Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
»Das ist unmöglich!«
Alanna warf den Kopf zurück und lachte. Die auf die Hüften gestützten Hände ließen dieses Lachen verächtlich erscheinen, weshalb Bera die Lippen zusammenpresste und ein kalter Glanz in Kirunas Augen trat. Verin schaute zu ihnen hinüber, was Merana unangenehm an eine Würmer beobachtende Drossel erinnerte.
»Niemand hat sich jemals zuvor mit einem Mann verbunden, der die Macht lenken kann«, sagte Alanna, als ihre Heiterkeit verging. »Vielleicht hat es etwas damit zu tun.«
»Sei es, wie es sei«, erwiderte Bera bestimmt, und auch ihr Blick wirkte entschlossen. »Ihr könnt ihn noch immer ausfindig machen.«
»Ja«, sagte Kiruna. »Ihr werdet mit uns kommen, Alanna.« Alanna blinzelte, als käme sie gerade zu sich. Sie beugte ergeben den Kopf.
Merana beschloss, dass es an der Zeit war. Wenn sie die Abordnung zusammenhalten wollte, war dies ihre letzte Chance. Sie erhob sich, während sie al’Thors Brief zusammenfaltete, damit ihre Hände beschäftigt waren. »Als ich diese Abordnung nach Caemlyn brachte«, begann sie, um sie alle daran zu erinnern, dass sie tatsächlich die Anführerin war, und dem Licht sei Dank, dass ihre Stimme fest klang, »wurde mir ein großer Spielraum gewährt, und doch schien offensichtlich, was getan werden sollte. Wir haben uns dieser Aufgabe mit der berechtigten Erwartung auf Erfolg gewidmet. Al’Thor sollte aus Caemlyn fortgelockt werden, damit wir Elayne zu ihrer Krönung zurückbringen könnten, wodurch Andor fest hinter uns gestanden hätte. Al’Thor sollte allmählich dazu gebracht werden, uns zu vertrauen, dass wir ihm nicht schaden wollten. Und er wäre auch dazu gebracht worden, uns den angemessenen Respekt zu erweisen. Zwei oder drei sorgfältig unter uns ausgewählte Aes Sedai hätten Moiraines Platz als seine Beraterin und Führerin eingenommen. Einschließlich Alanna natürlich.«
»Woher wollt Ihr wissen, dass er Moiraine nicht getötet hat?«, fragte Bera. »Schließlich wird auch behauptet, er habe bereits Morgase getötet.«
»Wir haben über ihren Tod alle möglichen Gerüchte gehört«, fügte Kiruna hinzu. »Einige sagen sogar, sie sei im Kampf gegen Lanfear gestorben. Die meisten behaupten allerdings, sie sei mit al’Thor allein gewesen, als sie starb.«
Merana unterdrückte nur mühsam eine Antwort. Wenn sie diese tief verwurzelten Instinkte auch nur einmal hervorbrechen ließe, würden sie sie letztendlich alle überrumpeln. »Alles verlief zu unserer Zufriedenheit«, fuhr sie fort, »als Ihr beide eintraft. Nur zufällig, wie ich weiß, und nur weil Ihr Euren Anweisungen gefolgt seid, aber Ihr habt unsere Anzahl dennoch auf dreizehn erhöht. Welcher Mann von al’Thors Art würde nicht so schnell wie möglich fliehen, wenn er hörte, dass dreizehn Aes Sedai zusammengetroffen sind? Die einfache Wahrheit ist, dass jeglicher Schaden, der an unseren Plänen entstanden ist, Euch zuzuschreiben ist, Kiruna, und Euch, Bera.« Nun konnte sie nur noch abwarten. Wenn es ihr gelungen war, ein gewisses Maß an moralischer Überlegenheit zu erlangen …
»Seid Ihr endlich fertig?«, fragte Bera kühl.
Kiruna war noch unverfrorener. Sie wandte sich an die anderen. »Faeldrin, Ihr könnt mit uns nach Cairhien kommen, wenn Ihr wollt. Und Ihr auch, Masuri und Rafela.«
Merana zitterte und zerknüllte den zusammengefalteten Brief in ihren Händen. »Erkennt Ihr es nicht?«, rief sie. »Ihr redet, als könnten wir so weitermachen wie bisher. Eine Abordnung von Elaida, von der Weißen Burg, ist in Cairhien. So muss al’Thor es sehen. Wir brauchen ihn mehr, als er uns braucht, und ich fürchte, er weiß das!«
Einen Moment lang zeigte sich auf allen Gesichtern Erschrecken. Nur Verin nickte nachdenklich und lächelte ein kleines, verschwiegenes Lächeln. Einen Moment lang weiteten sich die Augen aller anderen verblüfft. Die Worte schienen in der Luft nachzuklingen. Wir brauchen ihn mehr, als er uns braucht. Sie benötigten nicht die Drei Eide, um dies als Wahrheit zu erkennen.
Dann sagte Bera fest: »Setzt Euch, Merana, und beruhigt Euch.« Merana saß, bevor sie es merkte. Sie zitterte heftig, wollte noch immer schreien, aber sie saß mit um al’Thors Brief geklammerten Händen nur da.
Kiruna wandte ihr bewusst den Rücken zu. »Seonid, Ihr werdet selbstverständlich auch mitkommen. Zwei weitere Gaidin sind immer nützlich. Und Verin, denke ich.« Verin nickte, als sei es eine Frage gewesen. »Demira«, fuhr Kiruna fort, »ich weiß,
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