Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
untergebracht hatte, ein schmuddeliges Gebäude aus weiß verputzten Ziegelsteinen in einem schmuddeligen Dorf mit weiß verputzten Ziegelsteinen und So Tehar genannten Einspännern, als ihn etwas Weiches genau zwischen die Schulterblätter traf. Er fuhr herum, bereit, einen Stallburschen oder einen der mürrisch dreinblickenden Tollpatsche der So Tehars niederzumachen, egal ob sie einen Dolch besaßen oder nicht. Aber es war kein Stallbursche und kein Tollpatsch zu sehen. Nur Adeleas, die eifrig etwas in ihr kleines Buch kritzelte und vor sich hin nickte. Ihre Hände waren vollkommen sauber.
Mat betrat das Gasthaus und bestellte gewürzten Wein, änderte seine Meinung dann aber und ließ sich stattdessen einen Brandy bringen, eine trübe Flüssigkeit, von der die Wirtin beharrlich behauptete, sie sei aus Zwetschgen gemacht, die aber wie Essig schmeckte. Juilin begnügte sich damit, daran zu schnuppern, und Thom wollte nicht einmal das tun. Sogar Nalesean nahm nur einen Schluck, bevor er gewürzten Wein bestellte, und Nalesean trank sonst alles. Mat verlor den Überblick, wie viele der kleinen Zinnbecher er leerte, aber wie viele auch immer es waren – Nerim und Lopin mussten ihn ins Bett bringen. Er hatte sich niemals erlaubt, darüber nachzudenken, ob der Fuchskopf Beschränkungen unterlag. Er hatte genügend Beweise dafür erhalten, dass er Saidar aufhalten konnte, aber wenn sie nur mithilfe ihrer Macht etwas aufheben und auf ihn werfen konnten … Besser als nichts , sagte er sich immerzu, während er auf seiner schweren Matratze lag und die Mondschatten über die Decke kriechen sah. Erheblich besser als nichts. Aber wenn er in der Lage gewesen wäre, auf eigenen Füßen zu stehen, wäre er hinuntergegangen, um noch mehr Brandy zu trinken.
Am nächsten Tag fühlte er sich wie gerädert. Seine Zunge schien mit Federn belegt zu sein, in seinem Kopf spielten Trommler, und durch die über ihm stehende Sonne lief ihm der Schweiß das Gesicht herab, als die Straße am fünften Tag auf einen Hügelkamm führte und den Blick auf das sich darunter ausbreitende, sich am Ufer des breiten Flusses Eldar mit seinem jenseitigen großen Hafen erstreckende Ebou Dar freigab.
Sein erster Eindruck der Stadt war Weiß. Weiße Gebäude, weiße Paläste, weiße Türme und Giebel. Kuppeln wie spitze weiße Rüben oder Birnen trugen karmesinrote, blaue oder goldene Bänder, aber die Stadt war hauptsächlich weiß und reflektierte das Sonnenlicht, bis es ihn fast in den Augen schmerzte. Das Tor, auf das die Straße zuführte, war ein breiter, hoher Spitzbogen in einer weiß verputzten Mauer, die so dick war, dass er zwanzig Schritte im Schatten ritt, bevor er wieder in den Sonnenschein eintauchte. Ebou Dar schien eine Stadt der Plätze und Kanäle und Brücken zu sein, große bevölkerte Plätze mit Springbrunnen oder Statuen in der Mitte, breite und schmale Kanäle mit flachen Lastschiffen darauf, Brücken in allen Größen, einige niedrig, einige hoch gebogen und einige ausreichend groß, dass Läden sie säumten. Paläste mit breiten Säulengängen standen neben Geschäften, in denen Teppiche und Stoffe ausgestellt waren, und vierstöckige Häuser mit großen Bogenfenstern hinter schräg gestellten Fensterläden standen neben Läden von Scherenschleifern und Fischhändlern.
In einem jener Viertel verhielt Vandene ihr Pferd, um sich mit Adeleas zu beraten, während Nynaeve sie stirnrunzelnd beobachtete und Elayne sie anstarrte, als hingen ihr Eiszapfen von Nase und Kinn herab. Auf Elaynes Drängen hin war Aviendha zum Einzug in die Stadt auf ihr Pferd geklettert, aber jetzt stieg sie genauso unbeholfen wieder ab, wie sie aufgestiegen war. Sie sah sich fast ebenso neugierig wie Olver um, der schon mit weit geöffneten Augen einherritt, seit sie der Stadt ansichtig geworden waren. Birgitte versuchte, Elayne dichtauf zu folgen.
Mat ergriff die Gelegenheit, sich mit seinem Hut Luft zuzufächeln und sich umzusehen.
Der größte Palast, den er je gesehen hatte, nahm eine ganze Seite des Platzes ein und bestand drei bis vier Stockwerke hoch ganz aus Balkonen, Erkern und Säulengängen. Die anderen drei Seiten des Platzes boten eine Mischung aus großen Häusern mit Gasthöfen und Läden dar, deren jedes genauso weiß wie das nächste war. Die Statue einer Frau in fließenden Gewändern, größer als ein Ogier, stand auf einem noch größeren Sockel inmitten des Platzes, einen Arm erhoben und südlich zum Meer weisend. Nur wenige
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