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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zwei Ganzminzblätter hervorholte, die sie sich in den Mund steckte. Es dauerte etwas, bis Ganzminze das Sodbrennen unterdrückte, aber sie kaute darauf herum und schluckte so hastig, als glaube sie, die Wirkung dadurch beschleunigen zu können. Während der letzten paar Minuten hatte sie ein ums andere Mal fast der Schlag getroffen. Moghedien hatte ein Ding nach dem anderen zerpflückt, das sie doch so genau gekannt hatte. Trotz ihres gesunden Misstrauens hatte sie geglaubt, die Frau sei endgültig unterdrückt. Falsch. Beim Licht, das war ein Irrtum gewesen! Sie war sicher gewesen, dass Moghedien auch nicht mehr über Elayne und Rand wisse als die Aes Sedai. Falsch. Und was ihren Vorschlag betraf, sich zu Rand zu begeben … Sie hatten sich einfach zu offen vor ihr unterhalten. Was mochte ihnen noch entschlüpft sein, und was konnte Moghedien damit anfangen?
    Eine andere Aufgenommene trat aus dem Vorraum des kleinen Hauses in den schlecht beleuchteten Gang. Nynaeve richtete sich auf, steckte die Ganzminze weg und strich ihr Kleid glatt. Jedes Zimmer außer dem Vorraum war zum Schlafquartier gemacht worden. Aufgenommene und Dienerinnen hatte man hier untergebracht, drei oder vier in jedem der Zimmer, und keines davon war viel größer als jenes, in dem sie selbst schlief. Einige der Betten im Haus mussten sie sogar zu zweit benützen. Die andere Aufgenommene war eine zierliche Frau, klein und schmächtig, mit grauen Augen und einem bereitwilligen Lächeln. Emara stammte aus Illian und konnte Siuan oder Leane nicht leiden, was Nynaeve durchaus verstand. Sie war der Meinung, man solle die beiden wegschicken, auf anständige Weise natürlich, wie sie hinzugefügt hatte, so, wie man es immer mit Frauen getan hatte, die einer Dämpfung unterzogen worden waren, doch davon abgesehen war sie eine nette Frau, die auch nichts dagegen hatte, dass Elayne und Nynaeve ein größeres Zimmer hatten und auch ›Marigan‹, die ihre Hausarbeit für sie verrichtete. Andere dachten nicht so großzügig.
    »Wie ich hören, Ihr werdet für Janya und Delana abschreiben müssen«, sagte sie mit ihrer hohen Stimme im Vorbeigehen auf dem Weg zu ihrem Zimmer. »Folgt meinem Rat und schreibt, so schnell Ihr könnt. Janya es halten für wichtiger, dass alle Wörter dastehen, wenn auch ein paar Kleckse dabei sein.«
    Nynaeve warf ihr einen bösen Blick nach. Bei Delana schnell schreiben. Bei Janya langsam. Oder umgekehrt. Tolle Ratschläge waren das. Wie auch immer, im Augenblick machte sie sich keine weiteren Gedanken über verkleckste Abschriften. Nicht einmal über Moghedien, jedenfalls so lange, bis sie eine Gelegenheit hatte, mit Elayne über dieses Problem zu sprechen.
    So schüttelte sie den Kopf, knurrte etwas in sich hinein und stolzierte aus dem Haus. Vielleicht hatte sie wirklich zu viel als gegeben hingenommen und die Zügel aus den Händen gleiten lassen. Nun war es an der Zeit, sich zusammenzunehmen und diesen Zustand zu beenden. Sie wusste genau, wen sie jetzt aufsuchen musste.
    Während der letzten Tage hatte sich eine gewisse Stille über Salidar ausgebreitet, obwohl sich die Menschen auf den Straßen genauso drängten wie zuvor. Doch aus den Schmieden außerhalb des Ortes war kein Laut mehr zu hören. Dann hatte man allen eingeschärft, ihre Zungen zu hüten, während sich Tarna hier aufhielt, sowohl, was die Abgesandten nach Caemlyn betraf, wie auch in Bezug auf Logain, den man in einem der Heerlager untergebracht hatte, damit er aus dem Weg war, und natürlich auch über die Soldaten selbst und den Grund, aus dem sie hier versammelt waren. Die meisten hüteten sich vor jedem lauten Wort und flüsterten höchstens miteinander. Das leise Gemurmel auf den Straßen klang ziemlich ängstlich.
    Jeder schien davon beeinflusst. Dienerinnen, die normalerweise einherhasteten, bewegten sich jetzt nur zögernd und blickten sich immer wieder ängstlich um. Sogar die Aes Sedai schienen unter der Oberfläche ihrer üblichen Ruhe misstrauisch und wachsam zu sein und musterten sich gegenseitig heimlich mit abschätzenden Blicken. Es befanden sich nun auch weniger Soldaten auf den Straßen, als habe Tarna nicht bereits am ersten Tag genug gesehen, um ihre eigenen Schlüsse daraus zu ziehen. Die falsche Antwort vom Kleinen Saal würde wahrscheinlich allen die Schlinge um den Hals zusammenziehen. Selbst diejenigen Herrscher und Adligen, die sich aus den Streitigkeiten um die Weiße Burg heraushalten wollten, würden vermutlich jeden Soldaten

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