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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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fallenden Ungeduld. Als sie sich Rand zuwandte, richtete sie sich hoch auf, die Ohren steif aufgerichtet und das Kinn energisch vorgestreckt. »Was habt Ihr mit meinem Sohn gemacht?«
    Rand blieb der Mund offen stehen. »Eurem Sohn?«
    »Loial!« Sie starrte ihn an, als sei er verrückt geworden. Erith blickte ihn ängstlich an und hatte die Hände auf der Brust verkrampft. »Ihr habt der Ältesten der Ältesten des Steddings Tsofu erklärt. Ihr würdet auf ihn aufpassen«, zürnte Covril weiter. »Sie haben es mir gesagt. Ihr habt Euch damals nicht als Drache bezeichnet, aber Ihr wart es. Stimmt es nicht, Erith? Hat Alar nicht gesagt, es sei Rand al’Thor gewesen?« Sie ließ der jüngeren Frau kaum die Zeit für ein kurzes Nicken. Als sie immer schneller zu sprechen begann, verzog Haman schmerzhaft das Gesicht. »Mein Loial ist zu jung, um sich Außerhalb aufzuhalten, zu jung, um kreuz und quer durch die Welt zu rennen und Sachen zu machen, die Ihr ihm zweifellos auftragt. Die Älteste Alar hat mir von Euch erzählt. Was hat mein Loial mit den Kurzen Wegen zu tun und mit Trollocs und dem Horn von Valere? Ihr werdet ihn mir sofort übergeben, bitteschön, damit ich ihn mit Erith verheiraten kann, wie es sich gehört. Sie wird ihm schon das Herumrennen austreiben.«
    »Er sieht sehr gut aus«, murmelte Erith schüchtern. Ihre Ohren zitterten derartig verlegen, dass die Haarbüschel verschwommen wirkten. »Und ich glaube, er ist auch sehr tapfer.«
    Rand benötigte ein paar Augenblicke, um sein seelisches Gleichgewicht zurückzugewinnen. Wenn ein Ogier energisch wurde, war es ungefähr dasselbe wie ein Bergrutsch. Eine energische Ogierfrau, die auch noch schnell sprach …
    Nach Ogierauffassung war Loial tatsächlich zu jung, um das Stedding allein zu verlassen – nur wenig älter als neunzig. Die Ogier hatten nun einmal ein sehr langes Leben. Vom ersten Tag an, als Rand ihn kennengelernt hatte – und der Ogier hatte unbedingt die ganze Welt sehen wollen –, hatte sich Loial Sorgen gemacht, was geschähe, wenn den Ältesten klar würde, dass er fortgelaufen war. Und seine größte Sorge war, seine Mutter könne mit einer Braut im Schlepptau hinter ihm herkommen. Er sagte, in solchen Dingen hätten bei den Ogiern die Männer nichts zu sagen und die Frauen nicht viel; es sei alles Sache der beiden Mütter. Es sei durchaus möglich, dass man plötzlich einer Frau versprochen war, die der betreffende Mann überhaupt noch nicht gesehen hatte und erst an dem Tag kennenlernte, an dem die eigene Mutter ihn der künftigen Ehefrau und vor allem der Schwiegermutter vorstellte.
    Loial schien zu glauben, die Ehe werde allem ein Ende bereiten, was er sich ersehnte, vor allem seinen Wunsch, die Welt zu sehen. Ob das nun stimmte oder nicht: Rand konnte einen Freund nicht dem ausliefern, was er am meisten fürchtete. Er war drauf und dran, ihnen zu sagen, er wisse nicht, wo sich Loial aufhielt, und ihnen vorzuschlagen, zum Stedding zurückzukehren, bis er wieder auftauchte, genauer gesagt, er hatte schon den Mund zum Sprechen geöffnet, als ihm eine Frage einfiel. Er schämte sich fast, sich an so etwas Wichtiges – jedenfalls für Loial – nicht erinnert zu haben. »Wie lange ist er schon nicht mehr im Stedding gewesen?«
    »Zu lange«, grollte Haman, als rollten große Felsblöcke einen Abhang herab. »Der Junge wollte sich nie seinen Aufgaben widmen. Sprach immer davon, nach Außerhalb gehen zu wollen, als habe sich irgendetwas geändert an dem, was in den Büchern steht, die er eigentlich studieren sollte. Hmmm. Hmmm. Welche wesentliche Rolle spielt es schon, ob die Menschen die Linien auf einer Landkarte verändern? Das Land ist immer noch …«
    »Er war schon viel zu lange Außerhalb«, warf Loials Mutter ein, und zwar so energisch, wie man einen Pfosten ins trockene Erdreich treibt. Haman runzelte die Stirn über ihren Einwurf, doch sie brachte es fertig, ihm geradewegs in die Augen zu schauen, obwohl ihre Ohren verlegen vibrierten.
    »Mehr als fünf Jahre sind es nun«, sagte Erith. Einen Augenblick lang welkten ihre Ohren, doch dann stellten sie sich wieder stolz auf. Sie imitierte Covrils Stimme ganz ausgezeichnet, als sie sagte: »Ich will ihn zum Ehemann haben. Das war mir klar, als ich ihn kennenlernte. Ich werde ihn nicht sterben lassen. Nicht, weil er sich wie ein Narr benimmt.«
    Rand und Loial hatten sich über viele Dinge unterhalten, und eins davon war das ›Sehnen‹ gewesen, aber darüber hatte Loial

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