Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
jedes Widerstreben und ohne Verzögerung mitteilte, was sie wissen wollten. Offensichtlich hatten sie Antworten auf alles Mögliche verlangt, über Rands Pläne oder über Egwenes Gesundheitszustand, wann sie wieder in der Lage sei, in die Welt der Träume zu kommen, oder ob es möglich sei, in Tel’aran’rhiod die Träume anderer Menschen zu überwachen, bis zu den Fragen, ob man die Welt der Träume auch körperlich betreten könne oder jemand gegen seinen Willen dorthin mitnehmen. Sie hatten sogar mehr als einmal gefragt, ob es möglich sei, durch das, was man in den Träumen tat, die wirkliche Welt zu beeinflussen, eine glatte Unmöglichkeit, an der sie aber offensichtlich zweifelten. Morvrin hatte ein bisschen von Tel’aran’rhiod gelesen, genug jedenfalls, um eine Unmenge Fragen zu stellen, aber Elayne vermutete, Siuan habe auch einen erklecklichen Teil dazu beigetragen. Sie glaubte, Siuan versuche sie zu überreden, selbst an den Treffen teilnehmen zu dürfen, aber die Aes Sedai hielten es wohl für großzügig genug, wenn sie Siuan den Ring als Hilfe bei ihrer Arbeit mit den Augen-und-Ohren benützen ließen. Was sie aufregte, war das Einmischen der Aes Sedai in diese Arbeit.
Was die Aiel betraf … Weise Frauen – oder zumindest die Traumgängerinnen, die Elayne aus eigener Anschauung kannte – wussten nicht nur so ziemlich alles, was man über die Welt der Träume überhaupt wissen konnte, sondern betrachteten diese Welt fast als ihren eigenen Grund und Boden. Es passte ihnen nicht, wenn jemand unwissentlich hierherkam, und sie hatten eine ziemlich grobe Art, mit dem umzugehen, was sie als töricht betrachteten. Darüber hinaus waren sie sowieso recht verschlossen, offenbar wild entschlossen in ihrer Loyalität zu Rand. So sagten sie nicht viel mehr, als dass er am Leben sei, oder dass Egwene nach Tel’aran’rhiod zurückkehren werde, sobald sie gesund genug sei, während sie andere Fragen, die sie als unangemessen betrachteten, überhaupt nicht beantworten wollten. Das konnte beispielsweise eintreten, wenn sie der Meinung waren, die Fragende wisse überhaupt noch nicht genug, um die Antwort zu erhalten, oder wenn Frage oder Antwort oder beides jene eigenartige Weltanschauung der Aiel verletzten, die ganz auf Ehre und Verpflichtung beruhte. Elayne wusste nicht viel mehr über Ji’e’toh , als dass es existierte und dass es zu sehr eigentümlichen und empfindlichen Verhaltensweisen führte.
Alles in allem war es eine katastrophale Kombination, die sich alle sieben Tage aufs Neue ergab, und jede Seite gab der anderen die alleinige Schuld daran. Wenigstens vermutete Elayne das.
Sheriam und die fünf anderen hatten sich anfangs – jeden Abend von ihnen unterrichten lassen, aber jetzt beschränkte sich das auf zwei Gelegenheiten: den Abend, bevor sie mit den Weisen Frauen zusammentrafen, als wollten sie da ihre Fähigkeiten für einen Wettbewerb noch einmal aufpolieren, und den Abend danach, wobei sie meist recht schweigsam waren und wahrscheinlich aufarbeiten wollten, was eigentlich schiefgegangen war und wie sie damit fertig werden konnten. Myrelle kochte wahrscheinlich schon jetzt, weil sie die Katastrophen der kommenden Nacht vorhersah. Es würde bestimmt wieder einiges danebengehen.
Morvrin wandte sich an Myrelle und öffnete den Mund, doch mit einem Mal befand sich noch eine andere Frau unter ihnen. Elayne brauchte einen Augenblick, um in diesen alterslosen Gesichtszügen Gera zu erkennen, eine der Köchinnen. Sie trug eine Stola mit grünen Fransen und der Flamme von Tar Valon auf dem Rücken und wog nicht mehr als die Hälfte ihres normalen Gewichts. Gera schwenkte einen mahnenden Finger in Richtung der Aes Sedai – und war verschwunden.
»Also das träumt sie, ja?«, sagte Carlinya kühl. An ihrem schneeweißen Seidenkleid wuchsen lange Ärmel, deren Spitzen über ihre Hände hingen, während gleich unter dem Kinn ein enger Kragen das Ganze abschloss. »Jemand sollte sich mit ihr ein wenig unterhalten.«
»Lasst mal, Carlinya«, schmunzelte Anaiya. »Gera ist eine gute Köchin. Lasst ihr doch ihre Träume. Ich kann mir schon vorstellen, wie sie das reizt.« Plötzlich wurde sie schlanker und größer. Ihre Gesichtszüge änderten sich nicht entscheidend. Sie war immer noch die gleiche, einfache, mütterliche Frau wie sonst. Lachend wandelte sie sich zurück zu ihrem normalen Aussehen. »Könnt Ihr nicht einsehen, dass man an solchen Sachen seinen Spaß haben kann, Carlinya?« Selbst
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