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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schranke zwischen ihnen bestand nur noch aus einem Schleier. Das ist Gawyn. Gawyn.
    »Ich liebe dich«, sagte er zögernd. Er hatte nun wieder den grünen Mantel an und sah nicht ganz so gut aus wie in Wirklichkeit. Er zupfte an einem der Knöpfe, bevor er die Hand wieder fallen ließ. Er sah sie an, als fürchte er sich vor dem, was er auf ihrer Miene entdecken könnte. Wohl verbarg er die Furcht, aber nicht sehr gut. »Ich habe das noch nie zu einer Frau gesagt, noch niemals auch nur sagen wollen. Du hast keine Ahnung, wie schwer es mir fällt, dir das zu sagen. Nicht, dass ich es gar nicht wollte«, fügte er hastig hinzu, wobei er eine Hand nach ihr ausstreckte, »aber es auszusprechen, und das ohne jede Ermutigung, ist so, als schleuderte ich mein Schwert weg und entblößte meine Brust dem Todesstoß. Nicht, dass ich ernsthaft glaubte, du könntest … Licht! Ich kriege das einfach nicht heraus. Gibt es einen Hoffnungsschimmer, dass du … vielleicht … mit der Zeit … irgendein Gefühl … für mich … empfinden könntest? Etwas … mehr als Freundschaft?«
    »Du süßer Idiot!« Sie lachte leise. »Ich liebe dich.« Ich liebe dich warf ein Echo durch den Teil von ihr, der wirklich sie selbst war. Sie spürte, wie sich die Schranke auflöste, hatte einen Augenblick, um zu erkennen, dass es ihr gleich war, und dann gab es nur noch eine Egwene, eine Egwene, die überglücklich die Arme um Gawyn schloss.
    Nynaeve saß im trüben Mondschein auf dem Hocker, hob die Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken und blinzelte mit Augen, die ein Gefühl erweckten, als habe jemand Sand hineingestreut. Das musste einfach klappen, jawohl! Sie würde einschlafen, während sie noch Theodrin Guten Morgen sagte, wenn nicht schon früher. Ihr Kinn sank herab, und sie riss sich gewaltsam zusammen und sprang auf. Der Hocker war ihr bereits wie ein Stein vorgekommen, weil ihr Hinterteil völlig gefühllos geworden war, aber anscheinend reichte das auch nicht mehr aus. Vielleicht half ein kleiner Spaziergang? Mit ausgestreckten Armen tastete sie sich zur Tür.
    Plötzlich wurde die Nacht von einem fernen Schrei zerrissen, und gleichzeitig schlug der Hocker so hart gegen ihren Rücken, dass sie mit einem überraschten Aufschrei gegen die raue Tür prallte. Wie betäubt starrte sie den Hocker an, der nun umgekippt auf dem Boden lag. Eines der Beine stand schief weg.
    »Was ist los?«, rief Elayne und schoss auf dem Bett hoch.
    Weitere Aufschreie und Rufe erschollen in Salidar, einige davon innerhalb des Hauses, in dem sie wohnten, und dazu war ein leichtes Rumpeln und Klappern hörbar, das von überall her gleichzeitig zu kommen schien. Nynaeves verlassenes Bett ratterte und rutschte dann einen Fuß weit über den Boden. Elaynes Bett bäumte sich auf und warf sie beinahe ab.
    »Eine Blase des Bösen.« Nynaeve war selbst überrascht, wie kühl und sachlich ihre Stimme klang. Es hatte keinerlei Zweck, wild herumzurennen und mit den Armen zu fuchteln, obwohl sie innerlich genau das tat. »Wir müssen alle aufwecken, die noch schlafen.« Ihr war unverständlich, wie jemand bei diesem Lärm schlafen könne, aber diejenigen, die das fertigbrachten, würden möglicherweise sterben, bevor sie zu Bewusstsein kamen.
    Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern eilte hinaus und riss die nächste Tür am Flur auf. Dann duckte sie sich, als eine weiße Waschschüssel genau dorthin flog, wo sich ihr Kopf einen Augenblick vorher befunden hatte, und anschließend an der Wand hinter ihr zersplitterte. Vier Frauen teilten sich dieses Zimmer und schliefen in zwei Betten, die ein wenig breiter waren als ihr eigenes. Nun lag ein Bett mit den Füßen nach oben da, und zwei Frauen bemühten sich, darunter hervorzukrabbeln. Auf dem anderen zuckten Emara und Ronelle, eine weitere Aufgenommene, wild umher und gaben erstickte Laute von sich. Ihr eigenes Betttuch hatte sich eng um sie geschlungen.
    Nynaeve packte die erste Frau, die sie unter dem umgestürzten Bett hervorziehen konnte – eine hagere Dienerin namens Mulinda, die mit offenem Mund gaffte –, und schubste sie in Richtung der Tür. »Geht! Weckt alle im Haus, die noch schlafen und helft jeder, der Ihr helfen könnt! Geht!« Mulinda stolperte hinaus, während Nynaeve ihre zitternde Bettgenossin auf die Beine zerrte. »Helft mir, Satina. Helft mir, Emara und Ronelle zu befreien.«
    Sie zitterte leicht, aber die mollige Frau nickte und machte sich energisch ans Werk. Es ging natürlich

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