Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
blinzeln. Mit diesen Speeren und Schilden, den Bogen auf ihren Rücken und Köchern an den Hüften und den schweren Messern waren sie bereit zu töten. Diese schwarzen Stoffstreifen, die bis auf ihre Brust reichten, mussten die Schleier sein. Sie hatte gehört, dass Aiel niemanden töteten, ohne ihr Gesicht zu verhüllen. Hoffentlich stimmt das.
    Sie sprach die kleinste der Frauen an. Ihr gebräuntes, wie aus Holz geschnitzt wirkendes Gesicht wurde von hellrotem Haar umrahmt, das genauso kurz geschnitten war wie Mins, aber sie war ein wenig kleiner als diese. »Ich bin gekommen, um Rand al’Thor zu sehen«, sagte Min. »Den Wiedergeborenen Drachen.« Blinzelte niemand von ihnen jemals? »Mein Name ist Min. Er kennt mich, und ich habe eine wichtige Nachricht für ihn.«
    Die rothaarige Frau wandte sich zu den anderen Aiel um und gestikulierte heftig mit der freien Hand. Die anderen Frauen lachten, als sie sich wieder umwandte. »Ich werde Euch zu ihm bringen, Min. Aber wenn er Euch nicht kennt, werdet Ihr weitaus schneller wieder hinausgelangen, als Ihr hineingekommen seid.« Einige der Aielfrauen lachten auch darüber. »Ich bin Enaila.«
    »Er kennt mich«, sagte Min errötend. Sie trug in den Ärmeln zwei Messer bei sich, deren Handhabung Thom Merrilin ihr beigebracht hatte, aber sie hatte das Gefühl, als könnte diese Frau sie ihr fortnehmen und sie damit häuten. Über Enailas Kopf flammte ein Bild auf und verschwand wieder. Eine Art Kranz. Min hatte keine Ahnung, was das bedeutete. »Soll ich mein Pferd auch mit hineinnehmen? Ich glaube nicht, dass Rand es sehen will.« Zu ihrer Überraschung kicherten einige der Aiel, Männer und Frauen, und Enaila verzog die Lippen, als wollte sie ebenfalls kichern.
    Ein Mann kam heran, um ihr Wildrose abzunehmen – Min hielt ihn, trotz der gesenkten Augen und des weißen Gewandes, auch für einen Aiel –, und sie folgte Enaila durch die Tore, über einen weiten Hof und dann in den Palast selbst. Sie war ein wenig erleichtert, als sie Diener in rot-weißer Livree durch die von Wandteppichen gesäumten Gänge eilen sah, die die ebenfalls umhergehenden Aiel wachsam beäugten, aber nicht anders, als sie einen merkwürdigen Hund beäugen würden. Sie hatte schon geglaubt, sie würde in dem Palast nur Aiel und Rand in ihrer Mitte vorfinden, der vielleicht Mantel und Hose in allen Schattierungen von Braun und Grau und Grün trug, und sie ansah, ohne zu blinzeln.
    Enaila blieb vor hohen, breiten Türen stehen, die mit Löwenschnitzereien versehen und geöffnet waren, und machte den wachhabenden Aiel schnell ein Zeichen. Es waren alles Frauen. Eine flachshaarige Frau, die erheblich größer war als die meisten Männer, vollführte ebenfalls Handzeichen. »Wartet hier«, befahl Enaila und ging hinein.
    Min tat einen Schritt hinter ihr her, aber die flachshaarige Frau hielt ihr wie zufällig einen Speer in den Weg. Oder vielleicht auch nicht zufällig, aber das kümmerte Min nicht. Sie konnte Rand sehen.
    Er saß in einem roten, üppig mit Gold bestickten Mantel auf einem großen goldverzierten Thron, der vollkommen aus Drachen gestaltet zu sein schien, und hielt eine mit grünen und weißen Quasten geschmückte Speerspitze in der Hand. Ein weiterer Thron stand auf einem hohen Podest hinter ihm, ebenfalls goldverziert, aber mit einem in weißen Edelsteinen auf rotem Grund gestalteten Löwen. Der Löwenthron, wie die Gerüchte besagten. In diesem Moment hätte er ihretwegen auch einen Schemel benutzen können. Er wirkte müde. Er war so eindrucksvoll, dass ihr Herz schmerzte. Bilder tanzten beständig um ihn. Bei Aes Sedai und Behütern versuchte sie dieser Flut zu entgehen. Sie erkannte bei ihnen nicht häufiger, was sie bedeuteten, als bei irgendjemand anderem, aber sie waren ständig da. Bei Rand musste sie sich zwingen, sie zu betrachten, weil sie ihm sonst ständig ins Gesicht gestarrt hätte. Eines dieser Bilder hatte sie jedes Mal vor Augen, wenn sie ihn gesehen hatte. Unzählige Tausende funkelnder Lichter, wie Sterne oder Glühwürmchen, rauschten in eine große Schwärze und versuchten sie auszufüllen, rauschten hinein und wurden verschluckt. Es schien jetzt mehr Lichter zu geben, als sie jemals zuvor gesehen hatte, aber die Dunkelheit verschluckte sie auch in größerer Anzahl. Und da war noch etwas, etwas Neues, eine gelbe und braune und purpurfarbene Aura, die ihr Magenkrämpfe verursachte.
    Sie versuchte, die ihm gegenüberstehenden Adligen zu erkennen – sicherlich

Weitere Kostenlose Bücher