Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
stellen, und er hatte es auch so gemeint. Also würde Coiren noch eine Weile geduldig ausharren müssen. Außerdem war er in gewisser Weise beschäftigt.
Ein Abstecher in die Schule in Barthanes ehemaligem Palast dauerte letztendlich länger als geplant. Idrien Tarsin wartete erneut an der Tür, um ihm alle Arten von Erfindungen und Entdeckungen zu zeigen, die oft unverständlich waren, sowie die Werkstätten, in denen jetzt verschiedene neue Pflüge und Eggen und Mähmaschinen zum Verkauf gefertigt wurden, aber das Problem war Herid Fel. Oder auch Min. Fels Gedanken wanderten wie üblich, seine Zunge wanderte ihnen hinterher, und er vergaß einfach, dass Min dabei war. Er vergaß sie etliche Male. Aber gerade als Rand den Mann darauf aufmerksam machen wollte, bemerkte Fel sie plötzlich zum ersten Mal wieder und erschrak sichtlich. Er entschuldigte sich bei ihr ständig für die halb angerauchte Pfeife, die er dennoch stets anzuzünden vergaß, klopfte sich beharrlich Asche von seinem dicken Bauch und glättete immer wieder sein dünnes graues Haar. Min schien es zu gefallen, obwohl Rand nicht annähernd verstand, wie Min Gefallen an einem Mann finden konnte, der ihre Anwesenheit vergaß. Sie küsste Fel sogar auf den Kopf, als sie und Rand sich erhoben, um zu gehen, was den Mann wie erschlagen wirken ließ. Es half ihm allerdings nicht sehr dabei, von Fel zu erfahren, was er über die Siegel am Gefängnis des Dunklen Königs oder über die Letzte Schlacht herausgefunden hatte.
Am nächsten Tag erreichte ihn eine auf ein abgerissenes Stück Pergament gezwängte Nachricht.
Glaube und Ordnung verleihen Kraft. Muss den Schutt beseitigen, bevor Ihr bauen könnt. Werde es bei unserer nächsten Begegnung erklären. Bringt Mädchen nicht mit. Zu hübsch!
Die Nachricht war hastig dahingekritzelt, und die Unterschrift in die Ecke gequetscht worden, und sie ergab für Rand keinen Sinn. Als er Fel jedoch erneut zu erreichen versuchte, erfuhr er, dass der Mann zu Idrien gesagt hatte, er fühle sich wieder jung und ginge fischen. Mitten in einer Dürre. Rand fragte sich, ob der alte Mann den Verstand verloren hatte. Min fand die Nachricht natürlich belustigend. Sie fragte, ob sie das Pergament haben könne, und er ertappte sie mehrere Male dabei, wie sie es lächelnd betrachtete.
Ob mit oder ohne Verstand – Rand beschloss, dass er Min beim nächsten Mal zurücklassen würde, aber in Wahrheit war es auch schwierig, sie in seiner Nähe zu behalten, wenn er sie begehrte: Sie schien mehr Zeit mit den Weisen Frauen als mit ihm zu verbringen. Er konnte nicht verstehen, warum ihn das so ärgerte, aber er bemerkte, dass er geneigt war, andere eher zurechtzuweisen, wenn Min sich bei den Zelten aufhielt. Es war besser, dass sie nicht zu oft bei ihm war. Die Leute würden es merken, darüber reden und sich wundern. In Cairhien, wo sogar die Diener ihre Version des Spiels der Häuser spielten, konnte es für Min gefährlich werden, wenn sich die Menschen fragten, ob sie wichtig war. Er versuchte, niemanden mehr zurechtzuweisen.
Natürlich wollte er von Min, dass sie die Adligen mit ihrer Gabe betrachtete, die nacheinander zu ihm kamen und nach seinem Wohlbefinden fragten – jene, die die Knie beugten, mussten die Gerüchte in Umlauf gebracht haben –, lächelten und ihn fragten, wie lange er dieses Mal in Cairhien zu bleiben beabsichtigte, welche Pläne er hätte, wenn sie fragen dürften, noch stärker lächelten, immer lächelten. Der Einzige, der ihn nicht bewusst anlächelte, war Dobraine, der seinen Schädel noch immer wie ein Soldat rasiert hatte und noch immer die Streifen auf dem durch den Brustharnisch zerschlissenen Mantel trug. Dobraine stellte so verdrießlich genau dieselben Fragen, dass Rand über seinen Weggang fast glücklicher war als bei den anderen.
Min gelang es, bei jenen Anhörungen dabei zu sein, sich diese Zeit zu nehmen zwischen dem, was auch immer sie bei den Weisen Frauen tat. Rand hatte nicht die Absicht, sie danach zu fragen. Es war jedoch nicht so einfach, sie verborgen zu halten.
»Ich könnte doch vorgeben, deine Dirne zu sein«, schlug Min lachend vor. »Ich würde auf deinem Schoß posieren und dich mit Trauben füttern – nun, mit Rosinen; ich habe seit einiger Zeit keine Trauben mehr gesehen –, und du nennst mich deine kleine Honiglippe. Dann würde sich niemand fragen, warum ich hier wäre.«
»Nein«, fauchte er, und sie wurde ernst.
»Glaubst du wirklich, die Verlorenen würden mich
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