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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einer Katastrophe enden. Ach, ja. Ihr habt Eure Sache gut gemacht, Kind. Andererseits habe ich nicht weniger von Euch erwartet. Jede, die solche Entdeckungen fertigbringt wie Ihr und noch dazu mit dieser Behinderung … also, ich erwarte wirklich nur das Beste von Euch. Und wenn man bedenkt …«
    Sie brauchte noch eine ganze Weile, bis sie fertig war und Nynaeve hinaustaumeln ließ. Sie taumelte tatsächlich mit weichen Knien hinaus. Alle sprachen über sie. Klar, dass sie das taten. Sie hätte auf Elayne hören sollen und ihr all diese sogenannten Entdeckungen überlassen. Moghedien hatte recht. Früher oder später würden sie versuchen, herauszubekommen, wie sie das machte. Also wollten sie beschließen, welche die beste Vorgehensweise sei, um eine Katastrophe zu verhindern. Das gab ihr auch keinerlei Hinweis darauf, was sie mit Rand vorhatten.
    Ein Blick zur Sonne, die beinahe senkrecht über ihr stand, sagte ihr, dass sie zu spät dran war für ihr Treffen mit Theodrin. Diesmal hatte sie aber wenigstens eine gute Ausrede.
    Theodrins Haus, das sie mit zwei Dutzend anderer Frauen teilte, lag jenseits der Kleinen Burg. Nynaeve verlangsamte ihre Schritte, als sie an der ehemaligen Schenke vorbeikam. Das Gewirr von Behütern vor der Tür und dazu Gareth Brynes verwitterte Gestalt zeugte davon, dass die Verhandlungen nach wie vor im Gang waren. Ein Rest von Zorn ermöglichte es ihr, ein Wachgewebe wahrzunehmen, eine niedrige, abgeflachte Kuppel, gewebt aus Feuer und Luft mit einem kleinen Zusatz von Wasser, die schimmernd über dem gesamten Gebäude lag, und sie sah auch den Knoten, der es so niederschmetternd sicher zusammenhielt. Den Knoten zu berühren würde bedeuten, die eigene Haut zum Gerben anzubieten. Es befanden sich schließlich eine ganze Menge Aes Sedai auf der überfüllten Straße. Gelegentlich trat der eine oder andere der Behüter durch das für ihn unsichtbare Schimmern hinein oder kam heraus, und eine neue Gruppe formierte oder zerstreute sich. Das gleiche Wachgewebe, das Elayne nicht hatte durchdringen können. Eine Abschirmung gegen Lauscher. Mit der Macht gewebt.
    Theodrins Haus stand ungefähr hundert Schritt weiter oben an der Straße, aber Nynaeve trat schnell in einen Hof neben einem strohgedeckten Haus nur zwei Häuser von der ehemaligen Schenke entfernt. Ein hölzerner Jägerzaun umgab ein winziges Fleckchen welker Unkräuter hinter dem Haus, aber er wies ein Tor auf, das an einer fast durchgerosteten Angel hing. Als sie das Tor aufschob, quietschte es mörderisch. Sie blickte sich hastig um, doch an den Fenstern stand niemand und von der Straße aus war sie nicht zu sehen, sie raffte den Rock hoch und hastete in die enge Gasse hinein; die weiter bis zu dem Zimmerchen führte, das sie mit Elayne teilte.
    Einen Augenblick lang zögerte sie und wischte sich die verschwitzten Hände am Kleid ab. Sie musste sich an etwas erinnern, was Birgitte gesagt hatte. Sie wusste, dass sie tief im Inneren ein Feigling war, auch wenn sie dies nicht wahrhaben wollte. Einst hatte sie sich für tapfer und mutig gehalten. Keine Heldin wie Birgitte, aber doch mutig. Die Welt hatte sie eines Besseren belehrt. Nur der bloße Gedanke daran, was die Schwestern mit ihr machen würden, sollten sie sie erwischen, ließ sie beinahe umkehren und zu Theodrin rennen. Die Möglichkeit, ein Fenster zu jenem Raum zu finden, in dem sich die Sitzenden aufhielten, war ausgesprochen gering. Fast unmöglich.
    So bemühte sie sich, ihren ausgetrockneten Mund zu befeuchten – wieso konnte ihr Mund so trocken sein, obwohl sie in Feuchtigkeit gebadet schien? –, und schlich näher heran. Eines Tages würde sie gern erfahren, was es hieß, mutig zu sein wie Birgitte oder Elayne, anstatt sich wie ein Feigling zu benehmen.
    Das Wachgewebe wurde nicht erschüttert, als sie hindurchtrat. Sie spürte überhaupt nichts. Das hatte sie aber vorher schon gewusst. Es zu berühren, machte gar nichts aus. Trotzdem presste sie sich an die grobe Steinmauer. Die Enden von Ranken, die sich in den Ritzen festgekrallt hatten, strichen über ihr Gesicht.
    Langsam schob sie sich an das nächstgelegene Souterrainfenster heran – und wäre beinahe umgekehrt und weggerannt. Es war fest geschlossen. Alles Glas war weg und durch Öltuch ersetzt worden, das vielleicht ein wenig Licht hineinließ, ihr aber keinerlei Blick nach innen gestattete. Nichts war zu hören. Falls sich jemand auf der anderen Seite aufhielt, drang dennoch kein Laut heraus. Sie

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