Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
der nun auf der eingelegten goldenen Sonnenscheibe vor Nialls schlichtem Stuhl mit hoher Lehne stand. Er strahlte Selbstvertrauen und Gelassenheit aus. Niall fuhr fort: »Es gibt einen Grund dafür, warum ich zweitausend Kinder des Lichts die Grenze zu Tarabon bewachen lasse, Omerna. Tarabon steht unter Quarantäne. Niemandem ist der Grenzübertritt gestattet! Wenn es nach mir ginge, dürfte nicht einmal ein Sperling herüberfliegen.«
    Omerna bot den Anblick eines Offiziers, wie er bei den Kindern des Lichts sein sollte: hochgewachsen und Respekt einflößend, ein kühnes, furchtloses Gesicht, ein kräftiges Kinn und weißes, welliges Haar an den Schläfen. Seine dunklen Augen schienen gewohnt zu sein, auch das schlimmste Schlachtfeld unbeeindruckt zu mustern und zu beurteilen. Im Augenblick jedoch schienen sie tiefe Nachdenklichkeit auszudrücken. Der weiß- und goldgeschmückte Wappenrock eines Lordhauptmanns, Gesalbter des Lichts, stand ihm gut. »Kommandierender Lordhauptmann, sie wünschen, hier ein Gildehaus zu errichten.« Selbst seine tiefe, einschmeichelnde Stimme passte zu seiner Erscheinung. »Die Feuerwerker reisen überallhin. Es dürfte nicht schwer sein, Agenten unter ihnen zu finden. Agenten, die in jedem Ort, in jedem Herrenhaus, in jedem Herrscherpalast willkommen wären.« Angeblich war Abdel Omerna ein eher niedrigstehendes Mitglied des Rats der Gesalbten. In Wirklichkeit war er der Leiter der Spionageabteilung der Kinder des Lichts. Nicht offiziell, aber de facto. »Überlegt einmal.«
    Niall allerdings glaubte, die Gilde der Feuerwerker bestehe ausschließlich aus Leuten aus Tarabon, und Tarabon war mit Chaos, Wahnsinn und Anarchie infiziert. Diese Leute konnte er nicht auf Amadicia loslassen. Wenn er schon damit warten musste, diesen Seuchenherd auszubrennen, dann konnte er ihn doch wenigstens isolieren. »Sie werden behandelt wie jeder andere, der die Grenze unerlaubt überschreitet, Omerna. Sie werden streng bewacht, ihnen ist nicht gestattet, mit irgendjemandem zu reden, und sie werden unverzüglich aus Amadicia abgeschoben.«
    »Wenn ich widersprechen darf, mein kommandierender Lordhauptmann, aber ihre Dienste sind die Gerüchte wert, die sie hier vielleicht verbreiten. Sie bleiben gewöhnlich unter sich. Und ganz abgesehen von ihrem Nutzen für mein Agentennetz würde es ein beachtliches Prestige bringen, ein Gildehaus der Feuerwerker in Amador zu haben. Es wäre im Augenblick sowieso das Einzige. Das Gildehaus in Cairhien wurde aufgegeben, und ich bin überzeugt, das trifft auch für jenes in Tanchico zu.«
    Prestige! Niall rieb sich das linke Auge, um ein unfreiwilliges Zucken des Augenlids zu unterdrücken. Es hatte keinen Zweck, zornig auf Omernas Worte zu reagieren, aber die Zurückhaltung kostete ihn Mühe. Die Morgenhitze brachte sein Temperament langsam, aber sicher zum Überkochen. »Sie bleiben allerdings unter sich, Omerna. Sie wohnen mit den anderen ihrer Gilde zusammen, reisen gemeinsam mit ihnen und sprechen nicht mit anderen. Habt Ihr vor, Eure Agenten Mitglieder der Feuerwerker heiraten zu lassen? Sie heiraten kaum jemals außerhalb der Gilde, und es gibt keine Möglichkeit Feuerwerker zu werden, wenn man nicht in die Gilde hineingeboren wurde.«
    »Ach so. Na ja, sicher lässt sich da ein Weg finden.« Nichts konnte diese Fassade von Selbstbewusstsein und Gelassenheit zum Abbröckeln bringen.
    »Es wird so gemacht, wie ich gesagt habe, Omerna.« Der Mann öffnete doch tatsächlich schon wieder den Mund, aber Niall kam ihm gereizt zuvor: »Wie ich befohlen habe, Omerna! Ich will nichts mehr davon hören! Welche Neuigkeiten habt Ihr heute sonst noch für mich? Welche wichtige Neuigkeiten? Das ist Eure Aufgabe. Nicht, für Ailron Feuerwerke vorzubereiten.«
    Omerna zögerte, wollte offensichtlich noch einmal für seine kostbaren Feuerwerker plädieren, aber schließlich sagte er nur bedeutungsschwanger: »Die Berichte über die Drachenverschworenen in Altara sind mehr als bloße Gerüchte, wie es scheint. Und vielleicht befinden sie sich auch schon in Murandy. Der Befall ist noch gering, wird aber wachsen. Ein harter Schlag zu dieser Zeit könnte sie und die Aes Sedai in Salidar gleichzeitig …«
    »Bestimmt Ihr jetzt die Strategie der Kinder? Sammelt Informationen, aber überlasst mir deren Gebrauch. Was habt Ihr sonst noch für mich?«
    Der Mann reagierte auf den Themenwechsel mit einer gelassenen Verbeugung. Omerna beherrschte sich ausgezeichnet; das war vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher