ihm gut und gern in einem Wald zur Tarnung dienen können. Die Hälfte aller Glühbirnen hier schimmerte so trübe, dass sie wohl bald versagen würden. Es war ja schon ein Wunder, wenn sie eine so lange Zeit überstanden hatten. Aber Cabrianas Behüter war an sich unwichtig. Was benötigt wurde, gleich zu welchem Zweck, ruhte im Gehirn der Aes Sedai, doch man hatte den Myrddraal offensichtlich aufgetragen, eine Aes Sedai gefangen zu nehmen, und aus irgendeinem undurchschaubaren Grund waren für sie die Aes Sedai und ihre Behüter eine untrennbare Einheit. Es war aber schon gut, dass sie auch ihn gefangen hatten. Sie hatte noch niemals zuvor eine Gelegenheit gehabt, einen dieser legendären Kämpfer zu zerbrechen.
    Seine dunklen Augen bemühten sich, Löcher in ihren Kopf zu bohren, als sie seine Kleidung und die Stiefel entfernte und auf die gleiche Weise wie bei Cabriana vernichtete. Er war stark behaart – eine Masse großer, harter Muskelstränge und Narben. Er zuckte absolut nicht zusammen. Er sagte kein Wort. Sein Widerstand war anders als der dieser Frau. Ihrer war kühn, wurde ihr ins Gesicht geschleudert, während seiner in einer stillen Weigerung bestand, sich ihrem Willen zu beugen. Er war möglicherweise schwerer zu zerbrechen als seine Herrin. Normalerweise wäre er deshalb auch viel interessanter für sie gewesen.
    Semirhage musterte ihn eine Weile. Es war etwas an ihm … Eine Anspannung, die sich in seiner Mundpartie und an seinen Augen zeigte. Als habe er bereits mit dem Schmerz zu kämpfen. Aber natürlich! Dieses seltsame Band zwischen der Aes Sedai und ihrem Behüter. Schon eigenartig, dass diese Primitivlinge etwas gefunden hatten, was keiner der Auserwählten verstand, aber es war tatsächlich so. Dem wenigen nach zu urteilen, was sie darüber wusste, empfand dieser Kerl womöglich zumindest einen Teil dessen mit, was die andere Patientin gerade erlebte. Zu jeder anderen Zeit hätte ihr das hochinteressante Möglichkeiten eröffnet. Jetzt bedeutete es lediglich, dass er wohl glaubte, er wisse, was auf ihn zukam.
    »Eure Besitzerin passt nicht gut auf Euch auf«, sagte sie. »Wäre sie mehr als eine primitive Wilde, wäre es nicht notwendig, Euch von all jenen Narben verunzieren zu lassen.« Sein Gesichtsausdruck änderte sich nur unwesentlich. Sie entdeckte einen Hauch von Verachtung darin. »Also dann.«
    Diesmal legte sie ihr Gewebe über die Lustzentren und begann damit, den Reiz langsam zu intensivieren. Er war intelligent. Er runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf, und dann zogen sich seine Augen zusammen und richteten sich wie Splitter aus dunklem Eis auf sie. Ihm war klar, dass er dieses immer stärker werdende Glücksgefühl nicht empfinden dürfte, und obwohl er ihr Gewebe nicht wahrnehmen konnte, wusste er doch, dass es ihr Werk war. Deshalb machte er sich daran, dagegen anzukämpfen. Semirhage hätte beinahe gelächelt. Zweifellos glaubte er, viel leichter gegen Wohlbefinden ankämpfen zu können als gegen Schmerzen. Gelegentlich einmal hatte sie den Willen von Patienten ausschließlich dadurch gebrochen. Es machte ihr aber nur wenig Spaß, und hinterher konnten sie überhaupt nicht mehr zusammenhängend denken. Sie

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