Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Sosehr sie sich auch darauf konzentrierte, sich wieder draußen zu befinden, verblieb sie doch hier und beobachtete alles durch die Augen einer anderen Egwene. Schleunigst unterdrückte sie alle Neugier auf das, was Gawyn in Bezug auf sie träumte. Diese Art von Anteilnahme war gefährlich. Sie sträubte sich gegen diesen Traum! Und doch änderte sich nichts.
Der Korridor erschien ihr beinahe real, als sie ihn betrachtete, obwohl alles, was sie aus den Augenwinkeln sah, leicht verschwommen blieb. Ihr eigenes Spiegelbild erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie hätte sich gern umgedreht, um es zu betrachten, als sie vorbeikamen, doch sie war nur ein Passagier im Kopf der Frau aus Gawyns Traum. Sie war die Frau, deren Spiegelbild sie einen Moment lang gesehen hatte. Es gab keinen Zug an diesem Gesicht, auf den sie hätte deuten können und behaupten, er wiche von ihrem echten Gesicht ab. Trotzdem ergab das Ganze einen Eindruck … Schön, so konnte man sagen. Erstaunlich schön! Sah Gawyn sie etwa so?
Nein! Keine Neugier! Draußen!
Von einem Schritt zum nächsten wurde aus dem Korridor der von Blumen übersäte Abhang eines Hügels. Eine sanfte Brise trug ihr den starken Duft der Blüten zu. Die wirkliche Egwene fuhr innerlich zusammen. Hatte sie diese Änderung zuwege gebracht? Die Schranke zwischen ihr und der anderen wurde schwächer. Zornig konzentrierte sie sich erneut. Es war nicht wirklich; sie weigerte sich, dies alles als Wirklichkeit anzuerkennen; sie war sie selbst. Draußen. Sie wollte nach draußen und lediglich hineinblicken.
Sanft legte Gawyn sie auf einen ausgebreiteten Umhang inmitten der Blumen, so, wie man es sich erträumt. Er kniete neben ihr nieder, strich ihr eine Haarsträhne von der Wange und streichelte mit seinen Fingerspitzen weiter bis zu ihrem Mundwinkel. Sich auf etwas zu konzentrieren, fiel ihr sehr schwer. Sie beherrschte wohl den Körper nicht, in dem sie zu Gast war, doch sie teilte seine Gefühle, und seine Fingerspitzen schienen beinahe Funken in ihr auszulösen.
»Mein Herz ist dein«, murmelte er leise, »meine Seele, alles von mir.« Sein Mantel war scharlachrot und kunstvoll mit goldenen Blättern und silbernen Löwen bestickt. Er gestikulierte auf grandiose Weise, wobei er seinen Kopf oder seine Brust berührte. »Wenn ich an dich denke, ist kein Platz mehr für andere Gedanken. Dein Duft erfüllt mein Gehirn und bringt mein Blut zum Wallen. Mein Herz hämmert so, dass ich nicht hören würde, wenn die ganze Welt sich spaltete. Du bist meine Sonne und mein Mond und meine Sterne, mein Himmel und meine Erde, kostbarer für mich als das Leben oder der Atem oder …« Mit einem Mal hielt er inne und verzog das Gesicht. »Du klingst wie ein Narr«, knurrte er in sich hinein.
Egwene hätte ihm widersprochen, hätte sie ihre Stimmbänder unter Kontrolle gehabt. Es war so schön, all dies zu hören, auch wenn alles ein wenig übertrieben war. Nur ein wenig.
Als er das Gesicht verzog, spürte sie eine Lockerung, aber schnipp .
Sanft legte Gawyn sie auf einen ausgebreiteten Umhang inmitten der Blumen, so, wie man es sich erträumt. Er kniete neben ihr nieder, strich ihr eine Haarsträhne von der Wange und streichelte mit seinen Fingerspitzen weiter bis zu ihrem Mundwinkel. Sie beherrschte wohl den Körper nicht, in dem sie zu Gast war, doch sie teilte seine Gefühle, und seine Fingerspitzen schienen beinahe Funken in ihr auszulösen.
Nein! Sie konnte es nicht zulassen, dass sie ein Teil seines Traums blieb!
Sein Gesicht war ein Abbild des Schmerzes, sein Mantel nüchtern grau. Seine zu Fäusten geballten Hände hatte er auf die Knie gelegt. »Ich habe kein Recht, so mit dir zu sprechen, wie ich möchte«, sagte er förmlich. »Mein Bruder liebt dich. Ich weiß, dass sich Galad vor Angst um dich verzehrt. Nicht zuletzt deswegen ist er ein Weißmantel, weil er glaubt, die Aes Sedai hätten dich missbraucht. Ich weiß, dass er …« Gawyn schloss gequält die Augen. »Oh, Licht, hilf mir!«, stöhnte er.
Schnipp.
Sanft legte Gawyn sie auf einen ausgebreiteten Umhang inmitten der Blumen, so, wie man es sich erträumt. Er kniete neben ihr nieder, strich ihr eine Haarsträhne von der Wange und streichelte mit den Fingerspitzen weiter bis zu ihrem Mundwinkel.
Nein! So verlor sie das letzte bisschen Kontrolle über die Lage! Sie musste entfliehen! Wovor hast du eigentlich Angst? Sie konnte nicht mehr entscheiden, ob das ihr eigener Gedanke gewesen war oder der jener anderen Egwene. Die
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