Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
schlechter, und Gareth Brynes Soldaten schliefen am häufigsten auf dem Boden. Was man nicht ändern kann, muss man eben ertragen. Das hatte Lini immer gesagt. Nun, in Salidar fand man nur wenig an Bequemlichkeit, von Behaglichkeit ganz zu schweigen, und bestimmt keinen Luxus. Und auch keine Kühle.
Sie zog ihr klebendes Hemd ein wenig vom Körper weg und pustete an sich hinunter. »Wir müssen vor ihnen dort sein, Nynaeve. Du weißt, was wieder los ist, wenn wir sie warten lassen.«
Kein noch so winziger Lufthauch regte sich, und die ausgetrocknete Luft schien ihnen den Schweiß aus jeder Pore zu saugen. Es musste doch etwas geben, was sie in Bezug auf das Wetter unternehmen konnten. Sicher, falls es da Möglichkeiten gab, hätten die Windsucherinnen des Meervolks bestimmt schon etwas unternommen, aber vielleicht fiel ihr trotzdem etwas ein, wenn ihr die Aes Sedai nur genug Zeit ließen neben ihrer Arbeit an den Ter’angrealen . Als Aufgenommene konnte sie ja an sich ihre Studien dort betreiben, wo sie wollte, aber … Wenn sie vermuteten, ich könne essen und ihnen gleichzeitig zeigen, wie man Ter’angreale anfertigt, hätte ich überhaupt keine ruhige Minute mehr. Na, wenigstens würde sie morgen Gelegenheit für eine Pause erhalten.
Nynaeve stand auf, nur um sich gleich wieder auf ihr Bett zu setzen, und fummelte an dem Armband des A’dam herum, das sie am Handgelenk hatte. Sie bestand darauf, dass eine von ihnen das Ding immer trug, selbst beim Schlafen, obwohl es eigenartige und unangenehme Träume verursachte. Es war an sich gar nicht notwendig, denn der A’dam würde Moghedien genauso binden, wenn er an einem Haken hing, und außerdem teilte sie ja noch eine wirklich winzige Kammer mit Birgitte. Birgitte war die beste Wächterin, die man sich vorstellen konnte, und Moghedien weinte ja schon beinahe, wenn Birgitte nur die Stirn runzelte. Sie hatte am wenigsten Grund, Moghedien am Leben zu lassen, und den stichhaltigsten, ihr den Tod zu wünschen, und das war der Frau auch sehr wohl bewusst. Heute Abend würde ihnen das Armband noch weniger nützen als sonst.
»Nynaeve, sie warten bestimmt schon!«
Nynaeve schnaubte vernehmlich. Sie würde es niemals hinnehmen können, springen zu müssen, wenn jemand nach ihr verlangte. Doch dann nahm sie einen der beiden abgeflachten Steinringe von dem Tischchen zwischen den Betten. Beide waren zu weit für einen Finger, der eine wies blaue und braune Streifen und Flecken auf, der andere blaue und rote, und jeder war so verdreht, dass er nur eine Oberfläche zeigte. Nynaeve machte die Lederschnur los, die sie um den Hals trug, und fädelte den blau und braun gestreiften Ring neben einem anderen ein, einem schweren Goldring. Lans Siegelring. Sie berührte sanft den dicken Goldreif, bevor sie beide wieder unter ihr Hemd gleiten ließ.
Elayne nahm den blau und rot gestreiften in die Hand und sah mit gerunzelter Stirn auf ihn herab.
Die Ringe waren Ter’angreale , die sie selbst angefertigt hatte, und zwar nach dem Vorbild des einen, den nun Siuan trug. Und trotz ihres einfachen Aussehens waren sie unglaublich komplizierte Schöpfungen. Wenn man mit einem davon auf der Haut einschlief, wurde man nach Tel’aran’rhiod transportiert, der Welt der Träume, einem Spiegelbild der wirklichen Welt. Vielleicht waren dort sogar alle Welten widergespiegelt. Die Aes Sedai behaupteten, es gebe viele Welten, so, als müssten alle möglichen Variationen des Musters nebeneinander existieren, und dass alle diese Welten zusammengenommen ein noch gewaltigeres Muster bildeten. Das Wichtige war aber, dass Tel’aran’rhiod diese Welt reflektierte und dabei Eigenschaften aufwies, die extrem nützlich waren. Vor allem, weil die Burg keine Ahnung davon hatte, wie man die Welt der Träume erreichen konnte, jedenfalls, soweit sie das festzustellen in der Lage waren.
Keiner dieser beiden Ringe funktionierte so gut wie der ursprüngliche, aber sie waren durchaus zu gebrauchen. Elayne machte in ihrer Arbeit Fortschritte; von vier Versuchen, den Ring zu kopieren, war nur noch einer ein Fehlschlag gewesen. Das war ein viel besseres Ergebnis als bei solchen Dingen, die sie voll und ganz selbst entwarf. Doch was mochte geschehen, wenn einer ihrer Fehlschläge Schlimmeres anrichtete, als lediglich nicht zu funktionieren oder nicht so gut? Es hatte schon Aes Sedai gegeben, die sich aus Versehen bei der Arbeit an Ter’angrealen selbst einer Dämpfung unterzogen hatten. Ausgebrannt nannte man so
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