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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihren Weg nach Tar Valon geleiten würden. Die Menge erwartete allerdings mehr als nur die Abreise der Abgesandten der Burg. Die meisten Menschen wirkten genauso erschöpft, wie sich Elayne fühlte.
    »Man könnte denken, sie sei … sei …« Nynaeve gähnte schon wieder hinter vorgehaltener Hand.
    »Oh, Blut und Asche«, knurrte Elayne. Oder vielmehr, sie versuchte, diese Worte herauszubringen, aber alles nach dem ›oh‹ klang wie ein ersticktes Krächzen, weil auch sie schon wieder ein Gähnen zurückhalten musste. Lini sagte, Bemerkungen wie diese seien ein Zeichen für Dummheit und schlechtes Benehmen – danach hatte sie ihr gewöhnlich den Mund mit Seife ausgewaschen –, aber manchmal drückte nichts anderes ihre Gefühle so treffend aus wie diese Worte. Sie hätte beinahe noch mehr gesagt, hatte aber keine Möglichkeit mehr.
    »Warum veranstalten sie nicht gleich eine Prozession für sie?«, grollte Nynaeve. »Ich sehe nicht ein, wieso sie so ein Brimborium um diese Frau machen.« Und sie gähnte wieder. Schon wieder!
    »Weil sie eine Aes Sedai ist, Schlafmütze«, sagte Siuan, die sich ihnen gerade anschloss. »Zwei Schlafmützen«, stellte sie nach einem Blick auf Elayne fest. »Ihr werdet noch Elritzen mit dem Mund fangen, wenn Ihr so weitermacht.« Elayne klappte den Mund blitzschnell zu und sah die Frau mit ihrem eisigsten Blick an. Wie gewöhnlich, glitt das an dieser ab wie Regen an glasierten Dachziegeln. »Tarna ist nun einmal eine Aes Sedai«, fuhr Siuan fort, wobei sie zu den wartenden Pferden hinübersah. Vielleicht war es auch der saubere Karren, den man vor das große Steingebäude gezogen hatte, der ihren Blick anzog. »Eine Aes Sedai ist eben eine Aes Sedai, und daran ändert sich nichts.« Nynaeve warf ihr einen Blick zu, den sie nicht bemerkte.
    Elayne war froh, dass Nynaeve den Mund hielt, denn die sich anbietende Antwort wäre vermutlich beleidigt aufgenommen worden. »Wie viele Opfer hat die letzte Nacht gekostet?«
    Siuan antwortete, ohne den Blick von dem Punkt zu wenden, an dem Tarna auftauchen musste: »Sieben Tote, allein hier im Dorf. Fast hundert im Soldatenlager. All diese Schwerter und Äxte und Mordinstrumente, die dort herumliegen, und niemand vorhanden, der sie mithilfe der Macht zur Ruhe bringen konnte. Jetzt sind ein paar Schwestern dort draußen, um Verwundete zu heilen.«
    »Lord Gareth?«, fragte Elayne mit einer Andeutung von Sorge in der Stimme. Der Mann verhielt sich mittlerweile ihr gegenüber kalt, aber einst hatte er immer ein warmes Lächeln für ein Kind übriggehabt, und dazu eine Tasche voll Süßigkeiten.
    Siuan schnaubte so laut, dass sich einige Leute zu ihnen umwandten. »Der«, brummte sie. »Ein Barrakuda würde sich an diesem Mann die Zähne ausbeißen.«
    »Ihr habt heute Morgen eine schöne Laune«, sagte Nynaeve. »Habt Ihr endlich erfahren, welche Botschaft die Kleine Burg Tarna mitgibt? Oder hat Gareth Bryne Euch um Eure Hand gebeten? Ist jemand gestorben, ohne Euch etwas zu hinterlas   …?«
    Elayne bemühte sich, Nynaeve nicht anzusehen, denn selbst das Geräusch eines Gähnens setzte sofort die eigenen Kiefer in Bewegung.
    Siuan warf Nynaeve einen missbilligenden Blick zu, aber ausnahmsweise einmal gab die den Blick mit gleicher Münze zurück, wenn auch ihre Augen vor Müdigkeit tränten.
    »Falls Ihr etwas in Erfahrung gebracht habt«, unterbrach Elayne, bevor sich die beiden bis zur Bewusstlosigkeit anstarrten, »dann sagt es uns.«
    »Eine Frau, die behauptet, eine Aes Sedai zu sein, obwohl sie es nicht ist«, murmelte Siuan in ganz beiläufigem Tonfall, »steckt bis zum Hals in kochendem Wasser, das stimmt. Aber hat sie behauptet, einer bestimmten Ajah anzugehören, dann hat diese Ajah den ersten Zugriff auf sie. Hat Myrelle Euch jemals erzählt, wie sie in Chachin eine Frau erwischte, die angeblich zu den Grünen gehörte? Eine frühere Novizin, die bei der Prüfung zur Aufgenommenen versagt hatte. Fragt sie danach, wenn sie einmal ein oder zwei Stunden Zeit hat. Sie wird so lange brauchen, um die ganze Geschichte zu erzählen. Dieses törichte Mädchen dürfte sich wohl gewünscht haben, stattdessen einer Dämpfung unterzogen worden zu sein, bevor Myrelle noch mit ihr fertig war – eine Dämpfung und dann auch noch enthauptet.«
    Aus irgendeinem Grund zeigte diese Drohung genauso wenig Wirkung auf Nynaeve als der Blick zuvor. Sie bebte noch nicht einmal kurz. Vielleicht waren sie beide einfach nur zu müde. »Ihr sagt mir jetzt, was

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