Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
jetzt errötete Amys. Er würde Gaul danach fragen müssen. Aiel waren allen anderen Menschen, denen er jemals begegnet war, so unähnlich. Vielleicht erröteten sie erst, wenn sie älter wurden. »Sorilea führt uns an«, schloss Amys, und die ältere Frau schnaubte höchst zufrieden. Und sicherlich roch sie zufrieden.
Perrin unterdrückte nur mühsam ein Kopfschütteln. Sein Wissen über die Eine Macht hätte, noch zusammen mit einem dicken Daumen, in einen Fingerhut gepasst, aber er hatte erlebt, wozu Verin und Alanna imstande waren, und er hatte die Flamme gesehen, die Sorilea geschaffen hatte. Wenn sie eine derjenigen unter den Weisen Frauen war, welche die Macht am besten führen konnten, war er sich nicht sicher, dass sechs Aes Sedai sie nicht alle vierundneunzig zu einem Bündel verschnüren konnten. Dafür hätte er jedoch nicht die Hand ins Feuer gelegt.
»Sie müssen siebzig oder achtzig Meilen vor uns sein«, erklärte er. »Vielleicht auch hundert, wenn sie ihre Wagen vorantreiben. Wir werden uns beeilen müssen.« Während er wieder in den Sattel stieg, trabten Rhuarc und die anderen bereits weiter und den Hügel hinauf. Perrin hob die Hand, und Dobraine bedeutete den Reitern den Aufbruch. Es kam Perrin keinen Augenblick in den Sinn, sich zu fragen, warum Männer und Frauen, die alt genug waren, um seine Eltern sein zu können und die es gewohnt waren zu befehlen, ihm folgten.
Allerdings fragte er sich, wie schnell sie vorankommen würden. Aiel im Cadin’sor konnten mit den Pferden mithalten, aber er sorgte sich vor allem um die Weisen Frauen, von denen einige vielleicht bereits so alt wie Sorilea waren. Aber ob sie nun Röcke trugen oder nicht und ihr Haar weiß war oder nicht – die Weisen Frauen kamen genauso schnell voran wie alle anderen und hielten mit den Pferden mit, während sie sich in Gruppen ruhig unterhielten.
Die Straße wand sich weit sichtbar vor ihnen. Niemand begab sich während des Lichterfests auf die Reise und auch nur wenige in den Tagen davor, es sei denn, ihre Angelegenheit war so dringend wie seine. Die Sonne stieg höher, die Hügel wurden niedriger, und als sie in der Dämmerung ihr Lager errichteten, schätzte Perrin, dass sie vielleicht fünfunddreißig Meilen zurückgelegt hatten. Ein gutes Tagespensum. Ausgezeichnet für eine so große Gruppe Menschen, aber andererseits auch nur halb so viel, wie die Aes Sedai bewältigen konnten, es sei denn, sie wollten ihre Zugtiere töten. Er sorgte sich nicht mehr darum, ob er sie noch vor Tar Valon einholen könnte, sondern nur darum, was er tun konnte, wenn es so weit wäre.
Perrin lag auf seinen Decken, den Kopf auf dem Sattel, und blickte lächelnd zur Mondsichel hinauf. Wenn Wolken da gewesen wären, wäre die Nacht nicht annähernd so hell gewesen. Es war eine gute Nacht zum Jagen. Eine Gute Nacht für Wölfe.
Ein Bild gestaltete sich in seinem Geist: ein junger wilder Stier mit gelocktem Fell, stolz und mit in der Morgensonne schimmernden Hörnern. Perrin strich mit dem Daumen über die neben ihm liegende Streitaxt mit ihrer gefährlich gebogenen Klinge und dem scharfen Dorn. Die Stahlhörner von Junger Bulle, wie ihn die Wölfe nannten.
Er ließ seinen Geist auf die Suche gehen, sandte das Bild in die Nacht hinaus. Dort würden Wölfe sein, und sie würden von Junger Bulle wissen. Die Nachricht von einem Menschen, der mit Wölfen sprechen konnte, würde sich wie ein Lauffeuer im Land verbreiten. Perrin hatte nur zwei kennengelernt. Der eine ein Freund, der andere ein armer Teufel, der das Menschsein nicht hatte bewahren können. Er hatte die Geschichten über die Flüchtlinge gehört, die in die Zwei Flüsse einsickerten. Sie erzählten alte Geschichten von Männern, die sich in Wölfe verwandelten, Geschichten, die nur wenige wirklich glaubten und die erzählt wurden, um Kinder zu unterhalten. Drei behaupteten, Männer gekannt zu haben, die Wölfe wurden und verwildert waren, und wenn Perrin die Einzelheiten auch falsch erschienen waren, so war die Art, wie die beiden seine gelben Augen unbehaglich gemieden hatten, doch eine Bestätigung. Jene beiden, eine Frau aus Tarabon und ein Mann aus der Ebene von Almoth, würden nachts nicht nach draußen gehen. Sie schenkten ihm aus irgendeinem Grund Knoblauch, das er mit großem Genuss aß. Aber er versuchte nicht mehr, andere seiner Art zu finden.
Er spürte Wölfe, und ihre Namen kamen zu ihm. Zwei Monde und Feuersturm und Alter Hirsch und Dutzende weitere stürzten auf
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