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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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würde das Knie beugen, falls es notwendig war und solange es notwendig war, aber opfern lassen würde sie sich nicht.
    Ein eigenartiges Gefühl in ihrem Gewebe brachte ihre Gedanken zur augenblicklichen Lage zurück. Sie warf einen Blick auf den Patienten und schnalzte enttäuscht mit der Zunge. Sein Kopf hing zur Seite, das Kinn war vom Blut dunkel verfärbt, weil er seine eigene Zunge zerbissen hatte, und die Augen waren glasig und blickten starr. Unaufmerksamkeit. Sie hatte die Intensität des Reizes zu schnell und zu weit gesteigert. Ihre Gereiztheit zeigte sich nicht auf ihrer Miene, als sie das Gewebe auflöste. Es hatte ja wohl keinen Zweck, das Gehirn einer Leiche zu stimulieren.
    Ihr kam ein plötzlicher Gedanke. Wenn der Behüter das mitempfand, was die Aes Sedai fühlte, würde das dann auch umgekehrt stattfinden? Sie betrachtete noch einmal die Narben, die den Körper des Mannes bedeckten, und hielt das für unmöglich. Selbst diese Einfaltspinsel hätten doch wohl die Bindung aneinander geändert, falls man durch sie sogar dies miteinander teilte. Trotzdem ließ sie den Kadaver hängen und schritt eilends durch den Korridor.
    Die Schreie, die sie hörte, noch bevor sie die eisenbeschlagene Tür ins Dunkle öffnete, ließen sie tief und erleichtert aufatmen. Hätte sie die Frau umgebracht, ohne ihr zuvor jedes bisschen Wissen zu entringen, dann hätte sie womöglich so lange hierbleiben müssen, bis eine andere Aes Sedai gefangen wurde. Mindestens so lange.
    Aus den kehlenzerfetzenden Schreien konnte sie kaum verständliche Worte heraushören, Worte, in die diese Patientin die ganze Kraft ihrer Seele hineingelegt zu haben schien. »Biiiiiteeeee! Oh, Licht, biiiittteeeeee!«
    Semirhage lächelte schwach. Also würde sie doch noch ein wenig Spaß an der Sache haben.

KAPITEL 7

    Überlegungen
    E layne saß auf ihrer Matratze und beendete ihre hundert Striche mit der linken Hand. Dann steckte sie die Haarbürste in ihren kleinen ledernen Reisekoffer und schob ihn unter das schmale Bett zurück. Hinter ihrer Stirn hatte sich ein dumpfer Schmerz breitgemacht, nachdem sie den ganzen Tag über mit der Macht gearbeitet hatte, um Ter’angreale herzustellen. Zu oft war es allerdings beim bloßen Versuch geblieben. Nynaeve saß auf ihrem wackligen Hocker und war schon längst damit fertig, ihr hüftlanges Haar zu striegeln. Fast war sie sogar schon damit fertig, ihren Zopf einigermaßen locker zum Schlafen zu flechten. Der Schweiß ließ ihr Gesicht glänzen.
    Selbst bei geöffnetem Fenster war es in dem kleinen Zimmer erdrückend heiß. Der Mond hing fett an einem sternenübersäten, schwarzen Himmel. Ihr Kerzenstummel gab nur ein wenig flackerndes Licht ab. Kerzen und Lampenöl waren in Salidar im Moment ziemlich knapp, also bekam niemand mehr zugeteilt als eben ein kleines Lichtlein für die Nacht, außer natürlich, jemand musste mit Feder und Tinte arbeiten. In dem Zimmerchen gab es wirklich keinen Platz. Selbst um die beiden kurzen Betten herum fand sich nur ein schmaler Freiraum. Die meisten ihrer Habseligkeiten hatten sie in einem Paar zerbeulter, messingbeschlagener Truhen verstaut. Die Kleider der Aufgenommenen und ihre Umhänge, die sie im Augenblick bestimmt nicht benötigten, hingen von Haken an der Wand. Ganze Fetzen waren dort aus der vergilbten Tapete herausgerissen worden, sodass man die Wandverschalung darunter sehen konnte. Ein winziger, schiefer Tisch stand genau zwischen den Betten, und auf einem Waschtisch aus Korbgeflecht in der Ecke standen eine weiße Kanne und ein Waschbecken, die beide eine enorme Menge an Scharten aufwiesen. Selbst Aufgenommene, die andauernd lobende Streicheleinheiten erhielten, wurden keineswegs verwöhnt.
    Eine Handvoll schlapper blauer und weißer Wildblumen, die das Wetter zu einer späten und ziemlich verunglückten Blüte verführt hatte, steckte in einer gelben Vase mit abgebrochenem Oberteil, die zwischen zwei braunen Keramiktassen auf dem Tisch stand. Der einzige andere Farbfleck in dem tristen Raum rührte von einem grün gestreiften Sittich in einem Korbkäfig her. Elayne pflegte den Vogel, der sich einen Flügel gebrochen hatte. Sie hatte an einem anderen Vogel ausprobiert, ob ihre geringen Fähigkeiten in der Heilkunst ausreichen würden, ihn zu heilen, doch Singvögel waren einfach zu klein, um diesen Schock durch die Macht zu überleben.
    Keine Klagen, bitte, sagte sie sich energisch. Aes Sedai wohnten ein wenig besser, Novizinnen und Diener ein bisschen

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