Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
hatte, fuhr auf Rands Herz zu.
    Rand rührte keinen Muskel. Stattdessen ergriff er Saidin , die männliche Hälfte der Wahren Quelle, und er musste dabei genauso wenig nachdenken wie beim Atmen. Saidin strömte in ihn und mit ihm die Verderbnis des Dunklen Königs, eine Lawine aus verdorbenem Eis, ein Strom stinkenden, geschmolzenen Metalls. Es versuchte, ihn zu erdrücken, ihn wegzuspülen, und er ritt auf dieser Welle wie ein Mann, der auf dem Gipfel eines zusammenbrechenden Berges balanciert. Er lenkte die Macht, einen einfachen Strang aus Luft, der den Dolch umschloss und ihn eine Armlänge von seiner Brust entfernt festhielt. Leere umgab ihn, und er schwebte mittendrin im Nichts, wo jeder Gedanke und jedes Gefühl aus der Ferne zu kommen schien.
    »Stirb!«, schrie Jarid, und er zog sein Schwert, als er auf Bashere zurannte. Lir und Henren und Elegar und alle anderen andoranischen Lords hatten das Schwert in der Hand, sogar Nasin, obwohl es wirkte, als falle es ihm gleich aus der Hand. Die Töchter hatten sich die Shoufas um die Köpfe gewickelt, und schwarze Schleier verdeckten die Gesichter bis hinauf zu den blauen oder grünen Augen, während sie ihre Speere mit den gefährlichen, langen Spitzen hoben. Die Aiel verschleierten sich immer, bevor sie töteten.
    »Halt!«, schrie Rand, und alle erstarrten, wo sie waren. Die Andoraner rissen verwirrt die Augen auf und die Töchter blieben einfach auf Zehenspitzen stehen. Bashere hatte sich überhaupt nicht mehr gerührt, nachdem er sich zunächst auf den Sessel zurückgesetzt hatte und wieder das Bein über die Lehne baumeln ließ.
    Rand pflückte den Dolch mit dem Horngriff mit einer Hand aus der Luft und ließ die Wahre Quelle fahren. Trotz der Fäule, die ihm den Magen umdrehte, der Verderbnis, die letzten Endes die Männer zerstörte, die mit der Macht umgehen konnten, fiel ihm das Loslassen schwer. Mit der Hilfe Saidins sah er schärfer und hörte besser. Es war ein Paradoxon, das er nicht verstand, aber wenn er im scheinbar endlosen Nichts schwebte, gegen körperliche Wahrnehmungen und Gefühle weitgehend abgeschirmt, waren all seine Sinne geschärft. Hinterher hatte er das Gefühl, nur noch ein halber Mensch zu sein. Und während etwas von der süßen Verderbnis zurückblieb, verflog der erhebende Glanz Saidins nun wieder. Dieser tödliche Glanz, der ihn umbrächte, wenn er in seinem Ankämpfen dagegen auch nur eine Handbreit zurückwich.
    Er drehte den Dolch in seinen Händen um und ging langsam auf Bashere zu. »Wäre ich nur einen Hauch langsamer gewesen«, sagte er mit sanfter Stimme, »dann wäre ich jetzt tot. Ich könnte Euch auf dem Fleck töten, und kein Gesetz Andors oder irgendeines anderen Landes würde mich schuldig sprechen.« Ihm wurde bewusst, dass er drauf und dran war, genau das zu tun. Kalte Wut hatte Saidin ersetzt. Die paar Wochen, die sie sich erst kannten, hatten dem nichts entgegenzustellen.
    Die schräg stehenden Augen des Mannes aus Saldaea blickten so gelassen drein, als sitze er gemütlich bei sich zu Hause. »Das würde meiner Frau nicht passen. Ihr passt ihr auch nicht, davon abgesehen. Wahrscheinlich würde Deira einfach die Führung übernehmen und wieder nach Taim suchen. Sie hält nichts von meinem Versprechen, Euch zu folgen.«
    Rand schüttelte leicht den Kopf. Sein Zorn war zum Teil durch die Gelassenheit des Mannes verraucht. Und durch seine Worte. Es hatte ihn überrascht, zu erfahren, dass unter den neuntausend Berittenen, die Bashere aus Saldaea mitgebracht hatte, alle Adligen ihre Frauen dabei hatten, genau wie die meisten der übrigen Offiziere. Rand begriff wohl nicht, wie ein Mann seine Frau so in Gefahr bringen konnte, aber in Saldaea war das Tradition. Es gab nur eine Ausnahme, und das waren Kriegszüge in die Große Fäule.
    Er mied jeden Blick in Richtung der Töchter. Sie waren von Kopf bis Fuß Soldaten, aber sie waren eben auch Frauen. Und er hatte versprochen, sie nicht von Gefahren und selbst vom Tod fernzuhalten. Allerdings hatte er nicht versprochen, bei solchen Gedanken nicht innerlich zusammenzuzucken. Es zerriss ihn beinahe, doch er hielt seine Versprechen. Er tat, was sein musste, obwohl er sich selbst deswegen hasste.
    Seufzend warf er den Dolch beiseite. »Eure Frage?«, sagte er in höflichem Ton. »Warum?«
    »Weil Ihr seid, wer Ihr seid«, sagte Bashere schlicht. »Weil Ihr – und auch diese Männer, die Ihr um Euch versammelt, denke ich – seid, was Ihr seid.« Rand hörte, wie sich hinter

Weitere Kostenlose Bücher