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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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nur deswegen verfolgen?«
    »Vielleicht«, antwortete er genauso ernst. »Ein Schattenfreund wie Padan Fain würde es tun, wenn er noch lebt. Das will ich nicht riskieren, Min. Und ich will auf keinen Fall, dass diese Cairhiener oder auch die Tairener mit ihren schmutzigen Vorstellungen so von dir denken.« Die Aiel waren anders. Sie hielten ihre Neckereien für sehr spaßig.
    Min war sicherlich wankelmütig. Ihr Gesichtsausdruck konnte sich schlagartig von purer Ernsthaftigkeit in ein Strahlen verwandeln, in ein vollkommenes Lächeln, das kaum einen Moment wich. Bis die Anhörungen tatsächlich begannen.
    Es misslang, Min in einer Ecke des Vorraums hinter einem Paneel aus vergoldetem Gitterwerk zu verbergen. Maringils dunkel schimmernde Augen vermieden es so angestrengt hinzusehen, dass Rand erkannte, dass der Mann den Sonnenpalast vollkommen auseinandernehmen würde, um herauszufinden, was sich hinter dem Paneel verbarg. Der Wohnraum erwies sich als bessere Möglichkeit, weil Min durch die rissigen Türen in den Vorraum spähen konnte. Nicht jeder Besucher zeigte ihr während der Anhörung seine Aura, aber was sie sah, war freudlos. Maringil, weißhaarig, messerscharf und kalt wie Eis, würde durch einen Dolch sterben. Colavaere, deren außerordentlich hübsches Gesicht ruhig und gefasst war, als sie erfuhr, dass Aviendha dieses Mal nicht bei Rand war, würde durch den Strang sterben. Meilan mit dem Spitzbart und der tranigen Stimme würde durch Gift sterben. Die Zukunft forderte einen hohen Tribut von den edlen Herren von Tear. Aracome und Maraconn und Gueyam würden alle einen blutigen Tod in einer Schlacht sterben. Min sagte, sie hätte noch niemals zuvor so häufig den Tod gesehen.
    Als sie an ihrem fünften Tag in Cairhien Blut auf Gueyams breitem Gesicht sah, fühlte sie sich bei dem Gedanken so schlecht, dass Rand sie sich hinlegen hieß und Sulin feuchte Tücher brachte, die sie ihr auf die Stirn legte. Dieses Mal saß er auf der Matratze und hielt ihre Hand. Sie klammerte sich daran fest.
    Ihre Neckereien gab sie jedoch nicht auf. Die beiden Gelegenheiten, bei denen er sich ihrer Anwesenheit vollkommen sicher sein konnte, waren Schwertübungen mit den besten tairenischen und cairhienischen Soldaten und Raufereien mit Rhuarc oder Gaul. Min ließ dann unausweichlich einen Finger über seine bloße Brust gleiten und machte irgendeinen Scherz über Schafhirten, die nicht schwitzten, weil sie daran gewöhnt seien, genauso dicke Wolle wie ihre Schafe zu tragen. Manchmal berührte sie auch die niemals ganz heilende Narbe an seiner Seite, diesen Kreis hellrötlicher Haut, aber anders, sanfter. Darüber scherzte sie niemals. Sie kniff ihm ins Gesäß – bestürzenderweise musste man sagen, dass sie es zumindest tat, wenn andere Leute in der Nähe waren; Töchter des Speers und Weise Frauen krümmten sich jedes Mal vor Lachen, wenn er hochschrak –, schmiegte sich auf seinen Schoß, küsste ihn bei jeder Gelegenheit und drohte sogar damit, ihm in der Badewanne den Rücken zu schrubben. Als er so tat, als weine und stammele er, lachte sie und sagte, es sei nicht sehr überzeugend.
    Min ließ jedoch nur zu schnell von ihm ab, wenn eine Tochter des Speers den Kopf durch die Tür streckte, um jemanden anzukündigen, besonders wenn es Loial war, der niemals lange blieb und unentwegt von der Königlichen Bibliothek sprach, oder Perrin, der meist noch kürzer blieb und aus irgendeinem Grund zunehmend erschöpft wirkte. Aber am schnellsten sprang Min auf, wenn Faile zufällig dabei war. Die beiden Male, als das geschehen war, hatte sich Min hastig eines der Bücher genommen, die Rand in seinem Schlafraum aufbewahrte, hatte sich hingesetzt und vorgegeben zu lesen, wobei sie das Buch irgendwo in der Mitte aufgeschlagen hatte, als lese sie schon einige Zeit. Rand verstand die kühlen Blicke nicht, welche die beiden Frauen wechselten. Es war nicht wirklich Feindseligkeit oder auch nur Unfreundlichkeit, aber Rand vermutete, dass der Name der jeweils anderen ganz oben stünde, wenn beide eine Liste derer anlegen sollten, mit denen sie lieber keine Zeit verbringen wollten.
    Rand schmunzelte, als sich das Buch, das Min beim zweiten Mal gegriffen hatte, als ledergebundene Erstausgabe von Daria Gahands Abhandlungen über die Vernunft herausstellte, die er schwer verständlich gefunden hatte und zur Bibliothek zurückschicken wollte, sobald Loial das nächste Mal hereinschaute. Tatsächlich las Min noch eine Weile weiter, nachdem

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