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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Anspannung in den Augen. Die junge Blaue zeigte die kühle Ruhe einer Frau, die schon seit Jahren eine Aes Sedai war, aber sie konnte ihr zufriedenes Lächeln nicht verhüllen.
    Sie schienen auf etwas zu warten. »Ich werde kommen, sobald ich kann«, sagte sie. Vielleicht war ihr der Magen bis zu den Knöcheln gesunken, aber sie konnte ihre Stimme noch den ihren anpassen. Kein Feigling. Sie würde eine Aes Sedai werden. Wenn sie es hiernach noch zuließen. »Ich weiß jedoch nicht, wie bald das sein wird. Es ist ein langer Weg, und ich weiß nicht genau, wo Salidar ist. Nur dass es irgendwo am Fluss Eldar liegt.«
    Sheriam wechselte Blicke mit den anderen. Ihr Kleid veränderte sich von Hellblau zu Dunkelgrau. »Wir sind sicher, dass es eine Möglichkeit gibt, die Reise in Bälde anzutreten, wenn die Weisen Frauen helfen. Siuan ist überzeugt, dass es nicht mehr als einen oder zwei Tage erfordern wird, wenn Ihr Tel’aran’rhiod körperlich betretet …«
    »Nein«, fauchte Bair im gleichen Augenblick, als Amys sagte: »So etwas werden wir sie nicht lehren. Es wurde zum Bösen verwendet, es ist böse, und wer auch immer es tut, verliert einen Teil seines Selbst.«
    »Dessen könnt Ihr nicht sicher sein«, sagte Beonin geduldig, »da es anscheinend noch niemand von Euch getan hat. Aber wenn Ihr davon wisst, müsst Ihr eine gewisse Vorstellung davon haben, wie man es macht. Vielleicht können wir herausfinden, was Ihr nicht wisst.«
    Geduld war entschieden der falsche Weg. Amys richtete ihr Tuch und stand noch aufrechter als gewöhnlich. Bair stemmte mit grimmigem Gesichtsausdruck die Fäuste in die Hüften. Gleich würde es einen jener Ausbrüche geben, auf die die Weisen Frauen angespielt hatten. Sie würden diesen Aes Sedai eine Lektion erteilen, was in Tel’aran’rhiod möglich war, indem sie ihnen zeigten, wie wenig sie wussten. Die Aes Sedai traten ihnen sehr ruhig und voller Zuversicht entgegen. Ihre Stolen blieben stets gleich, aber ihre Gewänder veränderten sich fast so schnell wie Egwenes Herzschlag. Nur das Gewand der jungen Blauen schien sich kaum zu verändern, außer einmal während dieses langen Schweigens.
    Sie musste es unterbinden. Sie musste nach Salidar gehen, und es würde sicherlich nichts nützen, wenn sie als Zeugin der Demütigung dieser Aes Sedai käme. »Ich weiß wie. Ich glaube, ich weiß es. Ich bin bereit, es zu versuchen.« Wenn es nicht funktionierte, konnte sie immer noch reiten. »Aber ich muss trotzdem wissen, wo Salidar liegt – auf jeden Fall genauer, als ich es im Moment weiß.«
    Amys und Bair wandten ihre Aufmerksamkeit von den Aes Sedai ihr zu. Nicht einmal Carlinya oder Morvrin hätten diese kalten Blicke übertreffen können. Egwenes Herz sank genauso wie ihr Magen.
    Sheriam erteilte ihr sofort Anweisungen – so und so viele Meilen von diesem Dorf entfernt, so und so viele Meilen südlich davon –, aber die junge Blaue räusperte sich und sagte: »Dies ist gewiss hilfreicher.« Die Stimme klang vertraut, aber Egwene konnte sie nicht mit dem Gesicht in Verbindung bringen.
    Vielleicht konnte sie ihre Kleidung auch nicht besser unter Kontrolle halten als die anderen – weiche grüne Seide wurde Tiefblau, während sie sprach, ein hoher, bestickter Kragen wurde zu einer Spitzenkrause in tairenischem Stil und eine Perlenkappe erschien auf ihrem Kopf –, aber sie wusste etwas über Tel’aran’rhiod . Plötzlich hing auf einer Seite eine große Landkarte mit einem leuchtend roten, als ›Cairhien‹ bezeichneten Fleck an einem Ende und einem zweiten, als ›Salidar‹ bezeichneten Fleck am anderen Ende in der Luft. Die Landkarte begann sich auszudehnen und zu verändern. Plötzlich waren die Berge nicht mehr nur Linien, sondern ragten hoch auf, die Wälder nahmen Grün- und Braunschattierungen an und die Flüsse glitzerten wie blaues Wasser im Sonnenschein. Sie wuchs, bis sie eine Wand bildete, die eine Seite des Herzens vollkommen verbarg. Es war, als schaute man auf die Welt hinab.
    Sogar die Weisen Frauen waren ausreichend beeindruckt, dass sie ihre Missbilligung außer Acht ließen, zumindest bis sich das tairenische Gewand der Frau in gelbe Seide mit einem silbern bestickten Halsausschnitt verwandelte. Sie interessierten die junge Frau jedoch nicht. Aus irgendeinem Grund sah sie die anderen Aes Sedai herausfordernd an.
    »Das ist großartig, Siuan«, sagte Sheriam kurz darauf.
    Egwene blinzelte. Siuan? Es musste sich um eine Frau mit demselben Namen handeln. Diese

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