Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
hast und was du wolltest?«
Sie presste empört die Lippen zusammen. Es war schon schlimm genug, dass er es wusste, aber es ihr auch noch ins Gesicht zu sagen, war sehr taktlos. »Rand, bitte hör mir zu. Elaida …«
»Die Frage ist jetzt, wie wir dich zu den Zelten zurückbringen können, ohne dass sie erfahren, dass du hier warst. Sie haben vermutlich Augen-und-Ohren im Palast.«
»Rand, du musst …!«
»Wie wäre es, wenn du in einen jener großen Wäschekörbe stiegst? Ich kann ihn von zwei Töchtern des Speers tragen lassen.«
Sie hätte beinahe ergeben die Hände gehoben. Er war genauso bestrebt, sie loszuwerden, wie er die Aes Sedai hatte loswerden wollen. »Meine eigenen Füße werden durchaus genügen, vielen Dank.« Ein Wäschekorb, also wirklich! »Ich brauchte mir keine Sorgen mehr zu machen, wenn du mir sagen würdest, wie du von Caemlyn hierhergelangst, wann immer du willst.« Sie verstand nicht, warum die Frage verletzen sollte, und doch tat sie es. »Ich weiß, dass du es mich nicht lehren kannst, aber wenn du mir sagtest, wie, könnte ich vielleicht herausfinden, wie man es mit Saidar tun könnte.«
Anstatt des Scherzes auf ihre Kosten, den sie halbwegs erwartet hatte, nahm er die Enden ihres Schultertuchs in beide Hände. »Das Muster«, sagte er. »Caemlyn«, ein Finger auf seiner Linken hielt den Stoff auf, »und Cairhien.« Ein Finger der anderen Hand schuf ebenfalls eine Öffnung, und er führte die beiden Öffnungen zusammen. »Ich habe das Muster gebeugt und eine Öffnung von einem zum anderen geschaffen. Ich weiß nicht, wo hindurch ich gebohrt habe, aber es existiert kein Zwischenraum zwischen einem Ende der Öffnung und dem anderen.« Er ließ ihr Tuch los. »Hilft dir das?«
Sie kaute auf ihren Lippen und betrachtete stirnrunzelnd und verärgert das Tuch. Es half ihr überhaupt nicht. Allein der Gedanke daran, eine Öffnung in das Muster zu zwingen, verursachte ihr Übelkeit. Sie hatte gehofft, es wäre etwas wie das, was sie in Bezug auf Tel’aran’rhiod herausgefunden hatte. Es war natürlich nicht so, dass sie es jemals benutzen wollte, aber sie hatte all jene Zeit zur Verfügung gehabt, und die Weisen Frauen nörgelten ständig über die Aes Sedai und fragten, wie man körperlich in die Welt der Träume eintrat. Sie dachte, man könnte es nur dadurch erreichen, dass man eine Ähnlichkeit zwischen der wirklichen Welt und ihrer Reflexion in der Welt der Träume schuf – der Begriff Ähnlichkeit schien die einzige Möglichkeit, es zu beschreiben. Dadurch sollte ein Ort geschaffen werden, an dem man einfach überwechseln könnte. Wenn Rands Methode zu reisen auch nur annähernd ähnlich gewesen wäre, hätte sie es gern versucht, aber so … Saidar tat, was man wollte, solange man sich daran erinnerte, dass es unendlich viel stärker als man selbst war und sanft geführt werden musste. Wenn man versuchte, das Falsche zu erzwingen, war man tot oder verbrannt, bevor man auch nur schreien konnte.
»Rand, bist du sicher, dass es keinen Sinn ergibt, Dinge auf die gleiche Art zu tun … oder …?« Sie wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte, aber er hatte ohnehin bereits den Kopf geschüttelt, bevor sie abgebrochen hatte.
»Das klingt, als würde man das Gewebe des Musters ändern. Ich denke, es würde mich zerreißen, wenn ich es auch nur versuchte. Ich habe eine Öffnung gebohrt.« Er bohrte einen Finger in ihre Richtung, um es ihr zu verdeutlichen.
Nun, es hatte keinen Zweck, das weiterzuverfolgen. Sie rückte verärgert ihr Schultertuch zurecht. »Rand, wegen dieser Meerleute. Ich weiß nicht mehr, als ich gelesen habe …« Sie wusste doch mehr darüber, aber sie würde es ihm noch immer nicht sagen. »Aber es muss etwas Wichtiges sein, wenn sie einen solch weiten Weg zurücklegen, um dich zu sehen.«
»Licht«, murmelte er abwesend, »du springst herum wie ein Tropfen Wasser auf einem heißen Backblech. Ich werde sie empfangen, wenn ich Zeit habe.« Er rieb sich einen Moment über die Stirn, und seine Augen schienen blind. Er blinzelte und sah sie dann wieder an. »Beabsichtigst du zu bleiben, bis sie zurückkommen?« Er wollte sie wirklich loswerden.
Sie hielt an der Tür inne, aber er durchschritt bereits den Raum, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und sprach mit sich selbst. Leise, aber sie konnte einige Worte verstehen. »Wo verbirgst du dich, verdammter Kerl? Ich weiß, dass du da bist!«
Sie verließ schaudernd den Raum. Wenn er wirklich
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