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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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atmete tief durch und schob sich an das nächste Fenster heran. Auch bei diesem hatte man eine Scheibe ersetzt, doch durch die übrig gebliebene Scheibe erblickte sie einen ziemlich abgewetzten, einst kunstvoll geschnitzten Tisch mit einer Unmenge von Papieren und Tintenfässern, ein paar Stühle und ein ansonsten leeres Zimmer.
    Sie knurrte einen Fluch, den sie von Elayne gehört hatte – das Mädchen verfügte über einen erstaunlichen Vorrat an Flüchen –, und tastete sich an der rauen Mauer entlang weiter vor. Das dritte Fenster stand offen. Sie drückte die Nase an die Scheibe – und zuckte zurück. Sie hatte gar nicht daran geglaubt wirklich etwas zu entdecken, doch da drinnen befand sich Tarna. Nicht mit allen Sitzenden zusammen, aber Sheriam und Myrelle und der Rest der Führungsgruppe waren bei ihr. Hätte ihr Herz nicht so überlaut geklopft, hätte sie das Stimmengemurmel vernommen, bevor sie einen Blick riskierte.
    Sie kniete nieder und schob sich so nahe an das Fenster heran, wie sie nur konnte, ohne von drinnen sichtbar zu sein. Der untere Fensterrahmen schabte über ihren Kopf.
    »… sicher, dass Ihr mich diese Botschaft überbringen lassen wollt?« Diese eisige Stimme musste zu Tarna gehören. »Ihr verlangt mehr Zeit, um Euch zu entscheiden? Was gibt es da noch zu entscheiden?«
    »Der Saal …«, begann Sheriam.
    »Der Saal «, höhnte die Abgesandte der Weißen Burg. »Haltet mich doch nicht für blind der wahren Macht gegenüber. Dieser sogenannte Saal denkt, was Ihr sechs ihnen zu denken befehlt.«
    »Der Saal, er haben um mehr Zeit gebeten«, sagte Beonin mit Entschlossenheit in der Stimme. »Wer kann sagen, zu welcher Entscheidung sie werden kommen?«
    »Elaida wird abwarten müssen, bis ihre Entscheidung gefallen ist«, sagte Morvrin und imitierte dabei recht gut Tarnas eisigen Tonfall. »Kann sie nicht noch ein wenig warten, bis die Weiße Burg endlich wieder geeint ist?«
    Tarnas Erwiderung klang allerdings noch kälter: »Ich werde Eure Botschaft … die Botschaft des Saals … der Amyrlin überbringen. Wir werden sehen, was sie davon hält.« Eine Tür wurde aufgestoßen und schloss sich wieder mit einem scharfen Knall.
    Nynaeve hätte vor Enttäuschung am liebsten aufgeschrien. Jetzt kannte sie die Antwort, aber nicht die Frage. Wenn Janya und Delana sie nur ein bisschen früher hätten gehen lassen! Nun, es war trotzdem besser als nichts. Besser als ›Wir werden zurückkehren und uns Elaida unterwerfen‹. Es gab keinen Grund mehr, länger zu verweilen, bis womöglich jemand hinausblickte und sie entdeckte.
    Sie wollte schon wegschleichen, da sagte Myrelle: »Vielleicht sollten wir nur eine Botschaft senden. Wir sollten sie einfach herbeirufen.« Nynaeve verhielt mit gerunzelter Stirn. Wen?
    »Das Protokoll muss eingehalten werden«, sagte Morvrin barsch. »Die angemessenen Zeremonien müssen zur Durchführung kommen.«
    Beonin sprach gleich darauf mit fester Stimme: »Wir müssen dem Gesetz buchstabengetreu folgen. Der kleinste Ausrutscher können gegen uns ausgelegt werden.«
    »Und wenn wir einen Fehler begangen haben?« Bei Carlinya klang das vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben richtig hitzig. »Wie lange sollen wir warten? Wie lange können wir es riskieren zu warten?«
    »So lange wie notwendig«, sagte Morvrin.
    »Solange wir müssen.« Das kam von Beonin. »Ich habe nicht so lange auf dieses beeinflussbare Kind gewartet, nur um jetzt all unsere Pläne in den Wind zu schreiben.«
    Aus irgendeinem Grund rief diese Äußerung Schweigen hervor, obwohl Nynaeve hörte, wie jemand das Wort ›beeinflussbar‹ murmelte, als sei sie sich über die Bedeutung nicht im Klaren. Welches Kind? Eine Novizin oder Aufgenommene? Das ergab keinen Sinn. Die Schwestern warteten grundsätzlich nie auf Novizinnen oder Aufgenommene.
    »Wir sind zu weit gekommen, um jetzt aufzugeben, Carlinya«, sagte Sheriam abschließend. »Entweder holen wir sie her und bringen sie dazu, zu tun, was sie soll, oder wir überlassen alles dem Saal und hoffen darauf, dass sie uns alle nicht ins Verderben führen.« Ihrem Tonfall nach betrachtete sie dies als vergebliche Hoffnung.
    »Ein Ausrutscher«, sagte Carlinya mit kälterer Stimme als sonst üblich, »und wir enden alle mit unseren Köpfen auf Spießen.«
    »Aber wer wird sie aufspießen?«, fragte Anaiya nachdenklich. »Elaida, der Saal, oder Rand al’Thor?«
    Das Schweigen dehnte sich, Röcke raschelten, und dann öffnete und schloss sich die Tür

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