Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
wieder zurückgab, was sie anscheinend erschreckte, woraufhin sie hinter ihm herrief, er habe keine Ehre. Schließlich führten einige Töchter des Speers sie davon, während sie heftig auf sie einsprachen.
Aber die Leute wussten, dass er Rands Freund war. Auch wenn er nicht mit Rand hier eingetroffen wäre, erinnerten sich doch einige der Aiel und der Tairener vom Stein her an ihn, und die Nachricht verbreitete sich. Herren und Herrinnen, die er niemals zuvor im Leben gesehen hatte, stellten sich ihm in den Gängen vor, und Hohe Herren von Tairen, die ihm in Tear die kalte Schulter gezeigt hatten, sprachen ihn in Cairhien wie einen alten Freund an. Die meisten rochen nach Angst und etwas, was er nicht benennen konnte. Er erkannte, dass sie alle dasselbe von ihm wollten.
»Ich fürchte, der Lord Drache zieht mich nicht immer in sein Vertrauen, meine Lady«, sagte er höflich zu einer kaltäugigen Frau namens Colavaere, »und wenn er es täte, würdet Ihr doch nicht von mir erwarten, sein Vertrauen zu missbrauchen.« Sie schien aus großer Höhe auf ihn herabzulächeln. Sie fragte sich anscheinend, wie sich seine Haut als Schoßdecke machen würde. Sie roch seltsam, streng und glatt und irgendwie … erhaben.
»Ich weiß wirklich nicht, was Rand vorhat«, belehrte er auch Meilan. Der Mann wollte ihm fast wieder die kalte Schulter zeigen, auch wenn er beinahe ebenso stark lächelte wie Colavaere. Aber er hatte den Geruch an sich, und auch genauso stark. »Vielleicht solltet Ihr ihn selbst fragen.«
»Wenn ich es wüsste, würde ich es wohl kaum in der ganzen Stadt herumerzählen«, sagte er zu einem weißhaarigen Burschen namens Maringil. Er war der Versuche, ihn auszuhorchen, inzwischen müde. Auch Maringil sonderte diesen Geruch ab, ebenso stark wie Colavaere oder Meilan.
Die drei verströmten diesen Geruch weitaus stärker als irgendjemand sonst, ein gefährlicher Geruch, wie er tief in seinem Innern erkannte.
Wenn er Ausschau nach jungen Dummköpfen hielt und diesen Geruch in der Nase hatte, konnte er Berelains Duft nicht ausmachen, bevor sie nicht nahe genug herangelangt war, um sich auf ihn zu stürzen. Nun, um die Wahrheit zu sagen, glitt sie durch die Gänge wie ein Schwan auf einem Teich, aber sie vermittelte ihm dennoch das Gefühl, als stürze sie sich auf ihn.
Er erwähnte Faile häufiger, als er zählen konnte, aber Berelain schien es nicht zu bemerken. Er bat sie aufzuhören. Berelain fragte ihn, was er damit meinte. Er sagte ihr, sie solle ihn in Ruhe lassen. Berelain lachte und tätschelte seine Wange. Was natürlich genau in dem Moment geschah, als Faile aus dem Quergang trat, genau in dem Augenblick, bevor er zurückwich. Es musste für Faile so ausgesehen haben, dass er zurückgewichen war, weil er sie gesehen hatte. Faile wandte sich ohne einen Moment des Zögerns geschmeidig um und ging gemessenen Schrittes in die Richtung, aus der sie gekommen war.
Er lief hinter ihr her, holte sie ein und ging dann in quälendem Schweigen neben ihr her. Ein Mann konnte kaum sagen, was er sagen musste, wenn andere zuhörten. Faile lächelte den ganzen Weg zurück zu ihren Räumen beinahe freundlich, aber oh, dieser stechende, stechende, stechende Geruch in seiner Nase.
»Es war nicht so, wie es aussah«, erklärte er, sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. Sie schwieg. Sie wölbte nur fragend die Augenbrauen. »Nun, es war … Berelain hat mir die Wange getätschelt …« Sie lächelte noch immer, aber ihre Augenbrauen senkten sich jetzt finster, und Perrin roch zusätzlich scharfen Zorn. »Sie hat es einfach getan. Ich habe sie nicht dazu ermutigt, Faile. Sie hat es einfach getan.« Er wünschte, Faile würde etwas sagen, aber sie sah ihn nur an. Er dachte, dass sie wohl auf etwas wartete, aber worauf? Der Atem stockte ihm in der Kehle. »Faile, es tut mir leid.« Der Zorn wurde messerscharf spürbar.
»Ich verstehe«, sagte sie tonlos und verließ den Raum.
Er hatte sich also vollkommen missverständlich ausgedrückt, und er konnte nicht verstehen, wieso. Er hatte sich entschuldigt, obwohl er nicht einmal etwas getan hatte, wofür er sich hätte entschuldigen müssen.
An diesem Nachmittag belauschte er Bain und Chiad, die darüber berieten, ob sie Faile helfen sollten, ihn – ausgerechnet! – zu schlagen. Er wusste nicht, ob Faile es vorgeschlagen hatte – sie war zornig, aber war sie so zornig? –, doch er vermutete, dass die beiden wollten, dass er ihr Gespräch hörte, was ihn
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