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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hatten diesen Traum, und das macht ihn besonders wichtig. Regen …«, auch dieses Wort kam ihr schwer über die Lippen, »der aus einer Schale kommt. Um die Schale herum gibt es Falltüren und andere Fallen. Sollten die richtigen Hände die Schale aufnehmen, werden sie einen Schatz vorfinden, der möglicherweise genauso wichtig ist wie die Schale selbst. In den falschen Händen bedeutet sie das Verhängnis für die ganze Welt. Der Schlüssel für das Auffinden der Schale ist ›derjenige, der nicht länger ist‹.«
    »Nicht länger was ist?« Das klang tatsächlich wichtiger als der Rest. »Meinst du damit jemanden, der bereits tot ist?«
    Aviendha schüttelte den Kopf. »Sie wissen auch nicht mehr, als ich sagte.« Zu seiner Überraschung erhob sie sich mit einer eleganten Bewegung, wobei sie ihre Kleidung unbewusst in Ordnung brachte, wie das bei Frauen üblich war.
    »Musst du …« Er hustete verlegen. Musst du denn gehen?, hatte er fragen wollen. Licht, er wollte doch, dass sie ging. Jede Minute in ihrer Gegenwart war eine Tortur. Aber andererseits war auch jede Minute ohne sie eine Tortur. Nun, er konnte tun, was gut für ihn war, und dabei auch das Beste für sie vollbringen. »Willst du zu den Weisen Frauen zurückgehen, Aviendha? Deine Studien wieder aufnehmen? Es gibt wirklich keinen Grund, länger hier zu verweilen. Du hast mich so viel gelehrt – ich könnte fast bei den Aiel aufgewachsen sein.«
    Ihr Schnauben sprach Bände, aber natürlich beließ sie es nicht dabei. »Du weißt weniger als ein sechsjähriger Junge. Warum hört ein Mann auf seine Zweitmutter noch eher als auf seine eigene Mutter, und eine Frau auf ihren Zweitvater eher als auf den eigenen? Wann kann eine Frau einen Mann heiraten, ohne einen Brautkranz zu flechten? Wann muss eine Dachherrin einem Schmied gehorchen? Wenn du eine Silberschmiedin zur Gai’shain machst, warum musst du sie dann für jeden Tag, an dem sie für dich arbeitet, auch noch einen Tag für sich selbst arbeiten lassen? Warum trifft auf eine Weberin nicht das Gleiche zu?« Er suchte nach Antworten, weil er nicht zugeben wollte, dass er keine Ahnung hatte, doch sie machte mit einem Mal an ihrem Tuch herum, als habe sie ihn vergessen. »Manchmal kommt einem die Auswirkung des Ji’e’toh wie blanker Hohn vor. Ich würde mich halb tot lachen, wenn ich diesmal nicht selbst das Opfer wäre.« Ihre Stimme wurde noch leiser. Sie flüsterte: »Ich werde mich meinem Toh stellen.«
    Er glaubte, sie führe Selbstgespräche, antwortete aber dennoch. »Wenn du die Sache mit Lanfear meinst, dann musst du auch wissen, dass nicht ich dich gerettet habe. Es war Moiraine. Sie ist gestorben, weil sie uns alle rettete.« Durch Lamans Schwert war sie das einzige andere Toh ihm gegenüber losgeworden, obwohl er nie verstanden hatte, worum es eigentlich gegangen war. Die einzige Verpflichtung ihm gegenüber, von der sie wusste. Er hoffte nur, sie werde niemals von der anderen erfahren, denn sie würde es als Verpflichtung ansehen, ganz im Gegensatz zu ihm.
    Aviendha blickte ihn mit leicht schräg gestelltem Kopf forschend an, und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hatte in einem Maße ihre Beherrschung wiedergewonnen, das Sorilea alle Ehre gemacht hätte. »Danke schön, Rand al’Thor. Bair sagt, es tut gut, wenn man von Zeit zu Zeit daran erinnert wird, dass ein Mann auch nicht alles weiß. Lass mich wissen, wenn du zu Bett gehst. Ich möchte nicht zu spät kommen und dich aufwecken.«
    Rand saß da und starrte die Tür an, nachdem sie gegangen war. Ein Adliger aus Cairhien, der das Spiel der Häuser spielte, war für gewöhnlich leichter zu durchschauen als eine Frau, die sich gar keine Mühe machte, in Rätseln zu sprechen. Er vermutete, das, was er für Aviendha empfand, mache die Dinge noch verwickelter.
    Was ich liebe, zerstöre ich, lachte Lews Therin. Was ich zerstöre, liebe ich.
    Halt’s Maul!, dachte Rand wütend, und das dünne Lachen verklang. Er wusste selbst nicht, wen er liebte, aber er wusste immerhin, wen er retten würde. Vor jeder Gefahr, die er erkannte, und vor allem vor ihm selbst.
    Im Gang ließ sich Aviendha gegen die Tür sacken und musste erst ein paarmal tief durchatmen. Das hätte sie beruhigen sollen. Ihr Herz bemühte sich immer noch, aus ihrem Brustkasten auszubrechen. Rand al’Thor nahe zu sein, war genauso, als hielte man sie nackt über glühende Kohlen und strecke sie, bis sie glaubte, ihre Knochen würden auseinandergerissen. Er

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