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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Missbilligung und Zustimmung, dass er keinerlei Zweifel hegte, ob sie zugehört habe oder nicht.
    »Gestern ging das sehr gut«, sagte er energisch zu Sulin. »Von jetzt an werden, glaube ich, zwei Leibwächter mehr als genug sein.« Ihre Augen quollen beinahe heraus, und sie schien so nach Luft schnappen zu müssen, dass sie nichts erwidern konnte. Nun, da er ihr etwas entzogen hatte, wurde es Zeit, auch etwas zurückzugeben, bevor sie explodierte wie ein Feuerwerkskörper. »Natürlich ist es etwas anderes, wenn ich mich aus dem Palast begebe. Dann ist es in Ordnung, wenn Ihr mir dieselbe Leibgarde mitgebt wie bisher, aber hier oder im Sonnenpalast oder dem Stein von Tear genügen zwei.« Er wandte sich ab, während sie noch vergebens die Lippen bewegte.
    Aviendha ging neben ihm her, als er um das Podest herumschritt, auf dem die Throne standen, um die kleinen Türen dahinter zu erreichen. Er wollte dorthin, anstatt in seine eigenen Gemächer, weil er gehofft hatte, sie dabei loszuwerden. Sogar ohne die Hilfe Saidins konnte er sie riechen. Vielleicht war es auch nur die Erinnerung. Wie auch immer, im Moment wünschte er sich nichts sehnlicher als eine kräftige Erkältung, denn ihm gefiel ihr Duft viel zu sehr.
    Sie hatte ihr Tuch fest um sich geschlungen und blickte nachdenklich geradeaus, als sei sie besorgt, und dann merkte sie noch nicht einmal, dass er ihr die Tür zu einer der mit Löwenmustern getäfelten Garderoben aufhielt. Das löste bei ihr jedes Mal einen kleineren Wutanfall aus, oder zumindest die schnippische Frage, welcher ihrer Arme gebrochen sei. Als er sie fragte, was los sei, zuckte sie zusammen. »Nichts. Sulin hatte recht. Aber …« Auf einmal grinste sie zögernd. »Hast du ihre Miene gesehen? Niemand hat es ihr so gegeben, seit … seit überhaupt niemals, glaube ich. Noch nicht einmal Rhuarc.«
    »Ich bin ein wenig überrascht darüber, dass du auf meiner Seite stehst.«
    Sie sah ihn mit großen Augen an. Er hätte den ganzen Tag damit zubringen können, hineinzublicken, um sich zu entscheiden, ob sie nun blau oder grün seien. Nein. Er hatte kein Recht, sich mit ihren Augen zu beschäftigen. Was geschehen war, nachdem sie dieses Tor geöffnet hatte – um vor ihm wegzurennen –, spielte dabei keine Rolle. Und er hatte kein Recht, jetzt daran zu denken.
    »Du machst es mir so schwer, Rand al’Thor«, sagte sie keineswegs hitzig. »Licht, manchmal glaube ich, der Schöpfer hat dich nur erschaffen, um mich zu quälen.«
    Er hätte ihr gern gesagt, das sei ihre eigene Schuld, denn mehr als einmal hatte er ihr angeboten, sie zu den Weisen Frauen zurückzuschicken, wenn das auch nur dazu geführt hätte, dass sie ihm jemand anders zur Seite stellten, aber bevor er den Mund aufbekam, hatten Jalani und Liah sie eingeholt, gefolgt von zwei Roten Schilden. Der eine davon war ein leicht ergrauter Kerl mit dreimal so vielen Narben im Gesicht wie Liah. Rand schickte Jalani und den vernarbten Mann zurück in den Thronsaal, was beinahe einen Streit ausgelöst hätte. Nicht von dem Roten Schild aus, denn der sah nur seinen Kameraden an, zuckte die Achseln und ging, aber Jalani plusterte sich auf.
    Rand deutete unmissverständlich auf die Tür zum Großen Saal: »Der Car’a’carn erwartet, dass die Far Dareis Mai gehen, wohin er sie schickt.«
    »Ihr seid vielleicht bei den Feuchtländern König, Rand al’Thor, aber nicht bei den Aiel.« Trotz ihrer Würde drang ein klein wenig Schmollen bei Jalani durch, was ihn daran erinnerte, wie jung sie noch war. »Die Töchter werden Euch niemals beim Tanz der Speere den Dienst versagen, aber dies ist nicht der Tanz.« Trotzdem ging sie schließlich, nachdem sie sich mit Liah durch flinke Handzeichen verständigt hatte.
    Mit Liah und dem hageren Roten Schild, einem blonden Mann namens Cassin, der eine gute Handbreit größer war als er, schritt Rand schnell durch den Palast zu seinen Gemächern – mit Aviendha im Schlepptau. Doch wenn er geglaubt hatte, mit diesem bauschigen Rock werde sie zurückbleiben, dann irrte er sich. Liah und Cassin verblieben im Vorraum vor seinem Wohnzimmer, einem großen Raum mit einem Marmorfries unter der Decke, das nur Löwen zeigte, und mit Wandbehängen, die Jagdszenen und ferne verschleierte Berge darstellten, während Aviendha ihm folgte.
    »Solltest du nicht bei Melaine bleiben?«, wollte er wissen. »Angelegenheiten der Weisen Frauen?«
    »Nein«, sagte sie knapp. »Es würde Melaine nicht gefallen, wenn ich mich jetzt

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