Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Heilung Logains ein Versehen gewesen sei – und Elaynes Arbeit mit dem Ter’angreal sprechen zu wollen. Es waren bemerkenswerte Erfolge, besonders Nynaeves Wirken, aber mehr wollten sie nicht sagen. Egwene konnte ihnen noch so oft erklären, wie großartig das war, was sie getan hatten, und wie sehr sie sie beneidete. Egwene hatte nicht lange versucht, selbst Heilung zu bewirken. Sie hatte kein richtiges Gefühl dafür und besonders nicht für dieses komplizierte Muster, das Nynaeve ohne nachzudenken wob, und obwohl sie gut mit Metallen zurechtkam und sowohl Feuer als auch Erde gut beherrschte, verlor sie sie fast augenblicklich wieder. Natürlich wollten sie wissen, wie das Leben unter den Aiel war. Dem erstaunten Blinzeln und jäh abbrechenden Lachen nach zu urteilen, war sich Egwene nicht sicher; ob sie glaubten, was sie ihnen erzählte, und sie erzählte sicherlich nicht alles. Das Thema Aiel führte natürlich auch zum Thema Rand. Beide Frauen lauschten ihrer Wiedergabe seines Treffens mit den Aes Sedai aufmerksam. Sie stimmten ihr zu, dass er sich in größere Gefahr begab, als ihm bewusst war, und jemanden brauchte, der ihn anleitete, bevor er in eine Falle geriet. Elayne glaubte, Min könnte dabei hilfreich sein, wenn die Abordnung Caemlyn erst erreicht hätte – Egwene hörte jetzt zum ersten Mal, dass Min zu der Abordnung gehörte oder überhaupt in Salidar gewesen war –, obwohl sie in Wahrheit eher halbherzig bei der Sache war. Und sie äußerte etwas höchst Eigenartiges, als sei dies eine Wahrheit, die sie nicht hören wollte.
»Min ist besser als ich.« Aus irgendeinem Grund bewirkte dies einen mitfühlenden Blick von Nynaeve. »Ich wünschte, ich wäre dort«, fuhr Elayne mit kräftigerer Stimme fort. »Ich meine, um ihn anzuleiten.« Sie schaute von Egwene zu Nynaeve, und ihre Wangen röteten sich. »Nun, auch das.« Nynaeve und Egwene mussten so sehr lachen, dass sie beinahe von ihren Stühlen fielen, und Elayne schloss sich ihnen fast augenblicklich an.
»Es gibt eine gute Nachricht, Elayne«, sagte Egwene atemlos, während sie sich noch immer zu fassen versuchte. Dann erkannte sie plötzlich, was sie im Begriff war zu sagen und warum sie es sagen wollte. Licht, in welch eine Lage war sie da geraten, und sie lachte noch! »Es tut mir leid wegen deiner Mutter, Elayne. Du weißt nicht, wie sehr ich mir wünschte, ich hätte dir mein Beileid früher aussprechen können.« Elayne wirkte verständlicherweise verwirrt. »Die Sache ist die, dass Rand dir den Löwenthron und den Sonnenthron übergeben will.« Elayne setzte sich zu ihrer Überraschung ruckartig auf.
»Tut er das, tut er das?«, fragte sie mit beherrschter, tonloser Stimme. »Er beabsichtigt, mir beide Throne zu übergeben.« Sie reckte leicht das Kinn. »Ich habe einigen Anspruch auf den Sonnenthron, und wenn ich ihn einnehmen will, dann werde ich ihn allein einnehmen, weil ich das Recht dazu habe. Und was den Löwenthron betrifft – Rand al’Thor hat kein Recht, überhaupt kein Recht, mir zu geben , was mir bereits gehört.«
»Ich bin sicher, dass er es nicht so gemeint hat«, wandte Egwene ein. Wirklich nicht? »Er liebt dich, Elayne. Ich weiß, dass er dich liebt.«
»Wenn es doch nur so einfach wäre«, murmelte Elayne, was auch immer das bedeuten sollte.
Nynaeve schnaubte. »Männer behaupten stets, sie meinten es nicht so. Man könnte glauben, sie sprächen eine andere Sprache.«
»Wenn ich ihn wieder in die Finger bekomme«, sagte Elayne bestimmt, »werde ich ihn lehren, sich richtig auszudrücken. Sie mir geben !«
Es kostete Egwene Mühe, nicht erneut zu lachen. Wenn Elayne das nächste Mal Rand in die Finger bekam, würde sie zu sehr damit beschäftigt sein, einen abgeschiedenen Platz zu finden, um ihn etwas zu lehren. Es war genau wie in alten Zeiten. »Jetzt, wo du eine Aes Sedai bist, kannst du zu ihm gehen, wann immer du willst. Niemand kann dich aufhalten.« Die beiden wechselten schnell einen Blick.
»Der Saal lässt niemanden einfach gehen«, sagte Nynaeve. »Und selbst wenn sie einfach so gehen könnte, würden wir mit Sicherheit etwas Wichtigeres finden.«
Elayne nickte heftig. »Das glaube ich auch. Ich gebe zu, dass ich, als ich gehört habe, dass du zur Amyrlin ernannt worden bist, zuerst dachte, Nynaeve und ich könnten es jetzt vielleicht wirklich finden. Nun, es war wohl eher der zweite Gedanke; zuerst empfand ich eine Art benommener Freude.«
Egwene blinzelte verwirrt. »Ihr habt etwas gefunden?
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