Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
alle die besten verfügbaren Pferde ritten.
Die Mayener trugen rote Brustharnische und Helme wie mit Rändern versehene Töpfe, die bis über den Nacken reichten, und ihre Speere wiesen rote Streifen auf. Viele von ihnen schienen fast genauso eifrig wie Nurelle. Die kleineren Cairhiener trugen einfache Brustharnische und Helme wie abgeschnittene Glocken, die harte Gesichter freigaben, wobei Helme und Brustharnische oft gleichermaßen verbeult waren. Ihre Speere waren ungeschmückt, obwohl hier und da Dobraines Con zu sehen war, ein kleines Viereck auf einem kurzen Stab, blau mit zwei weißen Edelsteinen, das Offiziere oder niedriger gestellte Lords des Hauses Taborwin kennzeichnete. Von ihnen wirkte niemand eifrig, nur grimmig. Sie hatten alle schon Kämpfe erlebt. In Cairhien nannten sie es ›den Wolf sehen‹.
Das brachte Perrin fast zum Lachen. Die Zeit der Wölfe war noch nicht gekommen.
Gegen Mittag trabte eine kleine Gruppe Aiel aus dem Wald und den Hang zur Straße hinab. Neben Rhuarc ritten zwei Töchter des Speers – Nandera und, wie Perrin nach einem Moment erkannte, Sulin. Sie sah im Cadin’sor ganz anders aus, das weiße Haar bis auf den Zopf am Hinterkopf kurz geschnitten. Sie wirkte … natürlich, was in Livree niemals der Fall gewesen war. Amys und Sorilea kamen hinter ihnen. Die Schultertücher um die Arme geschlungen, die Halsketten und Armbänder aus Gold und Elfenbein klimpernd, hielten sie ihre bauschigen Röcke am Hang gerafft, aber sie taten es den anderen in jeder Beziehung gleich.
Perrin schwang sich vom Pferd, um allen anderen voraus mit ihnen zu gehen. »Wie viele?«, fragte er nur.
Rhuarc schaute zu Gaul und Loial zurück, die vor der Kolonne neben Dobraine und Nurelle hergingen. Sie waren sogar für Perrins feines Gehör zu weit entfernt, um über das Hufgetrappel, das Klingen des Zaumzeugs und das Knirschen der Sättel hinweg etwas verstehen zu können, aber Rhuarc sprach dennoch leise. »Fünftausend Mann aus verschiedenen Gemeinschaften, etwas mehr als fünf. Ich konnte nicht viele mitbringen. Timolan war misstrauisch, weil ich nicht mit ihm gegen die Shaido gezogen bin. Wenn allgemein bekannt wird, dass Aes Sedai den Car’a’carn gefangen halten, fürchte ich, dass die Trostlosigkeit uns alle verschlingen wird.« Nandera und Sulin husteten gleichzeitig laut. Die beiden Frauen sahen einander an, und Sulin wandte den Blick schließlich errötend ab. Rhuarc sah sie kurz an – er roch verärgert – und murrte: »Ich habe auch fast eintausend Töchter des Speers versammelt. Hätte ich nicht durchgegriffen, wäre mir jede Einzelne von ihnen mit einer Fackel in der Hand nachgerannt um der Welt mitzuteilen, dass Rand al’Thor in Gefahr ist.« Seine Stimme wurde plötzlich härter. »Jede Tochter des Speers, die uns folgen will, wird lernen müssen, dass ich meine, was ich sage.«
Sulin und Nandera wurden beide rot, was auf ihren sonnengebräunten Gesichtern verblüffte.
»Ich …«, begannen beide im gleichen Augenblick. Abermals wurden jene Blicke gewechselt, und Sulin wandte schließlich mit womöglich noch stärker gerötetem Gesicht den Blick ab. Perrin konnte sich von Bain und Chiad her – die einzigen beiden Töchter, die er wirklich kannte – nicht an all dieses Erröten erinnern. »Ich habe es versprochen«, sagte Nandera steif, »und auch jede andere Tochter hat es feierlich versprochen. Wir werden den Befehlen des Häuptlings folgen.«
Perrin versagte sich die Frage, was die Trostlosigkeit sei, ebenso wie er nicht nachfragte, wie Rhuarc die Aiel ohne Fähren über den Alguenya gebracht hatte, da doch Wasser – über das sie nicht gehen konnten – das Einzige war, was Aiel aufzuhalten vermochte. Er hatte es gerne gewusst, aber die Antworten waren unwichtig. Sechstausend Aiel, fünfhundert von Dobraines Waffenträgern und zweihundert Geflügelte Wachen. Gegen sechs Aes Sedai, ihre Behüter und einige fünfhundert Wächter – das sollte genügen. Aber die Aes Sedai hielten Rand fest. Würde irgendjemand die Hand gegen sie zu erheben wagen, wenn sie ihm ein Messer an die Kehle legten?
»Da sind auch noch vierundneunzig Weise Frauen«, sagte Amys. »Sie beherrschen die Eine Macht am besten.« Sie äußerte Letzteres nur widerwillig – er erinnerte sich daran, dass Aielfrauen nicht gern zugaben, dass sie die Macht lenken konnten –, aber sie sprach weiter. »Wir hätten nicht so viele mitgebracht, aber sie wollten alle mitkommen.« Sorilea räusperte sich, und
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