Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
hatte, und fügte jetzt hinzu: »Bezüglich Perrin kann kein Zweifel bestehen. Ich habe Tomas zum Lager der Leute von den Zwei Flüssen geschickt. Es scheint, als hätten sie zwei Männer zum Palast gesandt, um Perrins Pferd und das seiner Frau zu holen. Die anderen haben die Wagen und Diener zurückgelassen und sind bereits in Eile unterwegs nach Osten, hinter Perrins Wolfskopf und dem Roten Adler von Manetheren her.« Ein leichtes Lächeln überzog ihre Lippen, als fände sie dies belustigend. Kairen fand dies offensichtlich nicht. Sie keuchte und presste die Lippen dann fest zusammen.
Merana war ebenfalls nicht belustigt, obwohl dies, verglichen mit allem anderen, nur eine unbedeutende Kleinigkeit war. Ein schwacher Hauch von etwas Verschüttetem, wenn man bereits auf einem Schutthaufen saß; ein Hund, der einen anknurrte, wenn Wölfe bereits an einem zerrten. Wenn sie nur daran dachte, wie sehr sie sich wegen Verin gesorgt und wie hart sie gekämpft hatte. Verin hatte ihre Pläne kaum wirklich berührt, außer dass sie Demira dazu verleitet hatte, das heutige unglückliche Zusammentreffen vorzuschlagen. Es war recht geschickt eingefädelt worden. Merana glaubte, dass keine andere als eine Graue es bemerkt hätte. Und doch hatte sie selbst sogar dem zugestimmt. Sie hätten Al’Thor zumindest einschüchtern können … Sie hatte sich wegen Verin gesorgt, und dann erschienen Kiruna und Bera, die beide nicht ihrer Autorität unterstanden und mindestens ebenso stark waren wie Masuri oder Faeldrin oder Rafela.
»Es ist eine verfahrene Geschichte«, murrte Bera. Kairen und einige der anderen nickten zustimmend.
»Eine etwas verfahrene Geschichte«, erwiderte Kiruna trocken. Fast alle nickten – außer Merana und Verin. Merana seufzte nur leise. Verin beobachtete Kiruna mit ihrem vogelähnlichen Blick und geneigtem Kopf. »Was hält Alanna fern?«, fragte Kiruna niemanden im Besonderen. »Ich möchte nicht alles zweimal besprechen.«
Merana vermutete, dass sie selbst damit angefangen hatte, Verin nachzugeben. Sie war noch immer die Anführerin der Abordnung, jedermann folgte noch immer ihren Befehlen, sogar Masuri und Rafela und Faeldrin. Aber sie alle wussten es. Sie konnte nicht sagen, ob Kiruna oder Bera das Kommando übernommen hatte – dass die eine auf einem Bauernhof und die andere in einem Palast geboren war, zählte überhaupt nichts; es hatte nichts damit zu tun, eine Aes Sedai zu sein –, aber in einem Punkt war sie sich sicher: Die Abordnung zerfiel um sie herum. Das wäre niemals geschehen, wenn die Weiße Burg noch vollständig gewesen wäre, wenn eine Gesandte die vollständige Macht der Burg und den Amyrlin-Sitz hinter sich gewusst hätte, auch wenn sie dreißig Jahre gebraucht hatte, um die Stola zu erlangen, und kaum genug Kraft hatte, um nicht fortgeschickt zu werden. Jetzt war es nur noch eine geringe Auswahl von Aes Sedai, die ihre jeweiligen Plätze einnahmen, ohne darüber nachzudenken.
Als wäre das Aussprechen ihres Namens einem Ruf gleichgekommen, erschien Alanna genau in dem Moment, als Bera den Mund öffnete. Sie und Kiruna wandten sich gleichzeitig zu Alanna um. »Al’Thor behauptet, nach Cairhien gegangen zu sein«, sagte Bera kühn. »Könnt Ihr dem etwas hinzufügen?«
Alanna sah sie stolz und mit gefährlichem Glitzern in den dunklen Augen an. Sie sprachen immerhin von ihrem Behüter. »Er ist irgendwohin westlich gezogen. Mehr weiß ich nicht. Es könnte Cairhien sein.«
»Wenn Ihr schon einen Mann an Euch binden musstet, ohne ihn zu fragen«, rief Kiruna mit gebieterischer Stimme, »warum, beim allerheiligsten Licht, habt Ihr den Bund dann nicht dazu benutzt, ihn Eurem Willen zu beugen? Verglichen mit dem anderen ist dies nur wie ein Klaps auf die Hand.«
Alanna hatte ihre Empfindungen noch einigermaßen unter Kontrolle. Tatsächlich röteten sich ihre Wangen aber, ihren Augen nach zu urteilen vor Zorn und auch sicher, weil sie sich schämte. »Hat Euch niemand etwas davon gesagt?«, fragte sie zu erregt. »Vermutlich will niemand darüber nachdenken. Ich sicherlich nicht.« Faeldrin und Seonid schauten zu Boden und nicht nur sie. »Ich habe ihn zu bezwingen versucht, kurz nachdem ich mich ihm verbunden hatte«, fuhr Alanna fort, als bemerkte sie nichts davon. »Habt Ihr jemals versucht, eine Eiche mit bloßen Händen zu entwurzeln, Kiruna? Genauso war es.«
Kirunas einzige Regung war, dass sich ihre Augen langsam weiteten und sie tief einatmete. Bera murmelte jedoch:
Weitere Kostenlose Bücher