Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
Speers legten die entwaffneten Shaido mit steinernen Gesichtern ihre Gewänder ab. Im Kampf gefangen genommen, würden sie das Gai’shain -Weiß ein Jahr und einen Tag lang tragen, selbst wenn es den Shaido irgendwie gelänge, das Lager zu überrennen. Cairhiener und Mayener stellten Wachen für eine große Ansammlung von zornigen Behütern und Jünglingen sowie ängstlichen Dienern auf. Es waren letztendlich fast genauso viele Bewacher wie Gefangene. Fast ein Dutzend Aes Sedai wurden von einer gleichen Anzahl Asha’man mit Schwertern und Drachen am Kragen abgeschirmt. Die Aes Sedai sahen elend und verängstigt aus. Rand erkannte drei, obwohl Nesune die Einzige war, die er mit Namen benennen konnte. Er erkannte keine ihrer Asha’man-Gefangenenwärter. Einige der Frauen, die Rand abgeschirmt und betäubt hatte, wurden zu jenen Gefangenen gebracht. Einige von ihnen begannen sich zu regen, während schwarz gewandete Soldaten und Geweihte mit dem Silberschwert am Kragen Saidin benutzten, um andere über den Boden zu ziehen und jenen ersten hinzuzugesellen. Einige von ihnen brachten die beiden bewusstlosen Aes Sedai und die Frau mit dem kantigen Gesicht aus dem Dickicht heraus. Sie schrie noch immer. Als sie der Menschenansammlung zugeführt worden waren, wandten sich einige der Aes Sedai jäh ab und übergaben sich.
Es waren auch noch andere Aes Sedai anwesend, von Behütern umgeben und von Männern in Schwarz bewacht, wenn auch nicht von der Quelle abgeschirmt; sie betrachteten die Asha’man genauso unbehaglich wie die bewachten Frauen. Sie sahen auch Rand an und wären mit Sicherheit zu ihm gekommen, wenn die Asha’man nicht gewesen wären. Rand erwiderte ihre Blicke. Alanna war dort. Er hatte nicht halluziniert. Er erkannte nicht alle ihre Begleiter, aber ausreichend viele. Sie waren insgesamt neun. Neun. Jäher Zorn stürmte aus dem Nichts heran, und Lews Therins Fliegengesumm wurde lauter.
Zu diesem Zeitpunkt überraschte es Rand überhaupt nicht mehr, Perrin heranstolpern zu sehen, Gesicht und Bart blutverschmiert, gefolgt von einem humpelnden Loial mit einer riesigen Streitaxt und einem helläugigen Burschen, der in seinem rot gestreiften Mantel wie ein Kesselflicker wirkte, nur dass er ein Schwert trug, dessen Klinge von einem Ende zum anderen dunkelrot verfärbt war. Rand hätte sich fast umgeschaut, um nachzusehen, ob Mat auch irgendwo dort war. Er sah auch Dobraine, zu Fuß und mit einem Schwert in der einen und Rands Banner in der anderen Hand. Nandera schloss sich Perrin an und ließ ihren Schleier sinken, sowie eine weitere Tochter des Speers, die Rand zunächst fast nicht erkannt hätte. Es war gut, Sulin wieder im Cadin’sor zu sehen.
»Rand«, keuchte Perrin, »dem Licht sei Dank, dass du noch lebst. Wir hatten gehofft, dass du uns ein Wegetor zur Flucht erschaffst, aber alles geriet durcheinander. Rhuarc und die meisten der Aiel sind noch immer draußen unter den Shaido und die Mehrzahl der Mayener und Cairhiener ebenso, und ich weiß nicht, was mit den Leuten von den Zwei Flüssen geschehen ist oder mit den Weisen Frauen. Die Aes Sedai sollten bei ihnen bleiben, aber …« Er stellte seine Streitaxt auf den Boden und lehnte sich keuchend auf den Stiel. Er wirkte, als würde er ohne diese Stütze umfallen.
Berittene Männer erschienen entlang der Barriere sowie Aielmänner mit roten Stirnbändern und Töchter des Speers mit roten Stoffbändern um die Arme. Die Barriere hielt auch sie außerhalb. Wo auch immer sie auftauchten, schwärmten Shaido auf sie ein und umzingelten sie.
»Lasst die Kuppel fahren«, befahl Rand. Perrin seufzte vor Erleichterung. Hatte er geglaubt, Rand würde sein eigenes Volk niedermetzeln lassen? Aber auch Loial seufzte. Licht, was dachten sie von ihm? Min begann ihm den Rücken zu reiben und murmelte leise, um ihn zu beruhigen. Aus irgendeinem Grund sah Perrin sie überrascht an.
Taim war vielleicht auch überrascht, aber er war sicherlich nicht erleichtert. »Mein Lord Drache«, sagte er mit angespannter Stimme, »dort draußen sind noch immer mehrere Hundert Shaido-Frauen, von denen einige nicht unwichtig sind. Ganz zu schweigen von einigen Tausend Shaido mit Speeren. Falls Ihr nicht herausfinden wollt, ob Ihr unsterblich seid, schlage ich vor, einige Stunden abzuwarten, bis wir diesen Ort gut genug kennen, um Wegetore zu erschaffen, von denen wir mit einiger Sicherheit wissen, wo sie hinführen werden. Es gab im Kampf Verluste. Ich habe heute mehrere Soldaten
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