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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Stelle, wo das Ufer aus kleinen Felsenbrocken bestand. Es war niemand zu sehen, aber sie sprang aus dem Boot, sobald es knirschend auf die Felsen glitt, schürzte ihre Röcke und schoss in einem wilden Lauf das ansteigende Ufer hinauf, den sie den ganzen Weg zurück zu ihrem Zelt beibehielt, wo sie keuchend und schwitzend zusammenbrach. Sie näherte sich der Stadt nicht wieder. Bis auf ihre Treffen mit Gawyn natürlich.
    Die Tage vergingen, und der jetzt fast unaufhörlich wehende Wind trug Tag und Nacht Wogen von Staub und Sand heran. In der fünften Nacht begleitete Bair Egwene in die Welt der Träume, nur ein schneller Ausflug wie eine Art Prüfung, ein Spaziergang in dem Teil Tel’aran’rhiods , den Bair am besten kannte: die Aiel-Wüste, ein ausgetrocknetes, zerklüftetes Land, das selbst das von der Dürre geplagte Cairhien fruchtbar und freundlich erscheinen ließ. Eine schnelle Reise, und dann kamen Amys und Bair und weckten sie, um zu sehen, ob der Ausflug bei ihr eine ungute Wirkung hinterlassen hatte. Dem war nicht so. Egal, wie sie sie laufen und springen ließen, egal, wie oft sie ihr in die Augen sahen und ihrem Herzschlag lauschten – sie waren sich einig. Aber ob Einigkeit oder nicht – in der nächsten Nacht nahm Amys sie auf eine neuerliche Reise in die Wüste mit, gefolgt von einer weiteren Überprüfung, nach der sie froh war, in ihr Bett klettern und in tiefen Schlaf fallen zu dürfen.
    In jenen zwei Nächten kehrte sie nicht in die Welt der Träume zurück, aber eher aus Erschöpfung als aus einem anderen Grund. Davor hatte sie sich jede Nacht gesagt, sie könne aufhören – eine gute Sache, wenn sie darin eingebunden war, gegen ihre Beschränkungen anzukämpfen, wenn sie wieder gerade bereit waren, sie aufzuheben –, aber irgendwie beschloss sie stets, dass eine kurze Reise vertretbar wäre, wenn sie ausreichend schnell verliefe, dass sie nicht entdeckt würde. Sie mied besonders den Ort zwischen Tel’aran’rhiod und der wachen Welt, den Ort, an dem die Träume schwebten. Und sie mied ihn besonders, seit sie festgestellt hatte, dass sie glaubte, wenn sie sehr vorsichtig wäre, könnte sie vielleicht in Gawyns Träume spähen, ohne hineingezogen zu werden, und dass es nur ein Traum wäre, selbst wenn sie hineingezogen würde. Sie rief sich energisch in Erinnerung, dass sie eine erwachsene Frau und kein albernes kleines Mädchen mehr war. Sie war nur froh, dass niemand sonst wusste, wie sehr der Mann ihre Gedanken verwirrte. Amys und Bair würden Tränen lachen.
    In der siebten Nacht bereitete sie sich sorgfältig aufs Bett vor, zog ein frisches Nachtgewand an und bürstete ihr Haar, bis es glänzte. Das alles war in Bezug auf Tel’aran’rhiod nutzlos, aber es hielt sie davon ab, darüber nachzudenken, wie ihr Magen rebellierte. Heute Nacht würden Aes Sedai im Herzen des Steins warten, nicht Nynaeve oder Elayne. Das sollte eigentlich keinen Unterschied machen, es sei denn … Die Haarbürste mit dem Elfenbeingriff erstarrte mitten im Strich. Es sei denn, eine der Aes Sedai erkannte, dass sie nur eine Aufgenommene war. Warum hatte sie daran nicht früher gedacht? Licht, sie wünschte, sie könnte mit Nynaeve oder Elayne sprechen. Aber andererseits sah sie auch nicht, was das nützen sollte, und sie war sich sicher, dass ein Traum darüber, Dinge zu zerbrechen, bedeutete, dass etwas schiefgehen würde, wenn sie mit ihnen spräche.
    Sie kaute auf ihrer Unterlippe, während sie erwog, zu Amys zu gehen und ihr zu sagen, dass sie sich nicht gut fühlte. Nichts Ernstliches, nur ein verdorbener Magen, aber sie glaubte nicht, dass sie die Welt der Träume heute Nacht aufsuchen könnte. Sie würden nach dem Treffen von heute Nacht erneut mit ihren Lektionen beginnen, aber … Eine weitere Lüge, und eine feige Art, seinen Vorteil zu ergreifen. Sie würde nicht feige sein. Nicht jeder konnte tapfer sein, aber Feigheit war verachtungswürdig. Was auch immer heute Nacht geschähe – sie musste sich zwingen, sich dem zu stellen, sonst nichts.
    Sie legte die Bürste entschlossen hin, blies die Lampe aus und legte sich aufs Bett. Sie war ausreichend müde, dass sie rasch einschlief, obwohl sie sich inzwischen jederzeit in Schlaf versetzen konnte, wenn es nötig war, oder in eine leichte Trance, in der sie noch mit jemandem sprechen – nun, murmeln – konnte, der bei ihr war. Kurz vor dem Einschlafen traf sie eine überraschende Erkenntnis: Ihr Magen rebellierte nicht mehr.
    Sie stand in einem

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