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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sobald Ihr für sie die Macht lenken sollt.«
    »Ich zittere nicht …!« Sie würde sich nicht rechtfertigen, jedenfalls nicht dieser Frau gegenüber. Warum benahm sich Moghedien auf einmal so herausfordernd? »Denkt nur daran: Was sie auch mit mir anstellen – sollten sie die Wahrheit herausbekommen, werden sie Euren Kopf auf jeden Fall auf den Hackblock legen, noch bevor die Woche vorüber ist.«
    »Das würde für Euch aber eine verlängerte Leidenszeit bedeuten. Semirhage hat einmal einen Mann dazu gebracht, fünf Jahre lang jede wache Stunde mit Schreien zu verbringen. Sie hat dabei sogar noch seinen Verstand bewahrt, aber zum Schluss konnte selbst sie seinen Herzschlag nicht mehr länger aufrechterhalten. Ich bezweifle wohl, dass diese Kinder hier auch nur ein Zehntel von Semirhages Geschick besitzen, aber Ihr hättet eine Gelegenheit, am eigenen Leib herauszufinden, was sie fertigbringen.«
    Wie konnte die Frau so etwas sagen? Für gewöhnlich kroch sie beinahe vor Angst, aber das hatte sie nun abgelegt wie die alte Haut einer Schlange. Jetzt hätten sie genauso gut zwei gleichgestellte Frauen sein können, die etwas beiläufig Interessantes miteinander zu besprechen hatten. Nein, noch schlimmer: Moghediens Haltung machte deutlich, dass es für sie nur von vorübergehendem Interesse war, doch für Nynaeve von größter Bedeutung! Nynaeve wünschte sich in diesem Moment, sie trüge das Armband. Das hätte sie beruhigt. Moghediens wahre Gefühle konnten überhaupt nicht so kühl und gelassen wie ihr Gesicht und ihre Stimme sein.
    Dann stockte Nynaeve der Atem. Das Armband. Natürlich! Das Armband befand sich nicht im Zimmer. In ihrem Magen ballte sich ein Klumpen Eis zusammen. Mit einem Mal schien ihr der Schweiß doppelt so stark über das Gesicht zu rinnen. Logisch wäre wohl, dass es überhaupt keinen Unterschied machte, ob sich das Armband im Zimmer befand oder nicht. Elayne hatte es angelegt – Bitte, Licht, gebe, dass sie es nicht abgelegt hat!  –, und die andere Hälfte des A’dam lag fest um Moghediens Hals. Aber mit Logik hatte das alles nichts zu tun. Nynaeve war noch nie mit der Frau allein gewesen, wenn sich das Armband nicht gleichzeitig im Raum befand. Oder besser: die wenigen Ausnahmen hätten jeweils fast zu einer Katastrophe geführt. Sicher hatte Moghedien zu diesen Zeiten den A’dam gar nicht getragen, doch das war unwichtig. Sie war eine der Verlorenen, sie waren allein miteinander, und Nynaeve hatte keine Möglichkeit, die andere zu beherrschen. Unwillkürlich verkrampften sich ihre Hände in den Rock, um nicht nach ihrem Messer zu greifen.
    Moghediens Lächeln vertiefte sich, als habe sie ihre Gedanken erraten. »In dieser Sache dürft Ihr sicher sein, dass ich nur Eure Interessen im Sinn habe. Dies hier …« – und dabei hielt sie ihre Hand einen Augenblick lang ganz in der Nähe des Halsbandes, allerdings ohne es zu berühren – »bindet mich in Caemlyn genauso wie hier. Sklaverei dort ist besser als der Tod hier. Aber überlegt es Euch nicht zu lange. Falls diese sogenannten Aes Sedai sich entschließen, zur Burg zurückzukehren, wärt Ihr das wertvollste Geschenk, das sie der neuen Amyrlin mitbringen könnten: eine Frau, die Rand al’Thor so nahesteht! Und Elayne. Wenn er nur halb so viel für sie empfindet wie sie für ihn, würde ihre Anwesenheit in der Burg auch ihn binden, und diese Bande würde er sein Leben lang nicht mehr loswerden.«
    Nynaeve stand auf und zwang ihre Knie dazu, mit dem Zittern aufzuhören. »Ihr könnt jetzt die Betten machen und das Zimmer aufräumen. Ich erwarte, alles sauber vorzufinden, wenn ich zurück bin.«
    »Wie viel Zeit habt Ihr noch?«, fragte Moghedien, bevor sie die Tür erreicht hatte. Es klang, als frage die Frau, ob das Wasser zu heiß für den Tee sei. »Nur noch ein paar Tage, bis sie ihre Antwort nach Tar Valon senden? Ein paar Stunden vielleicht nur? Was wird den Ausschlag geben: Rand al’Thor und Elaidas angebliche Verbrechen, oder die Aussicht, ihre verehrte Weiße Burg wieder zu einer Einheit zu machen?«
    »Achtet besonders auf die Nachttöpfe«, sagte Nynaeve, ohne sich umzudrehen. »Diesmal will ich sie wirklich sauber vorfinden.« Sie trat aus dem Zimmer, bevor Moghedien noch etwas sagen konnte, und schloss die Tür energisch hinter sich.
    Dann lehnte sie sich an die raue Bretterwand in dem engen, fensterlosen Gang und atmete tief durch. Sie kramte in ihrer Gürteltasche und zog einen kleinen Sack heraus, aus dem sie

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