Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
hatte, bevor sich dort der erste Mann dem Drachen verschworen hatte. Gleichgültig, wie sehr Melaine jedoch drängte – Min beharrte darauf, dass alle diese Aes Sedai Rand als Wiedergeborenen Drachen anerkannten und sie während der ganzen Reise von Salidar hierher sehr vorsichtig befragt hatten, wie er sei und wie man sich ihm am besten annähern könnte, ohne ihn zu kränken oder zu ängstigen.
Rand brummte bei diesen Worten – dass sie sich darum sorgten, ihn ängstigen zu können –, und Melaine vertrat beharrlich die Meinung, dass man, wenn die meisten Frauen der Abordnung so viel Grund hatten, gegen Rand zu sein, der Abordnung als Ganzes sicherlich nicht einmal so weit trauen konnte, sie Dung fürs Feuer holen zu lassen. Min ersparte ihm einen entschuldigenden Gesichtsausdruck, indem sie eilig fortfuhr. Arad Doman hatte von den Drachenverschworenen genauso viel gesehen wie von Tarabon, und auch von seinem Bürgerkrieg, aber Demira Eriff von der Braunen Ajah sprach tatsächlich nur von zwei Dingen: davon, Rand zu begegnen, und von dem Gerücht, dass er in Cairhien eine Schule gegründet habe. Niemand, der eine Schule gründete, konnte in Demiras Augen ganz schlecht sein. Berenicia Morsad, eine Gelbe Schwester aus Shienar, hatte von Shienarern in Salidar gehört, Rand sei in Fal Dara von dem großen Lordhauptmann Agelmar Jagad empfangen worden, eine Ehre, der sie erhebliches Gewicht beizumessen schien. Lord Agelmar hätte wohl kaum einen Schurken, einen Narren oder einen Schuft empfangen. Und für Masuri Sokawa wog es fast ebenso schwer. Sie war eine Braune aus Arafel, was an Shienar angrenzte. Und schließlich war da noch Valinde Nathenos, die laut Min eine für die Weiße Ajah untypische Ungeduld zeigte, dass Rand Sammael aus Illian vertreiben sollte. Wenn das versprochen wurde oder nur der Versuch gemacht wurde, es zu versprechen, wäre Min nicht überrascht, Valinde Rand gegenüber einen Treueschwur leisten zu hören. Melaine äußerte Unglauben und rollte sogar mit den Augen. Sie hatte noch niemals eine Aes Sedai mit so viel Verstand erlebt, eine Haltung, die Rand überaus überraschte, wenn man bedachte, dass sie ihm wahrscheinlich ins Gesicht lachen würde, wenn er sie zu einem solchen Schwur aufforderte. Min blieb jedoch dabei, dass es wahr sei, was auch immer die andere Frau sagte.
»Ich werde ihnen so viel Respekt wie möglich erweisen, ohne mich hinknien zu müssen«, sagte Rand zu Min, als sie schließlich geendet hatte. Und an Melaine gewandt fügte er hinzu: »Und bis sie einen Beweis für ihre guten Absichten liefern, werde ich ihnen kein Jota trauen.« Er glaubte, das müsse sie beide zufriedenstellen, da beide bekamen, was sie gewollt hatten, aber dem jeweiligen Stirnrunzeln nach zu urteilen, war dem doch nicht so.
Nach all der Streiterei erwartete er halbwegs, dass sie einander an die Kehle gehen würden, aber anscheinend hatten Melaines Schwangerschaft und Mins Visionen einen Bund geknüpft. Als sich die Frauen erhoben, lächelten sie und umarmten sich, und Melaine sagte: »Ich hätte nicht geglaubt, dass ich Euch mögen würde, Min, aber ich mag Euch, und ich werde eines der Mädchen nach Euch benennen, weil Ihr zuerst von ihr wusstet. Ich muss es Bael erzählen, damit er nicht eifersüchtig darauf wird, dass Rand al’Thor es vor ihm erfahren hat. Möget Ihr stets Wasser und Schatten finden, Min.« Und an Rand gewandt fügte sie hinzu: »Beobachtet diese Aes Sedai genau, Rand al’Thor, und gewährt Min Euren Schutz, wenn sie ihn benötigt. Sie werden ihr Schaden zufügen, wenn sie erfahren, dass sie Euch verschworen ist.« Sie ging genauso, wie sie gekommen war.
Er war wieder mit Min allein, was ihm jetzt aus irgendeinem Grund unangenehm war.
KAPITEL 42
Die Schwarze Burg
R and und Min standen da, sahen einander an und regten sich nicht, bis er schließlich sagte: »Möchtest du mit mir zum Gut hinauskommen?«
Sie schrak beim Klang seiner Stimme zusammen. »Zum Gut?«
»Eigentlich ist es eher eine Schule. Für die Männer, die wegen der Amnestie kommen.«
Min erblasste. »Nein, ich glaube nicht … Merana wird erwarten, von mir zu hören. Und ich sollte sie deine Regeln so bald wie möglich wissen lassen. Jede Aes Sedai könnte unwissentlich die Innenstadt betreten, und du würdest nicht wollen … Ich muss wirklich gehen.«
Er verstand es nicht. Sie hatte Angst vor den Schülern, ohne auch nur einem von ihnen jemals begegnet zu sein, Männer, die die Macht lenken konnten,
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