Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Bezeichnung. Er hätte ganz Caemlyn verwettet, dass der auslotende Blick von seinen zu ihren Augen geradewegs zur Rosenkrone verlief. Er würde ebenfalls darauf wetten, dass Verin bei ihr war. Nicht neun Aes Sedai. Elf.
Lews Therin murmelte unbehaglich etwas. Es klang nach einem Mann, der sich fragte, ob er mit dem Rücken zur Wand stand. Rand fragte sich das auch. Elf, und dreizehn könnten ihn so leicht gefangen nehmen, wie sie ein Kind hochheben konnten. Wenn er ihnen die Gelegenheit dazu gab. Lews Therin begann leise zu lachen, eine raue, trauernde Art zu lachen. Er wurde vertrieben.
Rand dachte einen Moment über Somara und Enaila nach und eröffnete dann unmittelbar über dem in Blau und Gold gemusterten Teppich in seinem Schlafzimmer ein Wegetor. So mürrisch, wie sie heute Morgen waren, würde sicherlich eine von ihnen etwas ausplaudern, bevor die Reise zum Gut vollbracht war, und wenn er sich an seine früheren Besuche erinnerte, wollte er nicht, dass sich die Schüler aus Angst vor ungefähr zwanzig Töchtern des Speers ständig umsahen. Diese Art Dinge trugen wenig zum Vertrauen eines Mannes bei, und sie brauchten Vertrauen, wenn sie überleben sollten.
Taim hatte in einem Punkt recht: Wenn ein Mann Saidin festhielt, wusste er, dass er lebte, und es bedeutete mehr als nur eine Verstärkung der Sinne. Trotz des Makels des Dunklen, trotz des Gefühls, dass schmieriger Abfall die Knochen beschmutzte, wenn die Macht einen schmelzen wollte, wo man gerade stand, einen erstarren lassen wollte, bis man zersprang, wenn ein falscher Schritt oder ein Moment der Schwäche den Tod bedeutete – Licht, man wusste, dass man lebte. Dennoch schob er die Quelle beiseite, sobald er das Tor durchschritten hatte, und das nicht nur, um sich von dem Makel zu befreien, bevor sich sein Magen entleerte. Es schien schlimmer denn je, noch abstoßender, wenn das überhaupt möglich war. Sein wahrer Grund, die Macht abzulegen, war, dass er glaubte, nicht wagen zu können, Taim mit Saidin in seinem Körper und Lews Therin in seinem Kopf entgegenzutreten.
Die Lichtung war brauner, als er sie in Erinnerung hatte, mehr Laub knackte unter seinen Stiefeln, und weniger Laub war an den Bäumen zu sehen. Einige der Pinien waren vollkommen gelb, und eine Anzahl Lederbäume stand leblos, grau und kahl da. Aber wenn sich die Lichtung schon verändert hatte, dann hatte sich das Gut so sehr verändert, dass es fast nicht wiederzuerkennen war.
Das Gutshaus schien mit dem neuen Strohdach in weitaus besserem Zustand, und die Scheune war offensichtlich vollkommen neu aufgebaut worden. Sie war viel größer als vorher und überhaupt nicht mehr schief. Pferde standen in einem großen Pferch neben der Scheune, und die Pferche der Kühe und Schafe waren weiter entfernt errichtet worden. Die Ziegen waren jetzt ebenfalls eingepfercht, und saubere Reihen Ausläufe beherbergten die Hühner. Der Wald war weiter abgeholzt worden. Mehr als ein Dutzend längliche weiße Zelte bildeten jenseits der Scheune eine Reihe, und daneben standen die Gerüste zweier Gebäude, die viel größer würden als das Gutshaus und vor denen eine Gruppe nähender Frauen saß, die mit dem Ball und mit Puppen spielende Kinder beaufsichtigten. Aber die größte Veränderung waren die Schüler, die meisten in eng anliegenden schwarzen Mänteln mit hohen Kragen, von denen nur wenige schwitzten. Es mussten weit über hundert in allen Altersstufen sein. Rand hatte nicht geahnt, dass Taims Erhebungsreisen so erfolgreich gewesen waren. Das Gefühl von Saidar schien die Luft zu erfüllen. Einige Männer übten Gewebe, setzten Baumstümpfe in Brand, zerschmetterten Steine oder fingen einander mit Luftsträngen ein. Andere lenkten die Macht, um Wasser heranzuschleppen oder um Dungkarren aus der Scheune zu schieben oder Feuerholz aufzuschichten. Nicht alle lenkten die Macht. Henre Haslin beaufsichtigte eine Reihe Männer mit nacktem Oberkörper, die den Schwertkampf übten. Henre mit der knolligen roten Nase besaß nur noch einen Kranz Haare und schwitzte mehr als seine Schüler und wünschte sich zweifellos seinen Wein herbei, aber er beobachtete und verbesserte genauso streng, als wäre er der Schwertmeister der Garde der Königin. Saeric, ein grauhaariger Rotwasser Goshien, dem die rechte Hand fehlte, beaufsichtigte mit strengem Blick zwei Reihen Männer mit ebenfalls nackten Oberkörpern. Einer der Männer trat in Kopfhöhe zu, drehte sich und trat erneut zu, drehte sich wieder und trat
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