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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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eine Freundin«, protestierte er. »Ich sehe dich nicht als Frau an.« Es war falsch, das zu sagen. Er wusste es, sobald er es ausgesprochen hatte.
    »So?« Sie schlug ihren Mantel zurück und stemmte die Hände in die Hüften. Es war nicht die nur zu vertraute verärgerte Pose. Ihre Handgelenke waren gedreht, sodass die Finger nach oben zeigten, und das machte es irgendwie anders. Sie stand mit einem gebeugten Knie da, und das … Er sah sie zum ersten Mal wirklich. Nicht einfach Min, sondern so, wie sie aussah. Nicht in dem üblichen einfachen braunen Mantel und Hose, sondern in Hellrot und mit Stickereien an der Kleidung. Nicht mit dem üblichen grob geschnittenen Haar, das kaum ihre Ohren bedeckte, sondern mit Locken, die bis in den Nacken reichten. »Sehe ich wie ein Junge aus?«
    »Min, ich …«
    »Sehe ich wie ein Mann aus? Oder wie ein Pferd?« Sie erreichte ihn mit einem schnellen Schritt und setzte sich auf seinen Schoß.
    »Min«, keuchte er erschrocken, »was tust du?«
    »Dich davon überzeugen, dass ich eine Frau bin, Wollkopf. Sehe ich nicht wie eine Frau aus? Rieche ich nicht wie eine Frau?« Sie duftete schwach nach Blumen, jetzt, wo er es bemerkte. »Fühle ich mich nicht …? Nun, genug davon. Beantwortet die Frage, Schafhirte.«
    Es waren die Worte ›Schafhirte‹ und ›Wollkopf‹, die ihn beruhigten. Die Wahrheit war, dass sie sich auf seinem Schoß bemerkenswert gut anfühlte. Aber sie war Min, die ihn für einen unvernünftigen Jungen vom Lande mit Heu im Haar hielt. »Licht, Min, ich weiß, dass du eine Frau bist. Ich wollte dich nicht beleidigen. Und du bist auch eine Freundin. Ich fühle mich einfach in deiner Gesellschaft wohl. Bei dir ist es egal, wenn ich mich zum Narren mache. Ich kann dir Dinge sagen, die ich niemandem sonst sagen würde, nicht einmal Mat oder Perrin. Wenn ich mit dir zusammen bin, löst sich alles. Ich spüre die Angespanntheit meiner Schultern nicht einmal mehr, bis sie vergeht. Verstehst du, Min? Ich mag es, mit dir zusammen zu sein. Ich habe dich vermisst.«
    Sie kreuzte die Arme und sah ihn stirnrunzelnd von der Seite an. Ihre Beine zuckten. Wenn ihr Fuß den Boden erreicht hätte, hätte sie aufgestampft. »Alles das über Elayne. Und diese … Aviendha? Wer ist sie übrigens? Mir scheint, dass du sie beide liebst. Oh, hör auf, herumzuzappeln. Du schuldest mir einige Antworten. Zu sagen, ich wäre nicht … Antworte mir einfach: Liebst du sie beide?«
    »Vielleicht tue ich das«, sagte er zögernd. »Das Licht helfe mir, ich glaube, vielleicht tue ich das. Macht mich das zum Wüstling, Min, oder nur zu einem begierigen Narren?« Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie warf ärgerlich den Kopf zurück und presste die Lippen zusammen. Er fuhr eilig fort, bevor sie ihm sagen konnte, welches von beidem ihrer Meinung nach zutraf. Er wollte es nicht wirklich von ihr hören. »Es ist jetzt ohnehin nicht noch wichtig. Es ist vorbei. Ich habe Aviendha fortgeschickt, und ich werde sie nicht zurückkommen lassen. Ich werde zu ihr und Elayne eine Meile Abstand halten, oder wenn möglich zehn Meilen.«
    »Bei der Liebe von …! Warum, Rand? Was gibt dir das Recht, eine solche Wahl für sie zu treffen?«
    »Min, verstehst du nicht? Ich bin ein Ziel. Jede Frau, die ich liebe, wird auch zum Ziel. Selbst wenn der Pfeil mir gilt, könnte er auch sie treffen. Er könnte sogar auf sie abgezielt sein.« Er atmete geräuschvoll aus und lehnte sich zurück, die Arme auf die mit Rosenschnitzereien versehenen Armlehnen des Sessels gestützt. Sie drehte sich ein wenig und betrachtete ihn mit dem ernstesten Gesichtsausdruck, den er jemals bei ihr gesehen hatte. Min lächelte stets und war immer ein wenig belustigt über alles. Aber jetzt war sie nicht belustigt. Er selbst war auch vollkommen ernst. »Lan hat mir gesagt, er und ich seien uns in mancherlei Weise ähnlich, und das stimmt. Er sagte, es gäbe Männer, die Tod ausstrahlen. Er selbst. Ich. Wenn sich ein solcher Mann verliebt, ist das größte Geschenk, das er machen kann, so viel Entfernung zwischen sich und die Geliebte zu legen wie möglich. Das verstehst du doch, oder?«
    »Ich verstehe nur …« Sie schwieg einen Moment. »Nun gut. Ich bin deine Freundin, und ich bin froh, dass du dir dessen bewusst bist, aber glaube ja nicht, dass ich aufgeben werde. Ich werde dich davon überzeugen, dass ich kein Mann und kein Pferd bin.«
    »Min, ich sagte, ich …«
    »O nein, Schafhirte. Nicht deutlich genug.« Sie

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