Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
wandte. Es war nicht nötig zu erklären, was er meinte. Ihr Zögern zeigte ihm, dass sie verstand.
Schließlich antwortete sie ruhig und bestimmt und ohne zu murren. »Bis meine Schmach der Ihren entspricht.« Sie sah ihm einen Moment unverwandt in die Augen, die alte Sulin, wenn auch mit längerem Haar, aber die Maske wurde auch genauso schnell wieder aufgesetzt. »Wenn mein Lord Drache mich entschuldigt – ich muss mich beeilen, wenn ich seinen Befehl befolgen will.« Sulin raffte ihre Röcke bis zu den Knien und lief aus dem Raum. Rand schüttelte den Kopf und schloss den letzten Knopf selbst.
Er hatte ein gutes Gefühl, außer was Min betraf natürlich. Sorilea hatte es versprochen. Min hatte es versprochen. Wenn er erst Coirens unausweichliche Fragen darüber abgewehrt hätte, ob er beschlossen hatte, mit ihr nach Tar Valon zurückzukehren, würde er Min bitten, sich hinsetzen und dann … Er war sich noch im Unklaren, was dann geschehen sollte. Aber Alanna war schon wieder eine Tagesreise näher gekommen. Nur noch kurze Zeit, in der er Coiren zuhören musste, und er würde eine Stunde lang mit seinem Schwert üben.
Demandred, höhnte Lews Therin. Er wollte Ilyena! Der Gedanke an Ilyena ließ ihn, wie üblich, entfernt jammern und klagen, Ilyena! Oh, Licht! Ilyena!
Rand nahm das Drachenszepter mit in den Vorraum. Während er sich fragte, wer Coiren hierherbegleiten würde, setzte er sich auf den hohen Stuhl auf dem Podest, um nicht auf und ab schreiten zu müssen. Nicht wegen der Aes Sedai. Wegen Min. Sie wusste, dass er sie brauchte. Sie wusste es.
Schließlich öffnete sich eine der Türen gerade weit genug, dass eine Frau hindurchschlüpfen konnte, aber es war Chiad, nicht Min. »Die Aes Sedai sind hier, Car’a’carn .« Sie sprach den Titel schleppend aus, da sie sich wegen des Häuptlings der Häuptlinge noch immer nicht sicher war und auch nicht so recht wusste, wie sie ihn als Sohn einer Tochter des Speers ansehen sollte.
Rand nickte, richtete sich gerade auf und stellte das Drachenszepter senkrecht auf seinem Knie auf. »Schickt sie herein.« Er würde mit Min ein ernstes Wort reden müssen. Ihre ganze Zeit den Weisen Frauen zu widmen!
Coiren schwebte wie ein rundlicher, eingebildeter Schwan herein, gefolgt von Galina und einer weiteren schwarzhaarigen, hartäugigen Frau mit einem Aes-Sedai-Gesicht. Sie waren heute alle in Grau-Schattierungen gekleidet, vermutlich, weil man darauf den Staub nicht sah. Zu seiner Überraschung kamen hinter den Aes Sedai Dienerinnen mit leichten, über ihren Rücken hängenden Staubmänteln herein, ein volles Dutzend, die sich mit dem Gewicht zweier messingbeschlagener Kisten abmühten. Einige der jungen Frauen sahen ihn an, aber die meisten hielten die Köpfe gesenkt, weil sie sich mit ihrer Last abmühten oder vielleicht auch aus Angst.
Rand schürzte beinahe die Lippen, bevor er es verhindern konnte. Sie glaubten tatsächlich, sie könnten ihn kaufen.
»Schade, dass Eure Grüne Schwester heute nicht hier ist«, bemerkte Galina.
Sein Blick peitschte von den Dienerinnen zu ihr. Alle drei Aes Sedai sahen ihn angespannt an. Wie konnte sie von Alanna wissen?
Aber es war keine Zeit für Fragen, denn fast im gleichen Augenblick begann seine Haut zu kribbeln.
Zorn sprang in ihm auf, und auch in Lews Therin. Rand riss ihm Saidin aus den Händen. Heißer Zorn und Verachtung wütete die Grenzen des Nichts entlang, während er Coiren und Galina und wer auch immer die dritte war ansah. Coirens weiches, rundliches Kinn war entschlossen emporgereckt. Die anderen beiden lächelten tatsächlich, eifrig und keineswegs liebenswürdig. Sie waren dieselben Narren wie Merana und ihresgleichen.
Die Abschirmung, die sich zwischen ihn und die Wahre Quelle schob, wirkte wie das Schließen eines Schleusentores; der Fluss Saidins brach ab und ließ nur den schmutzigen Rest des Makels zurück. Die Luft, die sich von den Knöcheln bis zum Kopf um ihn zu festigen schien, war wie Nichts. Die Abschirmung ließ seine Augen hervortreten. Es war unmöglich! Drei Frauen konnten ihn doch nicht von der Quelle abblocken, wenn er Saidin erst ergriffen hatte, es sei denn, sie wären so stark wie Semirhage oder Mesaana oder … Er griff nach der Quelle und schlug fester und immer fester auf diese Barriere ein. Lews Therin knurrte wie ein Tier, schlug zu, krallte sich furchtsam fest. Einer von ihnen musste Saidin erreichen. Einer von ihnen musste nur einen von drei aufrechterhaltenen Puffern
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