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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ein Wort an ihn. Seine Hand umschlang ihre, und er konnte den rasenden Puls an ihrem Handgelenk spüren. Er hoffte, dass sie nicht wirklich verärgert darüber war, dass er sie herumgewirbelt hatte.
    Zu seiner großen Erleichterung nahmen Somara und Enaila ihre Plätze zu beiden Seiten seiner Tür ein, obwohl sie ihn fragend ansahen, als er um gewürzten Wein bat und er seinen Wunsch noch einmal wiederholen musste. Im Wohnraum zog er den Mantel aus und warf ihn über einen Stuhl. »Setz dich, Min. Setz dich. Ruh dich aus und entspanne dich. Der Wein wird gleich kommen. Du musst mir alles erzählen. Wo du gewesen bist, wie du hierhergelangt bist, warum du in der Nacht angekommen bist. Es ist nicht ungefährlich, nachts zu reisen, Min. Jetzt weniger denn je. Ich werde dir die schönsten Räume im Palast – nun, die zweitschönsten, da dies die schönsten sind – und eine Aiel-Eskorte zuweisen, die dich überall hinbringen kann. Und wehe dem, der dir nicht aus dem Weg geht.«
    Während sie dort an der Tür stand, dachte sie einen Moment, sie müsste lachen, aber stattdessen atmete sie tief ein und nahm einen Brief aus ihrer Tasche. »Ich kann dir nicht sagen, wo ich hergekommen bin – ich habe es versprochen, Rand –, aber Elayne befindet sich dort, und …«
    »Salidar«, sagte er und lächelte darüber, dass sich ihre Augen weiteten. »Ich weiß ein paar Dinge, Min. Vielleicht mehr, als manche Menschen glauben.«
    »Ich … merke, dass du das tust«, sagte sie schwach. Sie übergab ihm den Brief und trat dann wieder zurück. Ihre Stimme klang wieder fester, als sie hinzufügte: »Ich habe geschworen, dass ich ihn dir sofort übergeben würde. Also lies ihn schon.«
    Er erkannte das Siegel, eine Lilie in dunkelgelbem Wachs, und er erkannte bei seinem Namen Elaynes flüssige Handschrift und zögerte, bevor er den Brief öffnete. Klare Brüche waren das Beste, und er hatte einen solchen Bruch vollzogen, aber da er den Brief in Händen hielt, konnte er nicht umhin. Er las ihn, setzte sich dann auf seinen Mantel und las ihn erneut. Er war sehr kurz gehalten.
    Rand,
    ich habe Dir meine Gefühle erklärt. Du sollst wissen, dass sie sich nicht geändert haben. Ich hoffe, dass Du für mich empfindest, was ich für Dich empfinde. Min kann Dir helfen, wenn Du ihr nur zuhören willst. Ich liebe sie wie eine Schwester und hoffe, dass Du sie genauso liebst wie ich.
    Elayne
    Ihr musste die Tinte ausgegangen sein, denn die letzten Zeilen waren eilig dahingekritzelt und nicht mehr so zierlich geschrieben wie der Anfang. Min hatte sich herangestohlen und den Kopf gedreht und versucht, den Brief zu lesen, ohne dass es zu offensichtlich wurde, aber als er sich schließlich erhob, um den Mantel unter sich hervorzuziehen – das Angreal in Form eines fetten kleinen Mannes steckte in der Tasche –, hastete sie wieder rückwärts. »Versuchen Frauen alle, einen Mann in den Wahnsinn zu treiben?«, murrte er.
    »Was!«
    Er starrte auf den Brief, während er halbwegs zu sich selbst sprach. »Elayne ist so schön, dass ich sie ansehen muss, aber die Hälfte der Zeit weiß ich nicht, ob sie will, dass ich sie küsse oder dass ich mich vor ihr hinknie. Um die Wahrheit zu sagen, wollte ich mich manchmal vor ihr hinknien … um sie anzubeten, das Licht helfe mir. Sie schreibt, ich wüsste, wie sie empfindet. Sie hat mir schon vorher zwei Briefe geschickt, einer voller Liebesbezeugungen und der andere mit dem Inhalt, dass sie mich niemals Wiedersehen wollte. Wie oft habe ich dagesessen und mir gewünscht, der erste wäre die Wahrheit und der zweite ein Scherz oder Versehen oder … Und Aviendha. Sie ist auch wunderschön, aber jeder Tag mit ihr war ein Kampf. Von ihr bekomme ich keine Küsse mehr, und sie lässt keinen Zweifel darüber, wie sie mir gegenüber empfindet. Sie war sogar glücklicher darüber, von mir fortzukommen, als ich darüber, sie gehen zu sehen. Aber ich erwarte sie zu sehen, wenn ich mich umdrehe, und wenn sie nicht da ist, ist es, als fehle in mir etwas. Ich vermisse den Kampf tatsächlich, und es gibt Momente, in denen ich mich bei dem Gedanken ertappe, dass es ›Dinge gibt, die des Kämpfens wert sind‹.« Etwas an Mins Schweigen ließ ihn aufschauen. Sie sah ihn so ausdruckslos an wie eine Aes Sedai.
    »Hat dir niemand jemals beigebracht, dass es unhöflich ist, einer Frau gegenüber von einer anderen Frau zu sprechen?« Ihre Stimme klang vollkommen tonlos. »Und noch viel weniger von zwei Frauen.«
    »Min, du bist

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