Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
zu sprechen. Es funktionierte, wie immer. Nynaeve atmete tief durch.
Bevor sie jedoch sprechen konnte, sagte Elayne: »Willst du dich ihm und seiner Bande der Roten Hand zu Gareth Bryne anschließen?«
Egwene schüttelte den Kopf. Die Behüter sagten, Mats Bande bestünde jetzt aus sechs- oder siebentausend Mann, mehr als sie von Cairhien her in Erinnerung hatte. Das war eine erhebliche Anzahl, wenn auch nicht annähernd so viele, wie die beiden Gefangenen behauptet hatten, aber Brynes Soldaten würden Drachenverschworenen wirklich nicht freundlich begegnen. Außerdem hatte sie ihren eigenen Plan, den sie den beiden anderen Frauen erklärte, während sie sich Stühle zum Tisch zogen. Es war, als säße man plaudernd in der Küche. Sie schob die Stola noch weiter beiseite.
»Das ist hervorragend.« Elaynes Grinsen bewies, dass sie ihre Worte ehrlich meinte. Aber andererseits sagte Elayne stets, was sie meinte. »Ich habe bei dem anderen Plan eigentlich nicht geglaubt, dass er funktionieren würde, aber dieser hier ist wirklich hervorragend .«
Nynaeve schnaubte verärgert. »Warum glaubst du, dass Mat aufhören wird? Er wird dir nur aus Spaß Steine in den Weg legen.«
»Ich denke, er hat ein Versprechen gegeben«, erwiderte Egwene nur, und Nynaeve nickte. Zögernd und widerwillig, aber sie nickte. Elayne wirkte natürlich verwirrt, denn sie kannte ihn nicht. »Elayne, Mat tut genau das, was er tun will. Das war schon immer so.«
»Egal, wie schwierig es war«, fügte Nynaeve mürrisch hinzu, »oder wie oft er auf die Nase fiel.«
»Ja, das ist Mat«, seufzte Egwene. Er war der verantwortungsloseste Junge in Emondsfelde und vielleicht sogar in den Zwei Flüssen gewesen. »Aber wenn er sein Wort gibt, dann hält er es auch. Und ich glaube, er hat Rand versprochen, dich nach Caemlyn zurückzubringen, Elayne. Erinnere dich, dass er mir gegenüber ausgewichen ist, es ›in gewisser Weise‹ getan zu haben, aber er wird dir kein Haar krümmen. Ich denke, er wird versuchen, dir möglichst nahe zu bleiben. Aber wir werden ihn dich nicht einmal sehen lassen, bis er tut, was wir wollen.« Sie hielt inne. »Elayne, wenn du mit ihm gehen willst, dann kannst du das tun. Zu Rand, meine ich. Sobald wir von Mat und seiner Bande alles Wissenswerte herausbekommen haben.«
Elayne schüttelte ohne Zögern heftig den Kopf. »Nein, Ebou Dar ist zu wichtig.« Dieser Sieg war überraschenderweise nur durch einen Vorschlag errungen worden. Elayne und Nynaeve würden sich Merilille an Tylins Hof anschließen. »Wenn er in der Nähe bliebe, hätte ich vielleicht wenigstens einige Zeit, das Ter’angreal zu betrachten, das er trägt. Es muss ein Ter’angreal sein, Egwene. Nichts sonst würde es erklären.«
Egwene konnte ihr nur zustimmen. Sie hatte ihn an Ort und Stelle in Luft einhüllen wollen, nur als sanfte Erinnerung daran, wen er schlecht zu behandeln versuchte, aber die Stränge berührten ihn und zerschmolzen. Dies war die einzig mögliche Erklärung. Die Stränge zerschmolzen, wenn sie ihn berührten. Sie spürte diesen Schreckensmoment in der Erinnerung noch immer, und sie erkannte, dass sie nicht die Einzige war, die plötzlich Röcke richtete, die nicht gerichtet werden mussten.
»Wir könnten ihm von einigen Behütern die Taschen leeren lassen.« Nynaeve klang bei dieser Vorstellung überaus zufrieden. »Dann werden wir sehen, wie Meister Cauthon das gefällt.«
»Wenn wir ihm etwas fortnehmen«, sagte Egwene geduldig, »meinst du nicht, dass er dann bockig wird, wenn wir ihm sagen, was er tun soll?« Mat hatte Befehle noch niemals bereitwillig angenommen, und seine übliche Reaktion auf Aes Sedai und die Eine Macht bestand darin, bei erster Gelegenheit zu verschwinden. Vielleicht würde sein Rand gegebenes Versprechen es verhindern – es musste dieses Versprechen gegeben haben; nichts sonst könnte sein Verhalten erklären –, aber sie würde das Risiko nicht eingehen. Nynaeve nickte eher widerwillig.
»Vielleicht …« Elayne tippte mit den Fingern auf den Tisch und blickte einen Moment nachdenklich ins Leere. »Vielleicht könnten wir ihn mit nach Ebou Dar nehmen. Auf diese Weise hätte ich eine bessere Chance, das Ter’angreal zu betrachten. Obwohl ich, wenn es Saidar aufhält, nicht erkennen kann, wie ich es jemals betrachten können soll.«
»Diesen jungen Grobian mitnehmen!« Nynaeve setzte sich jäh auf. »Das kannst du nicht ernst meinen, Elayne. Er würde uns jeden Tag verleiden. Darin ist er sehr gut.
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