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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Egwene hätte nicht direkt behauptet, dass Sheriam sie hineindrängte, aber andererseits hätte sie auch nicht widersprochen, dass sie es tat. Sie glaubte nicht, dass Sheriam sie tatsächlich hineinzerren würde, aber es schien ratsamer, mit der freien Hand ihre Röcke zu raffen und größere Schritte zu machen, um es nicht herausfinden zu müssen.
    Ihr Studierzimmer an der Rückseite des Aufenthaltsraums war etwas kleiner als ihr Schlafzimmer und wies zwei Fenster, einen Schreibtisch, einen Stuhl mit hoher Rückenlehne dahinter und zwei weitere Stühle davor auf. Sonst nichts. Die mit einem Klopfholz mit Vertiefungen versehenen Wandpaneele waren poliert, sodass sie matt glänzten, aber die Tischplatte war leer. Ein Blumenteppich lag auf dem Boden.
    »Verzeiht, wenn ich brüsk war, Mutter«, sagte Sheriam, während sie ihren Arm losließ, »aber ich dachte, wir sollten allein miteinander reden, bevor Ihr mit einer der Sitzenden sprecht. Sie haben alle an Eurer Rede mitgearbeitet, und …«
    »Ich weiß, ich habe einige Änderungen angebracht«, sagte Egwene mit strahlendem Lächeln, »aber ich hatte solche Bedenken, als ich dort oben stand und all das sagen sollte.« Sie alle hatten daran mitgearbeitet? Kein Wunder, dass es wie die schwülstige Rede einer alten Frau geklungen hatte, die nicht aufhören konnte zu reden. Sie musste fast lachen. »Wie dem auch sei – ich habe gesagt was zu sagen war, im Kern jedenfalls. Elaida muss vertrieben werden, und ich werde die Menschen dabei führen.«
    »Ja«, sagte Sheriam zögernd, »aber es wird vielleicht einige Fragen bezüglich der einen oder anderen … Änderung geben. Theodrin und Faolain werden sicherlich zu Aes Sedai erhoben werden, sobald wir die Burg und den Eidstab zurückerlangt haben, und sehr wahrscheinlich auch Elayne, aber Nynaeve kann noch immer keine Kerze anzünden, ohne vorher vor allen Leuten an ihrem Zopf zu ziehen.«
    »Genau das wollte ich ansprechen«, sagte Romanda, die hereinkam, ohne anzuklopfen. »Mutter«, fügte sie nach einer betonten Pause hinzu. Lelaine schloss die Tür hinter ihnen, fast vor den Nasen mehrerer anderer Sitzender.
    »Es schien notwendig«, sagte Egwene mit geweiteten Augen. »Der Gedanke kam mir in der letzten Nacht. Ich wurde zur Aes Sedai erhoben, ohne geprüft zu werden oder die Drei Eide zu leisten, und wenn ich die Einzige wäre, würde das nur auf mich aufmerksam machen. Wenn weitere vier Frauen genauso erhoben werden, wird es bei mir nicht mehr so seltsam erscheinen, zumindest nicht den hier lebenden Menschen. Elaida könnte vielleicht falsche Schlüsse daraus ziehen, wenn sie es hört, aber die meisten Leute haben nur so geringe Kenntnisse über die Aes Sedai, dass sie ohnehin nicht wissen werden, was sie glauben sollen. Die Menschen hier sind am wichtigsten. Sie müssen Vertrauen zu mir haben.«
    Jeder andere außer den Aes Sedai hätte sie mit offenem Mund angestarrt. Tatsächlich stotterte auch Romanda fast.
    »Vielleicht«, begann Lelaine streng und zog brüsk an ihrer Stola, hielt aber dann inne. Es war so. Und außerdem – der Amyrlin-Sitz hatte jene Frauen öffentlich zu Aes Sedai erklärt. Der Saal konnte sie vielleicht auf der Stufe von Aufgenommenen halten – oder was auch immer in diesem Fall Theodrin und Faolain waren –, aber der Saal konnte keine Erinnerungen auslöschen, und er würde das Wissen aller nicht zunichtemachen können, dass sie sich an ihrem ersten Tag gegen die Amyrlin gestellt hatten.
    »Ich hoffe, Mutter«, sagte Romanda mit angespannter Stimme, »dass Ihr beim nächsten Mal zuerst den Saal zurate ziehen werdet. Gegen die Gebräuche zu handeln, kann unerwartete Folgen zeitigen.«
    »Gegen die Gebräuche zu handeln, kann unglückliche Folgen zeitigen«, sagte Lelaine barsch und fügte ein verspätetes »Mutter« hinzu. Das war Unsinn, oder doch beinahe. Es war richtig, dass die Bedingungen, zur Aes Sedai erhoben zu werden, gesetzlich festgelegt waren, aber die Amyrlin konnte nahezu alles verfügen, was sie wollte. Dennoch ging eine weise Amyrlin nicht bereitwillig Auseinandersetzungen mit dem Saal ein, wenn es vermeidbar war.
    »Oh, ich werde den Saal in Zukunft zurate ziehen«, versprach Egwene ernst. »Aber es schien mir richtig zu sein. Würdet Ihr mich jetzt bitte entschuldigen? Ich muss wirklich mit der Bewahrerin sprechen.«
    Sie bebten förmlich. Sie vollführten flüchtige Hofknickse, ihre Abschiedsworte vollkommen korrekt, soweit es nur die Worte betraf, aber bei Romanda

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