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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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starb, wachte man nicht mehr auf. Ein eigenartiges Spiegelbild. Nur die Hitze war die gleiche.
    Nynaeve stand ungeduldig in dem weißen Kleid einer Aufgenommenen mit den Farbstreifen am Saum neben Siuan und Leane. Sie trug immer noch das silbrige Armband, obwohl es nicht von hier aus in der wachenden Welt wirken konnte. Es band Moghedien nach wie vor, aber Nynaeve, die sich ja nicht in ihrem Körper befand, konnte keine Empfindungen daraus wahrnehmen. Leanes Figur war von erlesener Schlankheit, wenn auch Elaynes Meinung nach ihr kaum noch durchscheinend zu nennendes langes Domanikleid aus dünner Seide von ihrer Eleganz ablenkte. Auch die Farbe veränderte sich ständig. Das passierte immer, bis man lernte, seine Umwelt hier zu kontrollieren. Siuan beherrschte das bereits etwas besser. Sie trug ein schlichtes Kleid aus blauer Seide, so leicht ausgeschnitten, dass man gerade noch den verdrehten Ring an ihrem Halsband hängen sah. Andererseits erschien an dem Kleid von Zeit zu Zeit ein Spitzenbesatz, und das Halsband wandelte sich von einer einfachen Silberkette zu kunstvollen Kolliers, mit Rubinen oder Feuerfunken oder Smaragden in Gold gefasst, und gleich mit den dazu passenden Ohrringen. Dann erschien wieder die einfache Kette.
    Es war der ursprüngliche Ring, der nun an Siuans Hals hing. Sie schien genauso körperlich zu sein, wie die Gebäude. Wenn sie an sich herunterblickte, machte Elaynes Körper auf sie selbst den gleichen soliden Eindruck, aber sie wusste, dass sie den anderen ein wenig verschwommen vorkommen musste, genau wie Nynaeve und Leane ihr. Man konnte fast meinen, durch die anderen hindurch den Mondschein erkennen zu können. Das war der Effekt, wenn man nur eine Kopie des Ringes benutzte. Sie nahm auch die Wahre Quelle wahr, aber in ihrem Zustand fühlte sich Saidar ganz flüchtig an. Wenn sie einen Versuch unternahm, die Macht zu gebrauchen, würde das zu mageren Resultaten führen. Bei dem Ring, den Siuan trug, wäre das anders, aber sie musste nun den Preis dafür bezahlen, dass jemand anders von ihren Geheimnissen wusste und sie sich die Aufdeckung nicht leisten konnte. Siuan vertraute eben mehr auf das Original als auf Elaynes Kopien, also trug sie es – nur manchmal gab sie den Originalring an Leane weiter –, während sich Elayne und Nynaeve, die Saidar benützen konnten, mit den anderen begnügen mussten.
    »Wo stecken sie?«, wollte Siuan wissen. Ihr Ausschnitt wanderte hoch und wieder herunter. Jetzt war ihr Kleid grün und das Halsband eine Kette von dicken Mondperlen. »Es ist schon schlimm genug, dass sie mir ein Paddel zwischen die Riemen stecken und damit herumfuchteln, wie es ihnen passt; aber jetzt lassen sie mich auch noch warten!«
    »Ich weiß gar nicht, warum Ihr Euch so aufregt, dass sie mitkommen wollen«, sagte Leane zu ihr. »Es gefällt Euch doch, wenn sie vor Eurer Nase Fehler begehen. Sie wissen nicht halb so viel, wie sie zu wissen glauben.« Einen Augenblick lang war ihr Kleid beinahe vollkommen durchsichtig. Ein geschlossener Halsring aus dicken Perlen lag um ihren Hals und verschwand wieder. Sie bemerkte es gar nicht. Sie hatte in dieser Welt noch weniger Erfahrung als Siuan.
    »Ich brauche mal wieder richtigen Schlaf«, knurrte Siuan. »Bryne scheucht mich herum, bis mir die Luft ausgeht. Und ich muss die halbe Nacht auf Frauen warten, die sich kaum daran erinnern, wie man läuft. Ganz zu schweigen davon, auch noch diese beiden Klötze am Bein zu haben.« Sie warf Elayne und Nynaeve einen finsteren Blick zu und rollte dann die Augen schicksalsergeben nach oben.
    Nynaeve packte mit einer Hand ihren Zopf; ein sicheres Anzeichen dafür, dass in ihr der Zorn emporkochte. Ausnahmsweise einmal konnte Elayne ihr das von ganzem Herzen nachfühlen. Es war schon mehr als nur schwierig, für Schüler die Lehrerin zu spielen, die glaubten, mehr zu wissen, als sie tatsächlich wussten, und die eher die Lehrerin tadelten als umgekehrt, weil sie sich auch noch eines besonderen Schutzes erfreuten. Sicher, die anderen waren noch weit schlimmer als Siuan oder Leane. Wo steckten denn nun die anderen?
    Weiter oben an der Straße bewegte sich etwas. Sechs Frauen, vom Glühen Saidars umgeben, die nicht gleich wieder verschwanden. Wie üblich hatten sich Sheriam und die anderen ihrer kleinen Ratsversammlung in ihre eigenen Schlafgemächer hineingeträumt und waren dann herausspaziert. Elayne war sich nicht im Klaren darüber, inwieweit sie die Eigenschaften Tel’aran’rhiods bereits

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