Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
schützen, doch dann wob sie wortlos ein Wachgewebe um das Innere des Zimmers. Da sich Elayne an Nynaeves Lauschmanöver erinnerte, überprüfte sie auch die beiden Fenster, ob sie dicht geschlossen seien. »Ich erwarte nun zumindest die Neuigkeit, dass sich Rand al’Thor auf dem Weg hierher befindet«, sagte Morvrin trocken. Die anderen beiden Aes Sedai tauschten einen kurzen Blick. Elayne unterdrückte ein Schmollen, da sie offensichtlich zu glauben schienen, sie und Nynaeve hielten irgendwelche Geheimnisse um Rand vor ihnen verborgen.
Sie und ihre ewige Geheimniskrämerei! »Das nicht«, sagte Nynaeve, »aber etwas, das auf eine andere Art genauso wichtig sein könnte.« Und dann sprudelte sie die Geschichte über ihren ›Ausflug‹ nach Ebou Dar hervor und wie sie die Schale dieses Ter’angreals gefunden hatten. Die Reihenfolge stimmte nicht ganz, und den Abstecher in die Burg erwähnte sie nicht, aber die wesentlichen Punkte kamen dabei heraus.
»Seid Ihr sicher, dass diese Schale ein Ter’angreal ist?«, fragte Sheriam, als Nynaeve die Worte ausgingen. »Er kann das Wetter beeinflussen?«
»Ja, Aes Sedai«, antwortete Elayne schlicht. Es war am besten, sich anfangs sehr einfach auszudrücken. Morvrin knurrte; die Frau zog alles in Zweifel.
Sheriam nickte und verschob ihre Stola. »Dann habt Ihr es gut gemacht. Wir werden Merilille einen Brief schicken.« Merilille Ceandevin war die Graue Schwester, die sie ausgesandt hatten, um die Königin in Ebou Dar für die Unterstützung Salidars zu gewinnen. »Wir benötigen alle Einzelheiten von Euch.«
»Sie wird sie niemals finden«, platzte Nynaeve heraus, bevor Elayne auch nur den Mund aufbekam. »Nur Elayne und ich können das.« Die Blicke der Aes Sedai kühlten merklich ab.
»Es könnte sich wirklich als unmöglich für sie herausstellen«, warf Elayne hastig ein. »Wir sahen , wo sich die Schale befindet, und es wird trotzdem auch für uns schwierig werden. Doch wenigstens wissen wir, was wir gesehen haben. Das in einem Brief zu beschreiben, ist nicht das Gleiche.«
»Ebou Dar ist kein Ort für Aufgenommene«, sagte Carlinya kalt.
Morvrins Tonfall klang ein wenig freundlicher, wenn auch immer noch mürrisch. »Wir müssen alle das tun, Kind, was wir am besten können. Glaubt Ihr, Edesina oder Afara oder Guisin wollten nach Tarabon? Was können sie schon tun, um in dieses unruhige Land etwas Ordnung zu bringen? Aber wir müssen es zumindest versuchen, also gingen sie hin. Kiruna und Bera befinden sich womöglich in dieser Minute auf dem Rückgrat der Welt bei der Suche nach Rand al’Thor, von dem wir glaubten – nur glaubten –, er halte sich in der Aiel-Wüste auf. Also schickten wir sie hin. Dass wir recht hatten, macht ihre Reise nicht weniger vergeblich, da er längst nicht mehr in der Wüste ist. Wir alle tun, was wir können und was wir müssen. Ihr beiden seid Aufgenommene. Aufgenommene laufen nicht fort nach Ebou Dar oder sonstwohin. Was Ihr beiden tun könnt und müsst, ist, hierzubleiben und zu lernen. Wärt Ihr bereits fertige Schwestern, würde ich Euch trotzdem hierbehalten. Niemand hat während der letzten hundert Jahre solche Entdeckungen gemacht wie Ihr, eine solche Anzahl in so kurzer Zeit.«
Da Nynaeve eben Nynaeve war, kümmerte sie sich nicht um Dinge, die sie nicht hören wollte, und konzentrierte sich auf Carlinya. »Wir haben uns auch auf uns gestellt sehr gut durchgesetzt, vielen Dank. Ich bezweifle, dass Ebou Dar schlimmer wird als Tanchico.«
Elayne glaubte nicht, dass der Frau bewusst war, mit welch tödlichem Würgegriff sie ihren Zopf gepackt hatte. Würde Nynaeve niemals begreifen, dass man mit Höflichkeit das erreichte, was man sich mit Ehrlichkeit verdarb? »Ich verstehe Euren Standpunkt sehr gut, Aes Sedai«, sagte Elayne, »doch wie unbescheiden es auch klingen mag, gleichwohl ist es wahr, dass ich viel eher in der Lage bin, ein Ter’angreal aufzuspüren, als sonst jemand in Salidar. Und Nynaeve und ich wissen besser, wo wir danach suchen müssen, als wir je auf Papier wiedergeben könnten. Ich bin überzeugt, wenn Ihr uns zu Merilille Sedai schickt, werden wir ihn unter ihrer Führung in kürzester Zeit ausfindig machen. Ein paar Tage nach Ebou Dar mit dem Schiff und ein paar Tage zurück, und dazwischen wenige Tage unter Merilille Sedais Führung in Ebou Dar selbst.« Es kostete Überwindung, an dieser Stelle nicht tief durchzuatmen. »In der Zwischenzeit könntet Ihr einer der Augen-und-Ohren Siuans in
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