Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Eigenschaft als Ta’veren ausgerechnet dann versagte, wenn er sie am meisten brauchte. »Unglücklicherweise bin ich heute Morgen nicht in der Lage, noch einmal mit Euch zu sprechen. Ich kehre nach Caemlyn zurück.« Andor war das Problem, das er jetzt angehen musste. Andor, und Sammael.
»Euer Befehl wird ausgeführt werden, mein Lord Drache«, sagte Berelain. »Heute Morgen, damit Ihr zuschauen könnt.«
»Mein Befehl?«
»Mangin«, sagte sie. »Man hat es ihm heute Morgen mitgeteilt.« Den meisten der Weisen Frauen war keine Regung anzumerken, nur Bair und Sorilea zeigten ganz offene Missbilligung. Überraschenderweise galt diese aber Berelain!
»Ich habe nicht vor, jedes Mal zuzuschauen, wenn ein Mörder gehängt wird«, sagte Rand kalt. In Wirklichkeit hatte er es vergessen, oder aber aus seinem Gedächtnis verdrängt. Einen Mann zu hängen, den man mochte, war nichts, woran man sich gern erinnerte. Rhuarc und die anderen Häuptlinge hatten es nicht einmal erwähnt, als er mit ihnen verhandelt hatte. Dazu kam noch, dass er diese Hinrichtung nicht als etwas Besonderes hinstellen durfte. Die Aiel mussten sich genauso an die Gesetze halten wie jeder andere. Das sollten die Menschen aus Tear und Cairhien bewusst sehen, damit ihnen klar wurde, dass er die Aiel keineswegs bevorzugte. Dann würde er sie nämlich genauso wenig bevorzugen. Du benützt alles und jeden, dachte er, und der Gedanke machte ihn krank. Trotzdem hoffte er, es sei sein eigener Gedanke gewesen. Außerdem wollte er bei keiner Hinrichtung zugegen sein, am allerwenigsten bei der Mangins.
Meilan blickte nachdenklich drein, und auf Aracomes Stirn stand Schweiß, obwohl das auch an der Hitze liegen konnte. Colavaere, deren Gesicht blass geworden war, schien ihn zum ersten Mal richtig zu sehen. Berelains reumütiger Blick huschte von Bair zu Sorilea, die ihr zunickte. Hatten sie ihr vielleicht vorhergesagt, dass er so antworten werde? Es erschien ihm unmöglich. Die Reaktionen der anderen schwankten zwischen Überraschung und Zufriedenheit, doch er behielt besonders Selande im Auge. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und offensichtlich die Töchter vergessen. Wenn sie vorher Rand furchtsam angesehen hatte, dann zeigte ihr Blick nun blanke, nackte Angst. Nun, da ließ sich nichts machen.
»Ich werde sofort nach Caemlyn aufbrechen«, sagte Rand zu ihnen. Ein leises Geräusch machte sich unter den Anwesenden breit, aus Cairhien oder Tear, und es klang ein wenig wie erleichtertes Seufzen.
Es überraschte ihn nicht, dass sie ihn alle zu dem Zimmer begleiteten, das er für sein Reisen bestimmt hatte. Die Töchter und die Roten Schilde hielten alle Feuchtländer bis auf Berelain zurück. Es passte ihnen sowieso nicht, diese Leute aus Cairhien in seine Nähe zu lassen, und er war auch ganz froh darüber, dass sie heute den Tairenern den weiteren Weg versperrten. Es gab genügend böse Blicke, aber niemand sagte etwas, jedenfalls nicht zu ihm. Nicht einmal Berelain, die gleich hinter ihm mit den Weisen Frauen und Aviendha einherschritt, sich leise mit ihnen unterhielt und gelegentlich gedämpft lachte. Es ließ ihm die Haare im Nacken zu Berge stehen, dass Berelain und Aviendha miteinander sprachen. Und sogar lachten?
An der mit geometrischen Ornamenten verzierten Tür zu seinem Reisezimmer blickte er betont über Berelain hinweg, als sie tief vor ihm knickste. »Ich werde mich bis zu Eurer Rückkehr furchtlos und ohne jemanden zu bevorzugen um Cairhien kümmern, mein Lord Drache.« Vielleicht war sie trotz der Sache mit Mangin heute Morgen nur erschienen, um ihm das zu sagen und zwar so, dass die anderen Adligen es hörten. Es brachte ihr aus irgendeinem Grund ein nachsichtiges Lächeln von Sorilea ein. Er musste unbedingt herausbekommen, was sich da abspielte; er wollte nicht, dass die Weisen Frauen sich bei Berelain einmischten. Die übrigen Weisen Frauen hatte Aviendha auf die Seite gezogen. Sie schienen abwechselnd mit ihr eindringlich zu sprechen, aber er konnte nicht verstehen, was gesagt wurde. »Wenn Ihr Perrin Aybara das nächste Mal seht«, fügte Berelain hinzu, »überbringt ihm bitte meine wärmsten Grüße. Und Mat Cauthon ebenfalls.«
»Wir erwarten voller Ungeduld die Rückkehr des Lord Drache«, log Colavaere mit betont nichtssagender Miene.
Meilan funkelte sie böse an, weil sie es fertiggebracht hatte, zuerst zu sprechen, und dann hielt er eine blumige Ansprache, die aber nicht mehr aussagte als ihre Worte zuvor, was Maringil
Weitere Kostenlose Bücher